Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Heimatbrot statt Krustenbrot
Klasse sollte eigentlich jedes Kind schwimmen können, sagt sie. „Wenn es nicht so ist, liegt das oft an den Eltern. Eine Mutter zum Beispiel hat Angst vor Wasser und überträgt das auch auf ihr Kind.“Andere würden sich schlicht wenig darum kümmern, dass ihr Kind schwimmen lernt. Das führt in einen Teufelskreis. Denn: „Schlechte Schwimmer bringen auch öfter Entschuldigungen für den Schwimmunterricht mit.“Sich um die Nichtschwimmer zu kümmern und gleichzeitig die Technikfehler der anderen zu beseitigen, dafür bleibe im regulären Unterricht nur selten Zeit.
Die Rainer Schulen haben ihr Hallenbad direkt in der Stadt – ein Luxus. Anderswo haben Bäder geschlossen oder liegen so weit entfernt, dass nach Busfahrt, Umziehen und Duschen gerade mal eine halbe Stunde im Wasser bleibt. Doch selbst in Rain ist trotz unmittelbarer Nähe zum Wasser nur achtmal Schwimmen im Schuljahr vorgesehen. Es gibt ja auch noch andere Inhalte im Sportunterricht. Wie viel Schwimmen nötig ist, dazu macht das Kultusministerium keine konkreten Vorgaben. Auch ein Schwimmabzeichen ist nicht Pflicht.
Organisator Anton Schmid hofft, dass der Unterricht im Wasser durch die Schwimmwoche mehr Platz und Wertschätzung an den Schulen bekommt. Der 71-Jährige führt dafür zurzeit die nötigen Gespräche. Er ist zuversichtlich, dass das Kultusministerium den Versuch aufgreift und bald für Schulen in ganz Bayern anbietet.
Sportlehrerin Christine Förg ist dafür. Ihre Sechstklässler haben nach der Intensiv-Woche erfolgreich Seepferdchen und bronzene, die Besten sogar silberne Schwimmabzeichen erhalten. „Wenn die Kinder jeden Tag im Wasser sind, ist das Gelernte auch nicht so schnell vergessen.“Hinter ihr machen die Schüler gerade ein paar „Arschbomben“vom Drei-Meter-Turm. Auch für solche Späße bleibt bei der Schwimmwoche Zeit.
Heimatbrot ist ein guter Anfang. Super-Brot wäre besser. Denn der Name entscheidet. Superfood ist super. Superfood-Smoothie. Superfood-Snack. SuperfoodSäfte. Da ist schon zu hören, wie super das im Körper wirkt. Wie er dank Spitzenlebensmitteln zur Spitzenleistung hochfährt. Wer will da noch Krustenbrot?
Heute macht ja auch kaum noch einer Gymnastik. Die meisten gehen ins Yoga. Klingt besser. Wer traut sich noch zu sagen, dass er gerne Gemüseeintopf kocht? Gibt es doch Buddha-Bowl. Und wer zum Frühstück frische Semmeln, Käse, Marmelade oder Honig liebt, lebt geradezu lebensgefährlich. So viel Fett, Zucker, Kohlenhydrate. So viel Ungesundes. Nichts püriert. Ohne Chiasamen. Keine Goji-Beeren. Null Powerstoffe.
Kein Wunder, dass ein Bäcker nach dem anderen schließt. Kein Wunder, dass viele Metzger ums Überleben kämpfen. Sie haben den Trend zur Super-Semmel, zum Super-Schnitzel verschlafen. Wo bleibt der Super-Gesundheitseffekt?
Tja, der gesunde Menschenverstand scheint manchem beim Streben nach Optimierung des eigenen Körpers und Geistes etwas abhandengekommen zu sein. Sonst würden mehr die Geschäftemacherei hinter vielem Superfood entdecken und einfach auf Ausgewogenheit achten. Sie würden auch schmecken, dass frisches Brot super ist – obwohl es nicht Super-Brot heißt.