Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Meilenstei­n für ein Energiepro­jekt

Umwelt Der große Pufferspei­cher für das Projekt „Kalte Nahwärme“ist installier­t. SGL Carbon schenkt Meitingen 20 Jahre lang ihre Abwärme. Warum sich Häuslebaue­r im neuen Baugebiet freuen dürfen

- VON MARGRET STURM

Meitingen Mit einem Kran schwebte gestern der riesige Pufferspei­cher ein, der ein zentrales Element des Meitinger Projekts „Kalte Nahwärme“ist. Der Speicher hat ein Fassungsve­rmögen von 15 000 Litern Warmwasser und soll für einen optimalen Ausgleich zwischen gelieferte­r Abwärme und tatsächlic­hem Verbrauch sorgen. Alle am Projekt Beteiligte­n beobachtet­en gespannt, wie der Pufferspei­cher in einer großen Kammer im Boden versenkt wurde. Das sieben Tonnen schwere Gerät sei ein „sichtbarer Meilenstei­n“eines innovative­n Energiepro­jekts, meinte Bürgermeis­ter Michael Higl. Auch Professor Wolfgang Rommel vom Bifa-Umweltinst­itut in Augsburg, das zusammen mit der Firma Ratioplan das Projekt in Meitingen begleitet, nannte das Vorhaben „beispielha­ft“, er kenne kein anderes solches Projekt in Deutschlan­d. Worum geht es in Meitingen? Die Abwärme, die bei der Firma SGL Carbon anfällt, soll in der nebenan entstehend­en Neubausied­lung genutzt werden.

Den künftigen Bewohnern wird also rund 30 Grad warmes Wasser geliefert, was etwa zum Betrieb einer Fußbodenhe­izung ausreicht. Wer in dem Gebiet ein Haus baut, spart sich also die Investitio­n in eine Heizungsan­lage. Vielmehr kommt die Wärme über ein Rohrnetz von SGL ins Neubaugebi­et. Das Rohrnetz wird vom Wasserwerk Meitingen errichtet, inklusive der erforderli­chen Wärme- pumpen, die für noch wärmeres Wasser etwa zum Duschen sorgen werden. Optimiert wird das System zusätzlich durch eine Fotovoltai­kanlage.

Die zentrale Übergabest­ation für die Nahwärme befindet sich in dem Mehrfamili­enhaus, das die Wohnungsba­u GmbH Meitingen gerade in der Werner-von-Siemens-Straße und damit direkt gegenüber von SGL Carbon errichtet; die 20 Wohneinhei­ten sollen im April 2018 bezugsfert­ig sein. Der Pufferspei­cher wurde gestern direkt neben diesem Haus im Boden versenkt.

Bis 2019 sollen in dem Baugebiet 14 Einfamilie­nhäuser und – im Laufe der nächsten Jahre – zehn Mehrfamili­enhäuser mit rund 150 Wohneinhei­ten entstehen. Häuslebaue­r werden von der Energieber­atung des Landkreise­s unterstütz­t und informiert. Zu zahlen haben sie künftig nur für die tatsächlic­h verbraucht­e Wärme, und zwar zu einem wettbewerb­sfähigen und für die nächsten 20 Jahre weitgehend gesicherte­n Energiepre­is, wie die Marktgemei­nde betont.

Die Firma SGL Carbon habe die Idee für dieses Projekt gehabt und sei damit auf den Markt Meitingen zugekommen, so Bürgermeis­ter Higl gestern. SGL-Geschäftsf­ührer Otto Olbrich, der ebenfalls den Einbau des Pufferspei­chers verfolgte, sprach von einem „langfristi­gen und einmaligen Projekt“, und man sei froh, es zusammen mit dem Markt Meitingen realisiere­n zu können.

Ökonomisch wird sich das Vorhaben nach Einschätzu­ng von Olbrich für SGL eher nicht rechnen. Die Firma wollte die Nahwärme eigentlich an den Markt Meitingen verkaufen, doch dann wäre das Projekt insgesamt einfach zu teuer geworden, wie auch Professor Rommel vom BifaUmwelt­institut bestätigte. So schenkt SGL Carbon die Abwärme dem Markt Meitingen laut Vertrag 20 Jahre lang. Das Vorhaben sei trotzdem sinnvoll, gerade weil sich das Baugebiet in der Nachbarsch­aft befinde, betonte Olbrich und freute sich über die „gute Zusammenar­beit“mit dem Markt Meitingen. Im Ort wird durch das Nahwärme-Projekt ein neuer Primärener­gieverbrau­ch von bis zu 1,5 Millionen Kilowattst­unden pro Jahr vermieden.

 ?? Foto: Andreas Lode ?? Beim Einbau des großen Pufferspei­chers für das Nahwärme Projekt in Meitingen: (von links) Bürgermeis­ter Michael Higl, Bifa Geschäftsf­ührer Wolfgang Rommel und Bifa Projektman­ager Markus Hertel, Matthias Beuter von den LEW, Elias Bettrich (Ratio plan),...
Foto: Andreas Lode Beim Einbau des großen Pufferspei­chers für das Nahwärme Projekt in Meitingen: (von links) Bürgermeis­ter Michael Higl, Bifa Geschäftsf­ührer Wolfgang Rommel und Bifa Projektman­ager Markus Hertel, Matthias Beuter von den LEW, Elias Bettrich (Ratio plan),...

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