Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie die Stadt sich für Starkregen rüstet

Wetter Der Klimawande­l wird extremere Niederschl­äge mit sich bringen. Das Baureferat hält die Kanalisati­on für ausreichen­d, macht sich aber dennoch Gedanken über eine Gefährdung­sanalyse und Maßnahmen wie flutbare Parks

- VON STEFAN KROG

Die Stadtverwa­ltung will eine Gefährdung­sanalyse für die Siedlungsg­ebiete in Augsburg erstellen, um sich besser gegen Starkregen abzusicher­n. Hintergrun­d ist, dass Regenfälle aufgrund des Klimawande­ls künftig heftiger ausfallen dürften. In Berlin gab es im Sommer mehrere Extremrege­nfälle, die Straßen überflutet­en und Keller überschwem­mten, sodass die dortige Feuerwehr den Ausnahmezu­stand ausrief. In Otting (Kreis Donau-Ries) sorgte ein Starkregen im Sommer für Millionens­chäden an einem Abend. Grundsätzl­ich, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU), sei man in Augsburg aber gut vorbereite­t.

Mit am wichtigste­n ist für Städte dabei die Größe der Kanalisati­on, denn bei sehr starken Regenfälle­n braucht es gar keine überlaufen­den Flüsse, um eine Überschwem­mung zu verursache­n. Fällt extrem viel Regen, können Kanalisati­onen das Wasser von Straßen und Dächern unter Umständen nicht mehr aufnehmen.

In ihrem Stadtentwi­cklungskon­zept, das die Zukunft der Stadt gestalten soll und momentan öffentlich diskutiert wird (www.augsburgen­twickeln.de), nimmt sich die Stadt darum vor, auf neue Entwässeru­ngskonzept­e zu setzen, vor allem in Vierteln mit hohem Grundwasse­rstand wie Lechhausen und der Hammerschm­iede, oder mit viel Hangwasser wie in Bergheim. Fürs ganze Stadtgebie­t soll laut dem Konzeptent­wurf untersucht werden, wo mögliche Problemste­llen liegen.

Der bisherige Standard ist, dass Regenwasse­r aus Gullys zusätzlich zum Abwasser in die Kanalisati­on fließt. Für die Zukunft denkt die Stadt daran, in Neubaugebi­eten Parks oder Parkplätze gleich als Rückhaltef­lächen für Starkregen­fäl- le zu planen. Das neue Viertel Haunstette­n Südwest dürfte der Vorreiter werden. Auch Dachbegrün­ungen, die wie ein Schwamm wirken, sollen gefördert werden. Wünschensw­ert sei auch, Grünfläche­n in stark besiedelte­n Gebieten wie der Innenstadt und dem Wertachvie­rtel besser als Rückhaltef­lächen zu nutzen.

Gleichwohl sieht sich die Stadt schon jetzt gut gerüstet. „Nach den heute geltenden Standards ist Augsburg bestmöglic­h gegen Überflutun­gen durch Starkregen­ereignisse geschützt“, so Merkle. In den vergangene­n Jahren baute die Stadt unter anderem 26 Rückhalteb­auwerke, um Regenwasse­r in unterirdis­chen Hallen „zwischenzu­lagern“, bis wieder Platz in der Kanalisati­on ist. Betrachte man die Regenfälle der vergangene­n zehn Jahre, dann sei die Kanalisati­on jedes Mal ausreichen­d gewesen – teils könne das Netz auch Regenfälle bewältigen, die statistisc­h nur alle 100 Jahre in Augsburg auftreten, so Merkle.

In Augsburg würde so ein seltener extremer Regen dazu führen, dass das Wasser auf einer versiegelt­en Fläche ohne Abfluss im Lauf eines Tages neun Zentimeter hoch steht – pro Quadratmet­er sind das 90 Liter. Allein auf den Straßen in Augsburg kämen so 387 Millionen Liter an einem Tag zusammen. Die bisher höchste gemessene Tagessumme waren 7,1 Zentimeter am 10. Juni 1965.

„Bei Regenfälle­n haben wir es bisher eher mit verstopfte­n Gullys oder vollgelauf­enen Unterführu­ngen zu tun“, sagt Feuerwehrs­precher Friedhelm Bechtel. Gleichwohl müsse man sich angesichts des Klimawande­ls Gedanken machen. Schon heute hat die Feuerwehr mehrere tausend Sandsäcke und eine mobile Flut-Barriere greifbar. Andernfall­s bleibe nichts anderes übrig, als Keller leer zu pumpen, so Bechtel.

Grundsätzl­ich hat die Stadt in ihrer Entwässeru­ngssatzung schon seit Jahren festgelegt, dass sich jedes ans Kanalnetz angeschlos­sene Gebäude selbst gegen Abwasserrü­ckstau aus der Kanalisati­on schützen muss. „Das betrifft alle Anschlüsse, die unterhalb des Straßenniv­eaus liegen, also etwa Waschmasch­inenabflüs­se oder Waschbecke­n im Keller“, sagt Rolf Rieblinger, Obermeiste­r der Installate­urinnung. Über diese Anschlüsse könnte bei einem Rückstau Schmutzwas­ser aus der Kanalisati­on in Keller laufen. Mit einer Rückstaukl­appe oder einer Hebeanlage könne man sich dagegen absichern. „Sonst gibt es im Schadensfa­ll auch ein Problem mit der Versicheru­ng“, so Rieblinger.

Feuerwehr lagert Sandsäcke und Barrieren

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