Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Vertrauen allein reicht nicht aus

- VON MATTHIAS SCHALLA thia@augsburger allgemeine.de

Schwabmünc­hen. „Wir hatten bis zum 15. Oktober nur 20 Motorradun­fälle zu verzeichne­n“, sagt Polizeiche­f Gernot Hasmüller. Dies bedeutet gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang von mehr 35 Prozent. Da galt es 31 Unfälle aufzunehme­n. Im Bereich der sogenannte­n „Rennstreck­e“zwischen den Abzweigung­en bei Leuthau und Münster hat sich die Zahl der Unfälle sogar von vier auf zwei halbiert.

Im Gegensatz zur Polizei in Bobingen ist im Bereich der Schwabmünc­hner Augsburg auf den Kreisstraß­en in den Stauden immer wieder Geschwindi­gkeitsmess­ungen durch. Zudem wurden Prävention­sgespräche bei den Kontrollen geführt.

Rückläufig­e Unfallzahl­en kann auch Gerhard Stern vom Polizeiprä­sidium Schwaben Nord vermelden. „Nach neun Monaten wurden insgesamt 216 Verkehrsun­fälle mit Motorräder­n über 125 Kubik, beziehungs­weise mit mehr als 15 PS, gemeldet“, sagt er. Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum 227 Unfälle. Erfreulich sei aber vor allem, dass sich die Zahl der tödlichen Unfälle von vier auf zwei halbiert hat.

Hauptunfal­lursachen ist dabei in fast der Hälfte aller Fälle (46 Prozent) eine überhöhte oder nicht angepasste Geschwindi­gkeit. Auf der anderen Seite sind wiederum Motorradfa­hrer nicht immer Verursache­r: „Oftmals werden sie von anderen Verkehrste­ilnehmern, insbesonde­re den Autofahrer­n übersehen“, erklärt Stern. Dabei werde vor allem die Geschwindi­gkeit der Zweiradfah­rer aufgrund der schmalen Silhouette unterschät­zt.

Auffallend ist allerdings, dass bei den Motorradun­fällen der Schwerpunk­t mit 40 Prozent bei der Altersgrup­pe der 45- bis 64-Jährigen liegt, gefolgt von den 24- bis 44-Jährigen mit einem Anteil von knapp 27 Prozent vor den 18- bis 24-Jährigen (21,5 Prozent).

Geht es allerdings um die Schuldfrag­e, die zu den Unfällen geführt hat, gibt es eine einfache Rechnung. Sind die 18- bis 24-Jährigen bei den Verkehrsun­fällen insgesamt mit rund einem Fünftel (21,5 Prozent) beteiligt, so erhöht sich ihr Anteil bei der schuldhaft­en Beteiligun­g auf mehr als ein Viertel mit 25,8 Prozent. Erster Polizeihau­ptkommissa­r Stern zieht daher folgendes Fazit: „18- bis 24-jährige Motorradfa­hrer sind häufiger schuldhaft in Unfälle verwickelt beziehungs­weise durch verkehrswi­driges oder fehlerhaft­es Verhalten auffällig.“»Kommentar

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. So lassen sich die Zahlen der aktuellen Statistik über die Motorradun­fälle am einfachste­n erklären. Die Maßnahmen der Polizei vor allen an der sogenannte­n Bergrennst­recke in den Stauden haben Erfolg gehabt. Gemeinsame Kontrollen der örtlichen Inspektion­en zusammen mit der Verkehrspo­lizei Augsburg und den gleichzeit­igen Prävention­sgespräche­n dürften somit die richtige Strategie gewesen sein.

Doch trotz der rückläufig­en Zahlen, zwei Menschen starben bei den Unfällen in der Region. Und es sind in der Regel stets die gleichen Unfallursa­chen. Zu hohe oder nicht angepasste Geschwindi­gkeit sowie ein Übersehen der Motorradfa­hrer. Weitere Kontrollen an den Brennpunkt­en sind daher auch zukünftig lebenswich­tig. Dass illegale Straßenren­nen nun nicht mehr als Ordnungswi­drigkeit, sondern als Straftat mit möglichen Haftstrafe­n geahndet werden, ist die richtige Entscheidu­ng. Denn ein Vertrauen auf die Vernunft eines jeden einzelnen reicht leider nicht aus.

Oft sind Motorradfa­hrer an Unfällen nicht schuld

 ?? Archivfoto: Reinhold Radloff ?? Oft sind die Folgen eines Motorradun­falls tragisch: Das Risiko für schwerste Verletzung­en oder Tod sind enorm hoch. Vor diesem Hintergrun­d zeigt sich die Polizei in der Re gion erleichter­t, dass die Zahl der tödlichen Unfälle wieder zurückgega­ngen ist...
Archivfoto: Reinhold Radloff Oft sind die Folgen eines Motorradun­falls tragisch: Das Risiko für schwerste Verletzung­en oder Tod sind enorm hoch. Vor diesem Hintergrun­d zeigt sich die Polizei in der Re gion erleichter­t, dass die Zahl der tödlichen Unfälle wieder zurückgega­ngen ist...
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