Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Eine Brücke in aller Munde
Verkehr Wenn die Autobrücken über den Lech gesperrt sind, müssen Alternativen her. Diese werden zurzeit geprüft. Das Ergebnis ist offen
Die geplante Sanierung der Brücke zwischen Meitingen und Thierhaupten schlägt hohe Wellen. Bedeutet sie doch für viele Autofahrer Umwege.
Meitingen/Thierhaupten Bis Ende des Jahres will das staatliche Bauamt ein Konzept für die Sanierung der Lechbrücken zwischen Thierhaupten und Meitingen vorlegen. Das Millionenprojekt soll im kommenden Jahr über die Bühne gehen und schlägt schon jetzt hohe Wellen, weil es für Tausende Menschen lange Umwege bedeutet. Davon betroffen sind nicht nur Berufspendler, Schüler oder Landwirte, sondern auch Rettungsfahrzeuge, die vom RotKreuz-Stützpunkt-Meitingen aus über den Lech zum Einsatz müssen.
Stefan Scheckinger ist der neue Bereichsleiter für den Straßenbau am staatlichen Bauamt in Augsburg und versichert: „Wir suchen die bestmögliche Lösung.“Dabei drängt inzwischen die Zeit. Bis Ende des Jahres muss klar sein, wie das Großprojekt über die Bühne geht, damit die Aufträge richtig ausgeschrieben werden können.
Das Grundproblem: Die Ingenieure würden am liebsten ungestört und in einem Zug durchbauen. Genau das aber fürchten die von der Sperre betroffenen Anrainer. Tagtäglich wird der Lech an dieser Stelle von jeweils rund 10 000 Fahrzeugen in beide Richtungen überquert. Auto- und Lastwagenfahrer müssen bei einer Sperrung der Brücke lange Umwege in Kauf nehmen. Sie werden während der Bauarbeiten voraussichtlich über Rain beziehungsweise Langweid umgeleitet.
Ein Beispiel: Angenommen, ein Mann aus Thierhaupten pendelt täglich zu seiner Arbeitsstelle bei SGL in Meitingen. Wenn er das Auto nimmt, braucht er unter normalen Umständen für die rund fünf Kilometer lange Strecke sechs Minuten. Wenn allerdings die Lechbrücke gesperrt ist, muss der Betreffende über Langweid fahren. Das ist eine Strecke von rund 22 Kilometern, für die er zwanzig Minuten braucht. Somit ist er dreimal so lange unterwegs.
Gemeinden und Bauamt suchen nach Auswegen
Bei einer Besprechung zwischen Vertretern der Gemeinden Meitingen und Thierhaupten, des Landratsamtes und des Bauamtes wurde nun nach möglichen Auswegen gesucht. Dabei hätten sich die Vertre- des Bauamtes sehr entgegenkommend und bemüht gezeigt, so Thierhauptens Rathauschef Toni Brugger.
Wie Scheckinger gegenüber un- serer Zeitung bestätigte, gab es dabei die Zusage im kommenden Jahr an der Brückenbaustelle zwölf Stunden am Tag und auch samstags zu arbeiten, um die auf mehrere Monater te veranschlagte Bauphase so kurz wie möglich zu halten. Zudem werden weitere Vorschläge auf ihre Machbarkeit hin geprüft.
So ging es einmal um die Frage, wie Sankas während der Bauphase über den Lech kommen. Hier sind die erst kürzlich eingeweihten Radlerund Fußgängerbrücken ins Spiel gekommen, die direkt neben den Autobrücken verlaufen. Es wird überlegt, ob die Sankas über die Radlerbrücken geleitet werden können. Die Prüfungen laufen noch, sagte Scheckinger. Ebenfalls auf Machbarkeit überprüft wird eine halbseitige Sperrung der Brücken und damit eine Sanierung im laufenden Betrieb. Der Haken: Selbst wenn das bautechnisch ginge, würde das zu erheblichen Verkehrsbehinderungen führen – und zu einer Verlängerung der Bauzeit.
Mitte August hatte das Bauamt angekündigt, den Lechübergang zwischen Thierhaupten und Meitingen sanieren zu wollen – und zwar am besten im Zuge einer Vollsperrung. Genau gesagt geht es dabei um drei Brücken über Lech, Lechkanal und den Lechflutgraben. Alle drei Brückenbauwerke zeigen laut Bauamt umfangreiche Schäden, die dringend instand gesetzt werden müssen, um die Verkehrssicherheit zu gewähren. Beispielsweise sind die Geländer der Bauwerke auf großen Längen stark verrostet und weisen als Absturzsicherung einen viel zu geringen Stahlquerschnitt auf.
Der Beton auf den Gehwegen platzt ab und zerfällt in vielen Bereichen. Außerdem sind nahezu alle Fugen und Einbauten offen und es dringt immer mehr Wasser in die Bauwerke ein. Stellenweise bricht bereits die Fahrbahn auf. Auch die Brückenlager sind bereits massiv geschädigt. Mit kleineren Reparaturarbeiten, wie sie in den vergangenen Jahren immer wieder durchgeführt wurden, sei da nichts mehr zu machen, hieß es im August in einer Erklärung des Bauamtes. Die Lechbrücke und Lechflutbrücke mit Baujahr 1965 seien beide vor mehr 35 Jahren das letzte Mal umfangreich instand gesetzt worden.
Auf einen Bericht unserer Zeitung folgten schnell die ersten Proteste. Die Freien Wähler hielten eine „derart lange Sperrung dieser wesentlichen Verkehrsachse“für „nicht vertretbar“und warnten vor „verheerenden Auswirkungen“. Sie brachten eine halbseitige Sperrung, eine Pontonbrücke oder ShuttleBusse bis zu den Fußgängerbrücken ins Spiel (wir berichteten).