Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Jetzt nach Südtirol
Der Deutsche ist bekanntlich Reiseweltmeister. Aus keinem anderen Land entfliehen im Sommer mehr Menschen in ferne Gestade. Mallorca beispielsweise ist dermaßen fest in deutscher Hand, dass es fast als 17. Bundesland durchgehen könnte. Gespannt bin ich auf die Zahl der deutschen Touristen, die sich dieses Jahr – Diktatur hin, Diktatur her – auf den Weg in die Türkei gemacht haben.
Aber der eigentliche Sehnsuchtsort der Deutschen ist Südtirol. Dass Südtirol ja eigentlich zu Italien gehört, blendet der deutsche Tourist einfach aus. Denn mit Italien hat Südtirol ja gar nichts zu tun! In Südtirol herrscht Ordnung und nicht mediterrane Schlamperei. Und der Südtiroler spricht Deutsch und das auch noch in einer lustigen Variante – Luis Trenker lässt grüßen.
Im Grunde seines Herzens ist der Deutsche doch eher ein Berg- und Wanderkamerad („luftige Höhen, sonnige Berge, Bergvagabunden sind wir, ja wir“) denn ein Meeresfreund. Unter dem Gipfelkreuz eine Brotzeit einzunehmen, das macht die Seele weit. Und im Herbst hat auch das Törggelen seine Vorzüge. Nach einer Wanderung in eine Bergwirtschaft einkehren und bei Suser, Speckknödel und Schüttelbrot den Magen zu füllen, das ist für viele Deutsche ein DreiSterne-Gourmet-Erlebnis.
Südtirol in die Karten spielt auch die demografische Entwicklung Deutschlands. Bald wird die Gruppe der 60- bis 80-Jährigen die Oberhand gewinnen. Ein weiterer Vorteil: Das gelobte Land liegt ja (für den Augsburger sowieso) praktisch direkt vor unserer Haustür. Und von Eppan aus ist – wenn’s unbedingt sein muss – der Gardasee auch nicht weit. Da brüstet sich der motorisierte Augsburger gern, dass er die Strecke Lechhausen – Bardolino in dreieinhalb Stunden schafft. Aber da ist alles teurer und die Leute dort sprechen in der Regel Italienisch.
Ich gebe zu, auch ich bin schon oft dem Charme Südtirols erlegen. Von Feldthurns aus auf den „Keschtnweg“nach Kloster Säben zu wandern, das ist Natur pur. Oder hinauf auf die Radlseehütte und oben den besten Kaiserschmarrn der Welt genießen, mit Blick auf die Plose – keine schlechte Alternative zu Bibione.
Und vom Alter her bin ich locker reif für Südtirol.
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An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.