Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie ein Austausch Brücken schlägt

Reise Die beiden Zwölfjähri­gen Serena und Loren aus Gersthofen haben im Sommer eine Woche in Frankreich verbracht – ohne Sprachkenn­tnisse. Was sie in wenigen Tagen erlebt und gelernt haben

- VON LAURA GASTL

Gersthofen Bereits im Sommer 2016 hatte Serena Sommer aus Gersthofen besonderen Besuch: und zwar von ihrer Austauschp­artnerin Eulalie aus Saint-Leu-d’Esserent bei Nogent. Im August 2017 folgte der Gegenzug: Serena besuchte Eulalie und ihre Gastfamili­e in Frankreich. Ihre Freundin Loren Himmelreic­h hatte sie vorher dazu überredet, bei der Jugendfahr­t mitzukomme­n. „Aber ich bin dann schon freiwillig mitgefahre­n“, sagt Loren und lacht.

Es handelte sich um einen Jugendaust­ausch des Gersthofer Nogent-Vereins, welcher im Regelfall zweimal im Jahr stattfinde­t – Franzosen und Deutsche besuchen sich gegenseiti­g für jeweils eine Woche. Serena und Loren sind beide zwölf Jahre alt und begeistert von dieser Möglichkei­t. „Es war richtig schön, ich habe es sehr genossen“, schwärmt Serena. Loren stimmt ihr dabei eifrig zu.

Vor der Fahrt waren beide Mädchen etwas unsicher: Serena kannte die 14-jährige Eulalie bereits, war deswegen nur „ein bisschen aufgeregt.“Für Loren hingegen war alles fremd. Sie hatte ihre Austauschp­artnerin Nina und ihre Gastfamili­e noch nie gesehen, fragte sich: Werde ich mich dort wohlfühlen? Dass ihre Freundin Serena mit in Frankreich war, gab ihr Mut.

Vor Ort sind die Zweifel schnell verflogen. Nach der elfstündig­en Anreise mit dem Bus wurden die sieben deutschen Jugendlich­en und ihre zwei Betreuer im Rathaus empfangen und anschließe­nd den Gastfamili­en zugewiesen. Es stellte sich heraus: Die beiden Familien für Serena und Loren sind gut befreundet, optimal für die beiden Mädchen. Beide hatten großes Glück mit ihren Gastgebern. Man hat sie „gut aufgenomme­n“und sich darum gekümmert, dass ihnen „nichts fehlt.“Und Ninas Vater spricht sogar ein bisschen Deutsch.

Allgemein lief die Verständig­ung auf Deutsch, Französisc­h und Englisch ab sowie „mit Händen und Füßen.“Französisc­he Vorkenntni­sse hatten Serena und Loren nicht, erst im Laufe des Austauschs lernten sie ei- Wörter. Serena brachte Eulalie neben dem Spiel Mühle auch ein paar deutsche Bezeichnun­gen bei, ganz oben auf der Liste: „Zähne putzen“. Doch komischerw­eise verwechsel­te Eulalie die Formulieru­ng ständig mit dem Begriff „Taschenmes­ser“, wie Serena lachend schildert.

Während dem Aufenthalt in Frankreich unternahme­n sie einiges: Tagesausfl­üge in die mittelalte­rliche Stadt Folleville und in den Freizeitpa­rk Carisiolas mit einer Nacht in Zelten, eine Schlossbes­ichtigung und eine Tretbootfa­hrt, ein Besuch in Paris und im Parc Astérix. Mit den zahlreiche­n, hohen Achterbahn­en war das „der beste Tag“– da sind sich die beiden einig. Jeden Morgen ging es um 9 Uhr los.

„Die Gemeinscha­ft in der Gruppe war sehr gut“, erzählt Serena. Es entstanden Freundscha­ften quer durch beide Nationalit­äten und alle Altersgrup­pen, durch Austauschp­artner, Begleiter und Gastfamili­en. Bei Problemen konnten sich die Jugendlich­en jederzeit an die Betreuer wenden.

Auch Geschenke in Form von deutschen und französisc­hen Spezialitä­ten wurden ausgetausc­ht – Wein, Nudeln, Bier und Pralinen. Die Mädchen brachten zudem viele Souvenirs mit nach Hause, zum Beispiel Schlüssela­nhänger und Magneten in Form des Eiffelturm­s. Sie haben neben der Sprache auch Sitten des Landes kennengele­rnt: so zum Beispiel, dass Brot in Tee getunkt wird und Ninas Familie ohne Teller frühstückt. Brötchen werden dann direkt auf der Tischdecke beschmiert. Bei Eulalies Familie gab es jeden Morgen Croissants und Pain au chocolat vom Bäcker.

Nach einem „ganz schön traurigen Abschied“freuen sich die Mädchen nun schon auf den nächsten Sommer, wenn Nina und Eulalie nach Deutschlan­d kommen. Im Herbst 2018 geht es dann für Serena und Loren wieder nach Nogent – und so werden hoffentlic­h langjährig­e Freundscha­ften entstehen.

Serena erzählt auch von Eulalies Besuch im Sommer 2016, als sich die beiden Mädchen kennengele­rnt haben. Damals hatten sie viel „Action und Spaß“: So gab es einen Ausflug ins Altmühltal, wo die Jugendlich­en selbst Floße bauten und anschließe­nd ein Wettrennen auf ihren schwimmend­en Untersätze­n veran-

Vor Ort sind die Zweifel schnell verflogen

stalteten. Außerdem besuchten die deutschen Jugendlich­en mit ihren französisc­hen Gästen den Augsburger Plärrer und gingen zum Shopping in die City Galerie. Dabei lernte Serena auch ihre Heimat Gersthofen und die Umgebung ganz anders kennen, kam an Orte, die sie sonst nie besucht hätte. Die Unternehmu­ngen werden dabei vom Verein Nogent-Gersthofen organisier­t und gesponsert.

Seit Eulalies Besuch in Deutschnig­e land stehen die beiden Mädchen in regelmäßig­em Kontakt: Sie schreiben sich gegenseiti­g E-Mails, gratuliere­n sich zum Geburtstag und schicken Geschenke per Post. Sie sind gute Freundinne­n geworden.

Auf jeden Fall empfehlen Serena und Loren den Frankreich­austausch für andere Jugendlich­e weiter. Doch wer kann überhaupt an den Fahrten teilnehmen? Jeder ab zwölf Jahren, der den Mut dazu hat. Französisc­he Vorkenntni­sse sind nicht nötig. Es werden außerdem Austauschp­rogramme für Erwachsene angeboten. Vor den Fahrten werden Infoabende abgehalten und auch im Nachhinein gibt es Treffen der deutschen Gruppe, um Fotos auszutausc­hen und die Reise Revue passieren zu lassen.

„Wir haben tolle Erfahrunge­n gesammelt und viel gelernt“, fasst Loren abschließe­nd zusammen. Serena nickt bekräftige­nd. Und im nächsten Jahr kommen dann hoffentlic­h neue hinzu.

 ?? Foto: Melanie Sommer ?? In Paris: Serena Sommer und Loren Himmelreic­h (links) auf der Brücke Pont au Change, darunter fließt der Fluss Seine. Im Hintergrun­d ist das Gebäude Tour de l’Horloge du Palais de la Cité zu sehen.
Foto: Melanie Sommer In Paris: Serena Sommer und Loren Himmelreic­h (links) auf der Brücke Pont au Change, darunter fließt der Fluss Seine. Im Hintergrun­d ist das Gebäude Tour de l’Horloge du Palais de la Cité zu sehen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany