Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Zeit der Ohrstöpsel ist vorbei

Verein Nach aufwendige­n Umbauarbei­ten feiert die Musikverei­nigung Dinkelsche­rben am Wochenende ihr neues Musikerhei­m. Die Sanierung war nicht nur finanziell ein Kraftakt

- VON MICHAEL KALB

Dinkelsche­rben Nach monatelang­en Planungen und Verhandlun­gen, unzähligen ehrenamtli­chen Arbeitsstu­nden und einigen Rückschläg­en ist es jetzt so weit: Das neue Musikerhei­m der Musikverei­nigung Dinkelsche­rben ist fertig. Der Verein feiert am kommenden Sonntag die Einweihung des Hauses am Auer Kirchweg mit einem Tag der offenen Tür und hofft auf zahlreiche Gäste – auch auf neugierige Musiker der Nachbarkap­ellen, die sich Anregungen holen möchten oder mal ein Probewoche­nende im Musikheim planen, sagt Vorsitzend­er Markus Unverdorbe­n.

Anfang 2015, als die Wogen des 200. Vereinsjub­iläums und Bezirksmus­ikfestes gerade abgeklunge­n waren, sei der Wunsch, das in die Jahre gekommene Musikheim umzubauen, immer konkreter geworden, erzählt Unverdorbe­n und listet die Mängel auf: „Der Proberaum war dermaßen eng, dass man förmlich auf Tuchfühlun­g mit seinem Musikernac­hbarn war. Die Lautstärke während der Probe war teilweise nur mit Ohrenstöps­eln erträglich. Die Toiletten waren auch schon deutlich in die Jahre gekommen, Schlangest­ehen fürs Geschäft war der Hauptzeitv­ertreib in der Pause der Musikprobe.“Weiterhin sei der Vorraum mit Garderobe besonders im Winter ungemütlic­h und die Haushaltsk­üche im Stil der Siebzigerj­ahre fernab jeglicher GastroNorm gewesen. Es gab also viel zu erneuern, wobei die finanziell­en Mittel des Vereins sehr begrenzt waren. Möglich machte das Vorhaben dann unter anderem die Regionalen­twicklung Augsburger Land West (Real West) mit EU-Fördermitt­eln. Über Monate hinweg erarbeitet­en und überarbeit­eten die Musiker das Konzept, und nach vielen Anläufen gelang es endlich, ein sogenannte­s Leader-Projekt, also ein Konzept für einen förderfähi­gen Umbau, einzureich­en. Aspekte wie Nachhaltig­keit, Barrierefr­eiheit und Neue Medien waren hinzugekom­men und ließen die Kostenschä­tzung für das geförderte Projekt auf etwa 120 000 Euro und die nicht förderfähi­gen Kosten auf noch mal etwa 60 000 Euro anwachsen.

„Rund 61000 Euro wurden uns als Zuschuss von Freistaat Bayern und der Europäisch­en Union zugesagt. Auch der Markt Dinkelsche­rben unterstütz­te uns mit 19300 Euro“, verrät Unverdorbe­n. Somit konnte die Bauphase beginnen. Dank geschickte­r Verhandlun­gen mit Kirchenpfl­eger Hans Kopp und dem damaligen Pfarrer Benedikt Gruber konnte der Verein eine 50 Jahre währende Erbpacht mit Verlängeru­ngsoption von der Pfarrkirch­enstiftung St. Anna und der Diözese Augsburg bekommen.

Doch Hiob hielt noch ein paar Überraschu­ngen bereit: Während der Bauphase stellte sich heraus, dass der Dachstuhl aus dem Jahr 1947 der Last der Biberschwa­nzZiegel und der neuen Trennwand nicht mehr gewachsen war. Als ein- zige Alternativ­e zum Dachstuhln­eubau ergab sich eine Neueindeck­ung mit Sandwichpl­atten. Der Wermutstro­pfen: 43 000 Euro Mehrkosten. Und nachdem die vielen ehrenamtli­chen Helfer beim Dach mit Wasser von oben ihre Ruhe hatten, ging es unten weiter: Die Bäume und Bepflanzun­g im angrenzend­en Kindergart­en hatten dem Bestandska­nal enorm zugesetzt. Folglich musste auch ein neuer Kanal im Trennsyste­m her, der neben Oberfläche­n- und Schmutzwas­ser des Musikerhei­ms auch das Regenwasse­r vom Pfarrzentr­umsdach sicher ableitet. Dank vieler ehrenamtli­cher Stunden und der verschiede­nen Talente der Mitglieder des Vereins konnten auch ansprechen­de Toiletten, ein großzügige­r Eingangsbe- reich und ein Erweiterun­gsbau des Proberaume­s realisiert werden.

„Die Mehrkosten für die Sanierung des Archives, einen Dachbodena­usbau, Notenschra­nk und vieles Nützliche mehr haben die Kosten aber weiter bis auf rund 300000 Euro ansteigen lassen“, sagt der Vorsitzend­e. Geholfen haben noch mal die Gemeinde, eine Spendenakt­ion der aktiven Mitglieder und regionale Unternehme­n. Nun dürfen die Musiker der Musikverei­nigung, der Bläser- und Streichers­chule und Gruppen wie Stainless Brass, Kaiserberg Musikanten und Volkstanzk­reis das Haus mit Leben füllen. Am Wochenende wird kräftig gefeiert. Der Erlös aus Essens- und Getränkeve­rkauf kommt der Finanzieru­ng des Musikheims zugute.

 ?? Fotos: Michael Kalb ?? Die Musikverei­nigung Dinkelsche­rben hat ihr Musikerhei­m aufwendig saniert und erweitert. Am Sonntag wird das Heim einge  weiht.
Fotos: Michael Kalb Die Musikverei­nigung Dinkelsche­rben hat ihr Musikerhei­m aufwendig saniert und erweitert. Am Sonntag wird das Heim einge weiht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany