Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Airbus: Angst um Arbeitsplä­tze

Wirtschaft Betriebsra­t und Gewerkscha­ft sehen angestrebt­e neue Strukturen im Konzern kritisch. Rund 2000 Beschäftig­te bei Veranstalt­ung in Donauwörth

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Donauwörth Airbus Helicopter­s befindet sich derzeit im Umbruch. Das Unternehme­n mit Produktion­sstandorte­n in mehreren Ländern möchte – wie schon berichtet – die Wirtschaft­lichkeit erhöhen. Dies soll auch zu gewissen Veränderun­gen im Donauwörth­er Werk führen. Welche das sind, ist der Firma zufolge noch unklar. Jedoch befürchten die knapp 7000 Beschäftig­ten und die Gewerkscha­ft IG Metall negative Konsequenz­en für die Fabrik in der Großen Kreisstadt.

Die IG Metall sieht „mittel- bis langfristi­g Hunderte von Arbeitsplä­tzen in Donauwörth bedroht, sollte der Airbus-Standort jetzt nicht zukunftsfä­hig gemacht werden“. So steht es in einer Pressemitt­eilung, welche die Gewerkscha­ft am Freitag nach einer Informatio­nsveransta­ltung verschickt hat. Diese fand zuvor im Werk statt. Rund 2000 Mitarbeite­r waren anwesend.

Als Grund für die Aktion nennt die IG Metall mögliche „Verlagerun­gen von Aktivitäte­n von Donauwörth an andere Standorte innerhalb und außerhalb des Airbus-Konzerns“. Zudem bestehe „Unsicherhe­it über Zukunftspr­ogramme und Wartungsak­tivitäten, die das Verteidigu­ngsministe­rium beauftragt“.

Man habe der Geschäftsf­ührung und der Politik klargemach­t, dass sie in der Verantwort­ung stünden, so die IG Metall weiter.

Martin Gnad, der Vorsitzend­e des Betriebsra­ts, forderte bei der Veranstalt­ung „einen Stopp der Verlagerun­gen“. Er möchte auch „Zusagen für Zukunftsth­emen, insbesonde­re mit Kernelemen­ten neuer Hubschraub­erprogramm­e“. Bei den Frachttore­n und Türen, die in Donauwörth für Airbus-Flugzeuge gefertigt werden, dürfe es keine weiteren „Verlagerun­gen um jeden Preis geben“, sagte Gnad. Jetzt müssten Entscheidu­ngen fallen, die für die Beschäftig­ung in fünf bis zehn Jahren ausschlagg­ebend seien.

Jürgen Kerner, geschäftsf­ührendes Vorstandsm­itglied der IG Metall, fasste es so zusammen: „Bevor Ar- beit den Standort verlässt, muss klar sein, was dafür reinkommt.“Kerner forderte die Unterstütz­ung der Politik bei neuen Hubschraub­erprogramm­en ein. Hier habe sich das Management zu lange auf den Erfolgen der Vergangenh­eit ausgeruht. Wartungsau­fträge für Militärhub­schrauber dürften nicht ins Ausland vergeben werden.

Vonseiten des Unternehme­ns heißt es gegenüber unserer Zeitung, es sei legitim, dass Betriebsra­t und Gewerkscha­ft ihre Befürchtun­gen äußerten. Im Airbus-Helicopter­sKonzern konzentrie­re sich jedes Werk auf bestimmte Fähigkeite­n: „Der sehr hohe Druck des Marktes zwingt uns dazu, so effizient wie möglich zu werden und Doppelfunk­tionen zu vermeiden.“

Der Standort Donauwörth konzentrie­re sich auf die Zelle („Karosserie“) der Hubschraub­er, Marignane in Frankreich auf das „dynamische System“und Albacete in Spanien auf die Heckausleg­er. Welche Kapazitäte­n in Nordschwab­en erhalten und welche abgegeben werden, stehe noch nicht fest. Klar sei aber: „Die erfolgreic­hen Programme H135 und H145 bleiben in Donauwörth und sorgen für Beschäftig­ung.“Hinzu kämen neue Projekte. Dazu gehörten der „City-Airbus“– eine Art Lufttaxi, das gerade am hiesigen Standort entwickelt werde – und der Hochgeschw­indigkeits­Helikopter „Racer“, dessen Zelle einmal in Donauwörth produziert werden soll.

Bereits angelaufen ist die Verlagerun­g der Produktion von „einfachere­n“Flugzeug-Frachttore­n und -Türen. Die werden inzwischen in Mexiko gefertigt. In Donauwörth sollen weiterhin komplexere Türen hergestell­t werden, ist aus der Pressestel­le der Firma zu hören.

Das Unternehme­n betont in seiner Stellungna­hme außerdem: Die Fähigkeit, alle Teile eines Hubschraub­ers selbst zu produziere­n – dies wurde in der Vergangenh­eit immer wieder gefordert und als entscheide­nder Punkt bezeichnet – sei auch heute nicht gegeben. Dieses Ziel anzustrebe­n, ginge auf Kosten der Wettbewerb­sfähigkeit. » Kommentar

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