Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Moment, i googel des mal!“
Den Stammtisch zeichnete früher Dispute aus. Gestritten wurde über Fragen wie, wer der Erfinder der Bananenflanke ist oder ob Völler oder Matthäus bei der WM 1970 im Halbfinale doppelt getroffen haben. Natürlich konnte so ein Stammtischstreit nicht aufgelöst werden, deshalb gab es immer zwei zufriedene Parteien, die glaubten, im Recht zu sein. Solcherart Diskussionen entstehen heute gar nicht mehr, da immer irgendeiner sein Smartphone zückt und sagt „Moment, des hammer glei“. Und Google weiß sofort die Antwort auf die Frage. Zurück bleibt ein „Geschlagener“, der zähneknirschend seinen Irrtum eingestehen muss.
Unlängst bei Freunden eine Situation, die an Absurdität nicht zu überbieten war: Ein Bekannter erwähnt, dass er demnächst einen Städte-Urlaub in Straßburg verbringe. Das Gespräch kommt auf die Spezialitäten von französischen Konditoreien. Jemand stellt die Frage (nicht unbedingt nach Antwort heischend), wie viele Konditoreien es in Straßburg wohl gebe. Dreißig Sekunden später kommt die Antwort: „38 Konditoreien, davon 34 sehr französisch ausgerichtet, vier bieten eher deutsche Backwaren an.“Einer hat das schnell gegoogelt und alle mit dieser überlebensnotwendigen Erkenntnis beglückt.
Aber wohin kommen wir, wenn wir uns nichts mehr merken und nichts einprägen müssen, weil Google, unser Prothesen-Gehirn, ja alles weiß? So hat die Mnemotechnik, die Wissenschaft vom Sich-DingeMerken, bald ausgedient. Die Methode „Loci“sagte uns, wenn wir uns Dinge merken müssen, sollten wir diese im Geist entlang eines Weges platzieren. Wenn wir also in der Stadt beim Einkaufen Schwierigkeiten haben, uns alles zu merken, sollten wir die „Gegenstände“mit Plätzen verknüpfen. Den Fisch auf einer Lech-Kiesbank, die Äpfel im Hofgarten und die Socken im Rathaus.
Früher machte man einen Knopf ins Taschentuch, aber wer hat schon noch ein Stoff-Taschentuch in der Hose, wenn wir in den Apotheken ständig Papiertaschentücher geschenkt bekommen …
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An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.