Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Förster rettet klösterlic­hes Mauswiesel

Natur Das Tier kann sich in Oberschöne­nfeld nicht aus einem Lichtschac­ht befreien. Doch es naht ein kundiger Retter

- VON LAURA GASTL

Oberschöne­nfeld Vermutlich war das zierliche Zwergwiese­l auf der Jagd nach Mäusen, als es im Klostergar­ten Oberschöne­nfeld in den Lichtschac­ht fiel. Von selbst konnte es sich nicht mehr befreien. Ein Glück, dass Förster Pentti Buchwald zur Stelle war, der sich gerade wegen einer Baumpflanz­ung auf dem Gelände befand. Er musste schnell zur Rettung eilen. Dabei müsse man behutsam vorgehen, denn das kleine Mauswiesel könne „böse zwicken“, erklärt der Waldpädago­ge. Es handele sich um ein Raubtier mit entspreche­ndem Gebiss.

Besucher hatten die Äbtissin des Klosters, Gertrud Pesch, am Dienstag auf das gefangene Tier aufmerksam gemacht. Diese informiert­e Pentti Buchwald. Daraufhin bugsierte der Förster das Mauswiesel vorsichtig in einen Eimer mit Deckel. Der Weg ins Freie musste rasch ablaufen, da das Tier sonst zu lange unter Stress gelitten hätte. Pentti Buchwald wählte zur Freilassun­g einen Spielplatz, da hier viele Sträucher zur Deckung dienen. Außerdem sei es wichtig, das Mauswiesel in sicherer Umgebung auszusetze­n und nicht in der Nähe einer Straße. Eine andere Möglichkei­t wäre es gewesen, ein Brett als Kletterhil­fe in den Lichtschac­ht zu legen: Dann könne sich das „schwer geschützte“Tier laut Buchwald selbst befreien. Vorbeugend kann auch eine Abdeckung in Form eines Gitters verhindern, dass Tiere in Schächte fallen – neben dem Schutz vor Einbrecher­n natürlich, wie Buchwald schmunzeln­d anmerkt.

Was ist eigentlich ein Mauswiesel? Es gehört zur Familie der Marder und ist das kleinste Raubtier der Welt. Wie beim Hermelin auch ist sein Sommerfell hellbraun und auf der Unterseite weiß. Im Winter kann sich das Zwergwiese­l ganz weiß färben, was in Mitteleuro­pa aber eher selten vorkommt. Für Förster Buchwald ist das Mauswiesel „nützlich in all seiner Berechtigu­ng“: So reguliert es beispielsw­eise durch seine Ernährung den Mäusebesta­nd. Allerdings kann gerade der nahe Verwandte, das große Wiesel, auch zum Verhängnis für Kaninchen und Hühner werden, wenn die Ställe nicht gut mit Maschendra­ht abgesicher­t sind.

Doch das Mauswiesel ist vor allem „lebender Biotopweis­er“, wie es Pentti Buchwald ausdrückt. Seine Anwesenhei­t zeuge von der Qualität des Lebensraum­s, so wie zum Beispiel im Naturpark rund um Oberschöne­nfeld. Wenn man die gelenkigen Raubtiere unterstütz­en will, sollte man seinen Garten möglichst naturbelas­sen halten und viele Sträucher und Hecken pflanzen. Das nütze nicht nur dem Mauswiesel, sondern unter anderem auch Vögeln und Eichhörnch­en.

Wer nun ein Mauswiesel in ähnlich heikler Lage findet, sollte das Wildtier sofort befreien. Auch das Kloster-Wiesel saß wohl noch nicht allzu lange in seinem unfreiwill­igen Gefängnis: Es zeigte sich noch sehr fit und nicht verhungert. Vielleicht habe es ja das Beste aus seiner misslichen Situation gemacht, schmunzelt Buchwald – indem es Mäuse gefressen hat, die ebenfalls in den Lichtschac­ht gefallen sind.

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Foto: Andreas Lode Gerettet: Pentti Buchwald hat das Mauswiesel in einem Eimer gefangen und auf dem Spielplatz ausgesetzt.

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