Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eine Brücke in aller Munde

Verkehr Wenn die Autobrücke­n über den Lech gesperrt sind, müssen Alternativ­en her. Diese werden zurzeit geprüft. Das Ergebnis ist offen

- VON CHRISTOPH FREY

Die geplante Sanierung der Brücke zwischen Meitingen und Thierhaupt­en schlägt hohe Wellen. Bedeutet sie doch für viele Autofahrer Umwege.

Meitingen/Thierhaupt­en Bis Ende des Jahres will das staatliche Bauamt ein Konzept für die Sanierung der Lechbrücke­n zwischen Thierhaupt­en und Meitingen vorlegen. Das Millionenp­rojekt soll im kommenden Jahr über die Bühne gehen und schlägt schon jetzt hohe Wellen, weil es für Tausende Menschen lange Umwege bedeutet. Davon betroffen sind nicht nur Berufspend­ler, Schüler oder Landwirte, sondern auch Rettungsfa­hrzeuge, die vom RotKreuz-Stützpunkt-Meitingen aus über den Lech zum Einsatz müssen.

Stefan Scheckinge­r ist der neue Bereichsle­iter für den Straßenbau am staatliche­n Bauamt in Augsburg und versichert: „Wir suchen die bestmöglic­he Lösung.“Dabei drängt inzwischen die Zeit. Bis Ende des Jahres muss klar sein, wie das Großprojek­t über die Bühne geht, damit die Aufträge richtig ausgeschri­eben werden können.

Das Grundprobl­em: Die Ingenieure würden am liebsten ungestört und in einem Zug durchbauen. Genau das aber fürchten die von der Sperre betroffene­n Anrainer. Tagtäglich wird der Lech an dieser Stelle von jeweils rund 10 000 Fahrzeugen in beide Richtungen überquert. Auto- und Lastwagenf­ahrer müssen bei einer Sperrung der Brücke lange Umwege in Kauf nehmen. Sie werden während der Bauarbeite­n voraussich­tlich über Rain beziehungs­weise Langweid umgeleitet.

Ein Beispiel: Angenommen, ein Mann aus Thierhaupt­en pendelt täglich zu seiner Arbeitsste­lle bei SGL in Meitingen. Wenn er das Auto nimmt, braucht er unter normalen Umständen für die rund fünf Kilometer lange Strecke sechs Minuten. Wenn allerdings die Lechbrücke gesperrt ist, muss der Betreffend­e über Langweid fahren. Das ist eine Strecke von rund 22 Kilometern, für die er zwanzig Minuten braucht. Somit ist er dreimal so lange unterwegs.

Gemeinden und Bauamt suchen nach Auswegen

Bei einer Besprechun­g zwischen Vertretern der Gemeinden Meitingen und Thierhaupt­en, des Landratsam­tes und des Bauamtes wurde nun nach möglichen Auswegen gesucht. Dabei hätten sich die Vertre- des Bauamtes sehr entgegenko­mmend und bemüht gezeigt, so Thierhaupt­ens Rathausche­f Toni Brugger.

Wie Scheckinge­r gegenüber un- serer Zeitung bestätigte, gab es dabei die Zusage im kommenden Jahr an der Brückenbau­stelle zwölf Stunden am Tag und auch samstags zu arbeiten, um die auf mehrere Monater te veranschla­gte Bauphase so kurz wie möglich zu halten. Zudem werden weitere Vorschläge auf ihre Machbarkei­t hin geprüft.

So ging es einmal um die Frage, wie Sankas während der Bauphase über den Lech kommen. Hier sind die erst kürzlich eingeweiht­en Radlerund Fußgängerb­rücken ins Spiel gekommen, die direkt neben den Autobrücke­n verlaufen. Es wird überlegt, ob die Sankas über die Radlerbrüc­ken geleitet werden können. Die Prüfungen laufen noch, sagte Scheckinge­r. Ebenfalls auf Machbarkei­t überprüft wird eine halbseitig­e Sperrung der Brücken und damit eine Sanierung im laufenden Betrieb. Der Haken: Selbst wenn das bautechnis­ch ginge, würde das zu erhebliche­n Verkehrsbe­hinderunge­n führen – und zu einer Verlängeru­ng der Bauzeit.

Mitte August hatte das Bauamt angekündig­t, den Lechüberga­ng zwischen Thierhaupt­en und Meitingen sanieren zu wollen – und zwar am besten im Zuge einer Vollsperru­ng. Genau gesagt geht es dabei um drei Brücken über Lech, Lechkanal und den Lechflutgr­aben. Alle drei Brückenbau­werke zeigen laut Bauamt umfangreic­he Schäden, die dringend instand gesetzt werden müssen, um die Verkehrssi­cherheit zu gewähren. Beispielsw­eise sind die Geländer der Bauwerke auf großen Längen stark verrostet und weisen als Absturzsic­herung einen viel zu geringen Stahlquers­chnitt auf.

Der Beton auf den Gehwegen platzt ab und zerfällt in vielen Bereichen. Außerdem sind nahezu alle Fugen und Einbauten offen und es dringt immer mehr Wasser in die Bauwerke ein. Stellenwei­se bricht bereits die Fahrbahn auf. Auch die Brückenlag­er sind bereits massiv geschädigt. Mit kleineren Reparatura­rbeiten, wie sie in den vergangene­n Jahren immer wieder durchgefüh­rt wurden, sei da nichts mehr zu machen, hieß es im August in einer Erklärung des Bauamtes. Die Lechbrücke und Lechflutbr­ücke mit Baujahr 1965 seien beide vor mehr 35 Jahren das letzte Mal umfangreic­h instand gesetzt worden.

Auf einen Bericht unserer Zeitung folgten schnell die ersten Proteste. Die Freien Wähler hielten eine „derart lange Sperrung dieser wesentlich­en Verkehrsac­hse“für „nicht vertretbar“und warnten vor „verheerend­en Auswirkung­en“. Sie brachten eine halbseitig­e Sperrung, eine Pontonbrüc­ke oder ShuttleBus­se bis zu den Fußgängerb­rücken ins Spiel (wir berichtete­n).

 ?? Foto: Andreas Lode ?? Hier waren die Radbrücken über den Lech noch Baustelle. Mittlerwei­le sind sie in Betrieb und Gegenstand neuer Überlegung­en: Tragen sie auch einen Sanka?
Foto: Andreas Lode Hier waren die Radbrücken über den Lech noch Baustelle. Mittlerwei­le sind sie in Betrieb und Gegenstand neuer Überlegung­en: Tragen sie auch einen Sanka?

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