Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Zeit der Ohrstöpsel ist vorbei
Verein Nach aufwendigen Umbauarbeiten feiert die Musikvereinigung Dinkelscherben am Wochenende ihr neues Musikerheim. Die Sanierung war nicht nur finanziell ein Kraftakt
Dinkelscherben Nach monatelangen Planungen und Verhandlungen, unzähligen ehrenamtlichen Arbeitsstunden und einigen Rückschlägen ist es jetzt so weit: Das neue Musikerheim der Musikvereinigung Dinkelscherben ist fertig. Der Verein feiert am kommenden Sonntag die Einweihung des Hauses am Auer Kirchweg mit einem Tag der offenen Tür und hofft auf zahlreiche Gäste – auch auf neugierige Musiker der Nachbarkapellen, die sich Anregungen holen möchten oder mal ein Probewochenende im Musikheim planen, sagt Vorsitzender Markus Unverdorben.
Anfang 2015, als die Wogen des 200. Vereinsjubiläums und Bezirksmusikfestes gerade abgeklungen waren, sei der Wunsch, das in die Jahre gekommene Musikheim umzubauen, immer konkreter geworden, erzählt Unverdorben und listet die Mängel auf: „Der Proberaum war dermaßen eng, dass man förmlich auf Tuchfühlung mit seinem Musikernachbarn war. Die Lautstärke während der Probe war teilweise nur mit Ohrenstöpseln erträglich. Die Toiletten waren auch schon deutlich in die Jahre gekommen, Schlangestehen fürs Geschäft war der Hauptzeitvertreib in der Pause der Musikprobe.“Weiterhin sei der Vorraum mit Garderobe besonders im Winter ungemütlich und die Haushaltsküche im Stil der Siebzigerjahre fernab jeglicher GastroNorm gewesen. Es gab also viel zu erneuern, wobei die finanziellen Mittel des Vereins sehr begrenzt waren. Möglich machte das Vorhaben dann unter anderem die Regionalentwicklung Augsburger Land West (Real West) mit EU-Fördermitteln. Über Monate hinweg erarbeiteten und überarbeiteten die Musiker das Konzept, und nach vielen Anläufen gelang es endlich, ein sogenanntes Leader-Projekt, also ein Konzept für einen förderfähigen Umbau, einzureichen. Aspekte wie Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit und Neue Medien waren hinzugekommen und ließen die Kostenschätzung für das geförderte Projekt auf etwa 120 000 Euro und die nicht förderfähigen Kosten auf noch mal etwa 60 000 Euro anwachsen.
„Rund 61000 Euro wurden uns als Zuschuss von Freistaat Bayern und der Europäischen Union zugesagt. Auch der Markt Dinkelscherben unterstützte uns mit 19300 Euro“, verrät Unverdorben. Somit konnte die Bauphase beginnen. Dank geschickter Verhandlungen mit Kirchenpfleger Hans Kopp und dem damaligen Pfarrer Benedikt Gruber konnte der Verein eine 50 Jahre währende Erbpacht mit Verlängerungsoption von der Pfarrkirchenstiftung St. Anna und der Diözese Augsburg bekommen.
Doch Hiob hielt noch ein paar Überraschungen bereit: Während der Bauphase stellte sich heraus, dass der Dachstuhl aus dem Jahr 1947 der Last der BiberschwanzZiegel und der neuen Trennwand nicht mehr gewachsen war. Als ein- zige Alternative zum Dachstuhlneubau ergab sich eine Neueindeckung mit Sandwichplatten. Der Wermutstropfen: 43 000 Euro Mehrkosten. Und nachdem die vielen ehrenamtlichen Helfer beim Dach mit Wasser von oben ihre Ruhe hatten, ging es unten weiter: Die Bäume und Bepflanzung im angrenzenden Kindergarten hatten dem Bestandskanal enorm zugesetzt. Folglich musste auch ein neuer Kanal im Trennsystem her, der neben Oberflächen- und Schmutzwasser des Musikerheims auch das Regenwasser vom Pfarrzentrumsdach sicher ableitet. Dank vieler ehrenamtlicher Stunden und der verschiedenen Talente der Mitglieder des Vereins konnten auch ansprechende Toiletten, ein großzügiger Eingangsbe- reich und ein Erweiterungsbau des Proberaumes realisiert werden.
„Die Mehrkosten für die Sanierung des Archives, einen Dachbodenausbau, Notenschrank und vieles Nützliche mehr haben die Kosten aber weiter bis auf rund 300000 Euro ansteigen lassen“, sagt der Vorsitzende. Geholfen haben noch mal die Gemeinde, eine Spendenaktion der aktiven Mitglieder und regionale Unternehmen. Nun dürfen die Musiker der Musikvereinigung, der Bläser- und Streicherschule und Gruppen wie Stainless Brass, Kaiserberg Musikanten und Volkstanzkreis das Haus mit Leben füllen. Am Wochenende wird kräftig gefeiert. Der Erlös aus Essens- und Getränkeverkauf kommt der Finanzierung des Musikheims zugute.