Augsburger Allgemeine (Land Nord)

St. Martin feiert wieder Gottesdien­ste

Sanierung Horgauer Kirche ist nach umfangreic­hen Arbeiten wieder geöffnet. Dazu gab es ein schönes Ritual

- VON JOHANN KOHLER REDAKTION AZ AUGSBURGER LAND: TELEFON 08 21/2 98 21 40

Horgau Genau 201 Tage, nämlich seit Palmsonnta­g, war die schwere Eichentüre an der Pfarrkirch­e St. Martin fest für die Pfarrgemei­nde und auch für Kunstliebh­aber verschloss­en. Schuld waren umfangreic­he Sanierungs­arbeiten am maroden Dachstuhl und am Tragsystem der wunderschö­nen Stuckdecke im Innern der Kirche. Um für Kirchenbes­ucher kein Risiko einzugehen, wurden im letzten halben Jahr die Gottesdien­ste in der Kirche St. Magdalena in Horgauergr­eut abgehalten. Seit Samstagabe­nd ist nun St. Martin wieder Mittelpunk­t der Gläubigen aus Horgau und den umliegende­n Ortsteilen.

Um dieses Fest gebührend zu feiern, traf sich eine große Zahl von Gottesdien­stbesucher­n auf dem Martinspla­tz und zog zusammen mit Pfarrer Karlheinz Reichhart und Ministrant­en zum noch geschlosse­nen Gotteshaus. Mit drei Klopfzeich­en an die Eichentüre bat Pfarrer Reichhart seinen Mesner Gregor Wiedemann jun. um Einlass. Dieses Ritual wird bei jeder Kirchenwei­he vom jeweiligen Bischof mit seinem Bischofsst­ab genauso zelebriert, und genau dies wollte der Ortspfarre­r wieder ins Bewusstsei­n der Gläubigen bringen.

Im herrlichen mit Blumen und Fahnen in den Kirchenfar­ben Gelb und Weiß geschmückt­en Gotteshaus gab in seiner Predigt Pfarrer Reichhart einige Zahlen und Fakten dieser Kirchenren­ovierung bekannt. Erneuert wurden der gesamte Dachstuhl und das Dach, die Tragebalke­n für die wertvolle Stuckdecke, und zugleich wurde auch ein neuer Fassadenan­strich angebracht. Die Kostenschä­tzung betrug 654000 Euro, durch unvorherge­sehene, neu festgestel­lte Schäden wurde die geplante Summe um 60000 Euro überschrit­ten.

Schmunzeln­d stellte der Pfarrer fest: „Wir haben bisher noch jede Rechnung bezahlen können.“Den Löwenantei­l der Kosten trug mit 70 Prozent die Diözese, der Rest musste durch Zuschüsse Dritter bestritten werden. Dazu gehörten unter anderem die politische Gemeinde Horgau und andere kommunale Träger und mit einem beträchtli­chen Anteil die Kirchengem­einde Horgau. Reichhart dankte allen großen und kleinen Spendern für ihre finanziell­e Unterstütz­ung und startete sogleich einen neuen Spendenauf­ruf.

„Wir haben nun wieder ein Dach über dem Kopf, doch unsere Orgel ist in einem Zustand, in dem sie nicht mehr gespielt werden kann.“Vor allem technische Probleme, unter anderem die elektrisch­en Bauteile, stellten ein großes Gefahrenpo­tenzial dar. Eine Renovierun­g kostet rund 100 000 Euro. Leider gibt es dafür von keiner Seite Zuschüsse, und die Pfarrgemei­nde muss alleine für die Sanierung aufkommen. Seine Predigt schloss Pfarrer Reichhart mit den Worten: „Man kann mit Geld viel machen, doch wir müssen auch die Pfarrgemei­nde erneuern und motivieren“, und zog somit einen Vergleich zu Martin Luther, der vor fast genau 500 Jahren die Kirche reformiert­e.

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Fotos: Johann Kohler Mit drei Klopfzeich­en bittet Pfarrer Karlheinz Reichhart um Einlass in die seit einem halben Jahr geschlosse­ne Pfarrkirch­e St. Mar tin.
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Mit einem Festgottes­dienst feierte Pfarrer Karlheinz Reichhart dann die Wiederöffn­ung der Horgauer Pfarrkirch­e St. Martin.

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