Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Heimatbrot statt Krustenbro­t

- VON DANIELA HUNGBAUR huda@augsburger allgemeine.de

Klasse sollte eigentlich jedes Kind schwimmen können, sagt sie. „Wenn es nicht so ist, liegt das oft an den Eltern. Eine Mutter zum Beispiel hat Angst vor Wasser und überträgt das auch auf ihr Kind.“Andere würden sich schlicht wenig darum kümmern, dass ihr Kind schwimmen lernt. Das führt in einen Teufelskre­is. Denn: „Schlechte Schwimmer bringen auch öfter Entschuldi­gungen für den Schwimmunt­erricht mit.“Sich um die Nichtschwi­mmer zu kümmern und gleichzeit­ig die Technikfeh­ler der anderen zu beseitigen, dafür bleibe im regulären Unterricht nur selten Zeit.

Die Rainer Schulen haben ihr Hallenbad direkt in der Stadt – ein Luxus. Anderswo haben Bäder geschlosse­n oder liegen so weit entfernt, dass nach Busfahrt, Umziehen und Duschen gerade mal eine halbe Stunde im Wasser bleibt. Doch selbst in Rain ist trotz unmittelba­rer Nähe zum Wasser nur achtmal Schwimmen im Schuljahr vorgesehen. Es gibt ja auch noch andere Inhalte im Sportunter­richt. Wie viel Schwimmen nötig ist, dazu macht das Kultusmini­sterium keine konkreten Vorgaben. Auch ein Schwimmabz­eichen ist nicht Pflicht.

Organisato­r Anton Schmid hofft, dass der Unterricht im Wasser durch die Schwimmwoc­he mehr Platz und Wertschätz­ung an den Schulen bekommt. Der 71-Jährige führt dafür zurzeit die nötigen Gespräche. Er ist zuversicht­lich, dass das Kultusmini­sterium den Versuch aufgreift und bald für Schulen in ganz Bayern anbietet.

Sportlehre­rin Christine Förg ist dafür. Ihre Sechstkläs­sler haben nach der Intensiv-Woche erfolgreic­h Seepferdch­en und bronzene, die Besten sogar silberne Schwimmabz­eichen erhalten. „Wenn die Kinder jeden Tag im Wasser sind, ist das Gelernte auch nicht so schnell vergessen.“Hinter ihr machen die Schüler gerade ein paar „Arschbombe­n“vom Drei-Meter-Turm. Auch für solche Späße bleibt bei der Schwimmwoc­he Zeit.

Heimatbrot ist ein guter Anfang. Super-Brot wäre besser. Denn der Name entscheide­t. Superfood ist super. Superfood-Smoothie. Superfood-Snack. SuperfoodS­äfte. Da ist schon zu hören, wie super das im Körper wirkt. Wie er dank Spitzenleb­ensmitteln zur Spitzenlei­stung hochfährt. Wer will da noch Krustenbro­t?

Heute macht ja auch kaum noch einer Gymnastik. Die meisten gehen ins Yoga. Klingt besser. Wer traut sich noch zu sagen, dass er gerne Gemüseeint­opf kocht? Gibt es doch Buddha-Bowl. Und wer zum Frühstück frische Semmeln, Käse, Marmelade oder Honig liebt, lebt geradezu lebensgefä­hrlich. So viel Fett, Zucker, Kohlenhydr­ate. So viel Ungesundes. Nichts püriert. Ohne Chiasamen. Keine Goji-Beeren. Null Powerstoff­e.

Kein Wunder, dass ein Bäcker nach dem anderen schließt. Kein Wunder, dass viele Metzger ums Überleben kämpfen. Sie haben den Trend zur Super-Semmel, zum Super-Schnitzel verschlafe­n. Wo bleibt der Super-Gesundheit­seffekt?

Tja, der gesunde Menschenve­rstand scheint manchem beim Streben nach Optimierun­g des eigenen Körpers und Geistes etwas abhandenge­kommen zu sein. Sonst würden mehr die Geschäftem­acherei hinter vielem Superfood entdecken und einfach auf Ausgewogen­heit achten. Sie würden auch schmecken, dass frisches Brot super ist – obwohl es nicht Super-Brot heißt.

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 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Schwimmen, Tauchen, Springen: Die Sechstkläs­sler der Realschule Rain haben alle Voraussetz­ungen für ein Schwimmabz­eichen in wenigen Tagen gelernt. Spaßsprüng­e wie auf dem Bild rechts gehören übrigens nicht dazu.
Fotos: Marcus Merk Schwimmen, Tauchen, Springen: Die Sechstkläs­sler der Realschule Rain haben alle Voraussetz­ungen für ein Schwimmabz­eichen in wenigen Tagen gelernt. Spaßsprüng­e wie auf dem Bild rechts gehören übrigens nicht dazu.
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