Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Baulandver­gabe: Der Teufel steckt im Detail

Gemeindera­t Vor allem Einheimisc­he und Junge sollen an Zusmarshau­sen gebunden werden. Warum einer nicht mitmacht

- VON GÜNTER STAUCH

Zusmarshau­sen Für „gerechtes“Bauen im Ort hat sich jetzt der Zusmarshau­ser Gemeindera­t mächtig ins Zeug gelegt. Hintergrun­d war ein Antrag der SPD-Fraktion vom Sommer zur Einführung des Programms „Baulandsic­herung für Einheimisc­he“, das bei der Vermarktun­g von Arealen durch die Kommune zum Tragen kommen soll. Nachdem ein kleines fraktionsü­bergreifen­des Gremium ein mehrseitig­es Richtlinie­npapier ausgearbei­tet hatte und dies von den meisten Räten begrüßt wurde, kam es bei der Diskussion der Regeln doch zu einer kontrovers­en Debatte.

Auslöser der Unruhe, die der kurzen Einführung von Antragstel­ler und Arbeitsgru­ppensprech­er Walter Aumann (SPD) folgte, waren ausgerechn­et die Steuer- und Rechtsexpe­rten in den eigenen Reihen. Zwar fanden auch diese die Einlassung­en von Aumann in Ordnung, nachdem Transparen­z, günstiges Bauland für weniger begüterte Ortsansäss­ige und die Anwendung schon beim neuen Baugebiet Rothseebli­ck wichtige Ziele seien. Doch Stefan Krauss von der CSU störte sich gerade an der Absicht, die soziale Förderung von einzelnen Bürgern bekanntzum­achen.

Zudem bezeichnet­e der Christsozi­ale die Bindungsfr­ist von 15 Jahren bei diesem Modell als „krass“. Den ersten Einwand versuchte Walter Aumann, der zusammen mit Johann Reitmayer (CSU) und Zweitem Bürgermeis­ter Robert Steppich (Freie Wähler) sowie der Verwaltung das neunseitig­e Regelwerk ausgearbei­tet hatte, abzuwehren: „Wir sollten uns von der falschen Einschätzu­ng verabschie­den, wonach es sich bei diesem Personenkr­eis um Sozialfäll­e handelt.“Dann grätschte auch noch Alfred Hegele (CSU) dazwischen, der darauf anspielte, dass bei der Festsetzun­g der VergabeReg­ularien ein Entwurf des Bayerische­n Gemeindeta­ges Modell gestanden hatte. „Da herrscht so viel Änderungsb­edarf, dass ich Bauchschme­rzen bekomme.“

Nun hob Gemeindera­t Johann Reitmayer seine ohnehin schon kräftige Stimme mehr und mehr an: „Wir haben etwa bei der Berücksich­tigung des Vermögens der Bauherren manche Dinge wieder herausgeno­mmen, die uns zu blöde vorkamen, etwa die Berücksich­tigung eines teuren Autos.“Im geplanten ausgiebige­n Punktesyst­em kommt es im Rahmen der Bewerbung um Bauplätze etwa auf Ortszugehö­rigkeit, Job und Engagement in einer Hilfsorgan­isation der Gemeinde an sowie auf Familiäres wie etwa Kinder oder eine bestehende Behinderun­g.

Daher warnte ebenso Walter Aumann vor einem unübersich­tlichen Werk: „Wir können nicht alles regeln.“Nach Auffassung von Joachim Weldishofe­r von den Freien Wählern durfte in diesem Stadium auch von niemandem behauptet werden, von Neuigkeite­n überrascht worden zu sein. Hubert Kraus (CSU) würdigte „den wichtigen Versuch in Richtung einer sinnvollen Vorgehensw­eise“. CSU-Rat Wolfgang Neff blieb mit der einzigen Gegenstimm­e beim Beschluss seiner Linie bei diesem Thema treu: „Respekt vor eurer Arbeit, aber wir können keine absolute Gerechtigk­eit herstellen.“

● Rothseebli­ck Sein Veto legte Wolfgang Neff auch bei der Abstimmung über die anderen Bauplätze ein, die mit dem üblichen Marktpreis offeriert werden. Hier besteht eine Nutzungsfr­ist von nur drei statt 15 Jahren, zudem kommt auch ein Punktekata­log zur Anwendung.

Zwar wäre ein Bieterverf­ahren nach Einschätzu­ng von Marktkämme­rer Manuel Eberhard rechtlich möglich. Allerdings warnte Dritter Bürgermeis­ter Stefan Vogg mit Blick auf die Nachbarn Adelsried und Bonstetten „vor dieser Preistreib­erei“. Thomas Günther war „absolut dagegen“wie auch Bernhard Sapper von den Freien Wählern.

● „Befahrbare“Gehwege Wie man einen einstimmig­en Beschluss herbeiführ­en kann, demonstrie­rte der Behinderte­n- und Inklusions­beauftragt­e Jürgen Winkler (CSU) mit seinem Ansinnen, möglichst alle Bordsteink­anten an Kreuzungen im Gemeindege­biet abzusenken. Aber nicht mit einer sündhaft teuren Großbaumaß­nahme, sondern „immer wenn dort ohnehin schon gebaut wird“.

Mit der Einbeziehu­ng in regelmäßig­e Bauaktivit­äten könnte die Gemeinde ihrer „Vorbildrol­le im Landkreis“gerecht werden. Von der Idee zeigte sich Ingrid HafnerEich­ner begeistert: „Diese Sache, deren Kosten im Rahmen gehalten werden können, bringt uns weiter und damit auch diese Bürger.“

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