Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Bürgermeister beklagt Misstrauen
Appell Der Diedorfer Peter Högg sieht sich und die Verwaltung im Visier. Ständig werde nach Fehlern gesucht. „Hört auf damit“, sagt er im Gemeinderat. Unterdessen steigen die Kosten für ein altes Projekt
Diedorf Die Stimmung im Diedorfer Gemeinderat ist auf einem neuen Tiefpunkt angekommen. Auf der jüngsten Gemeinderatssitzung hatte sich der Bürgermeister Peter Högg mit einem eindringlichen Appell an die Gemeinderäte gewandt. Er wolle das Misstrauen, das von Teilen des Gemeinderats den Mitarbeitern seiner Verwaltung entgegengebracht werde, nicht mehr hinnehmen. „Wir brauchen eine neue Diskussionskultur. Ich muss das aushalten, ich bin Wahlbeamter“, so Högg weiter. Seine Mitarbeiter aber wolle er vor Unterstellungen bewahren. Immerhin müsse man noch gut zwei Jahre, Högg meinte bis zur nächsten Kommunalwahl, anständig miteinander auskommen. „Mit mir kann man zusammenarbeiten, wenn man das will“, ist er überzeugt. Der Bürgermeister schloss mit einem Appell an die Gemeinderäte: „Hört auf damit.“
war geschehen? Immer wieder würden die oberen Ebenen seiner Verwaltung mit Anfragen von Gemeinderäten konfrontiert, die auf dieses Misstrauen schließen ließen, so Peter Högg nach der Sitzung. „Ich muss mich da vor meine Leute stellen“, macht er klar. Umso mehr, als nun endlich das Bauamt wieder komplett besetzt sei. Aber es geht auch um Peter Högg als Person, das ist ihm selbst klar.
Ob sich das Klima im Diedorfer Gemeinderat wieder beruhigt, daran glauben Vertreter sämtlicher Fraktionen im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen kaum noch. Der Grund dafür, so die einhellige Meinung, liege darin, wie alles begann: Die CSU, eigentlich politische Heimat von Peter Högg, hatte nicht ihn, sondern den jetzigen Gemeinderat Stefan Mittermeier als Kandidaten für das Bürgermeisteramt aufgestellt. Högg trat aus der Partei aus und mit ihm gingen eine Reihe langjähriger Gemeinderäte. Sie gründe- „Wir für Diedorf (WfD)“, heute die größte Fraktion mit acht von 20 Sitzen im Rat. Högg wurde im ersten Anlauf Bürgermeister, Mittermeier kam auf nicht mehr als gut 15 Prozent der Stimmen. Im Gegenzug verweigerte WfD dann der CSU, immerhin mit vier Sitzen zweitstärkste Fraktion im Rat, den Posten des Zweiten oder Dritten Bürgermeisters. Was zunächst dennoch auf der Basis sachlichen Zusammenarbeitens gut zu klappen schien, ist spätestens seit der Pleite um den Kindergartenbau in Hausen zum offenen Konflikt geworden.
Auslöser des aktuellen Streits ist der neue Flyer der CSU, der demnächst an die Diedorfer Haushalte verteilt wird. Ein Thema ist die Erschließung des Behelfs-KindergarWas tens in Oggenhof. Die sei am Ende weitaus teurer als zunächst den Gemeinderäten mitgeteilt, heißt es dort, die Kosten seien am Ende fünfmal höher als erwartet. Weil in dem Zusammenhang unterschiedliche Dinge verglichen würden, so Högg. Alles ließe sich aufklären und es gebe auch für alles eine plausible Erklärung, sagte er im Gemeinderat. Dass man mit solchen Zahlen und dem ewigen Suchen nach Fehlern zuerst an die Öffentlichkeit geht, das könne so nicht weitergehen.
Die höheren Kosten seien nun aber da und müssten bezahlt werden, so CSU-Fraktionssprecher Thomas Rittel auf der Sitzung. Vor der Abstimmung sei das den Räten nicht bekannt gewesen. „Ohne saubere Kostenaufstellung können wir aber keine Beschlüsse fassen“, so Thomas Rittel. Nicht zum ersten Mal sei das so geschehen. Im aktuellen Fall geht es um 30000 Euro für die komplette Erschließung des Beten helfskindergartens in Oggenhof einschließlich Erdaushub – im Gegensatz zu kalkulierten 5800 Euro ohne Aushub.
Apropos Kindergarten in Hausen: Der wird nach der aktuellen Schätzung der neuen Architekten 3,8 Millionen Euro kosten. Vor einem knappen Jahr hatte man die Arbeit mit den ersten Architekten bei Kosten in Höhe von 3,7 Millionen Euro abgebrochen – viel zu teuer, hatten die Gemeinderäte befunden. Die Trennung von den ursprünglichen Architekten hat nun ein Nachspiel vor Gericht, deren Klage ist inzwischen bei der Gemeinde eingegangen, wie Högg auf der Sitzung sagte. Auf der nächsten Gemeinderatssitzung Mitte November will der Anwalt der Gemeinde den Räten hinter verschlossenen Türen erläutern, was der Trennung vorausgegangen war und worauf sich die Klage bezieht. Auf dieses Vorgehen hatte sich der Gemeinderat zuletzt geeinigt.
Neuer Flyer an alle Haushalte löst den aktuellen Streit aus