Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Hindernis auf der Zielgeraden
Wittelsbacher Schloss Die millionenschwere Sanierung liegt bislang weitgehend im Zeit- und Kostenplan. Für Juli 2018 ist die Einweihung geplant, doch plötzlich gibt es unerwartete Schwierigkeiten in Friedberg
Friedberg Der städtische Sommerempfang, ein Festakt mit politischer Prominenz als Ehrengäste und vielfältige Kulturveranstaltungen – bei der Stadt Friedberg laufen bereits die Planungen, wie die Einweihung des Wittelsbacher Schlosses im Juli 2018 gefeiert wird. Doch auf den letzten Metern der Sanierung kommt nun unerwartet Sand ins Getriebe, die den Zeitplan möglicherweise durcheinander werfen: Bei den Vorarbeiten für die Pflasterung des Schlosshofs wurden nach Informationen unserer Zeitung Altlasten im Boden entdeckt, die die Fertigstellung im nächsten Sommer verzögern könnten. Am Donnerstagabend befasst sich der Friedberger Stadtrat mit diesem Thema.
Im Frühling 2015 hatten nach jahrelanger Planung und gerichtlichen Auseinandersetzungen mit den
Punktlandung entgegen allen Unkenrufen
Nachbarn die Arbeiten begonnen. Für über 20 Millionen Euro sollte das Wittelsbacher Schloss zu einem modernen Bürger- und Kulturzentrum umgebaut werden. Kernstück ist das neu gestaltete Museum im Südflügel des Schlosses, in dem unter anderem die Fayencen und Uhren aus Friedberger Werkstätten einen Schwerpunkt bilden. Daneben bieten Remise und Rittersaal im Erdgeschoss, Stuckräume im Obergeschoss und ein neuer Saal unter dem Dach des Nordflügels Platz für kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen.
Entgegen aller Unkenrufe, die im Vorfeld ein wirtschaftliches Debakel für die Stadt heraufbeschworen hatten, legten die Planer nahezu eine Punktlandung hin. Zwar erwies sich der Dachstuhl als weitaus sanierungsbedürftiger als ursprünglich angenommen, doch in vielen anderen Gewerken blieben die tatsächlichen Kosten hinter den Berechnungen zurück. Unter dem Strich belaufen sich die Mehrkosten derzeit auf 400 000 Euro, also weniger als zwei Prozent des ursprünglich veranschlagten Betrags. Am Donnerstag erhalten die Stadträte Klarheit, ob sich diese Zahl noch halten lässt.
Ungeachtet der möglichen Kom- plikationen laufen bei der Stadt die Vorbereitungen für den Betriebsstart im nächsten Jahr. Heute nimmt die neue Schlossmanagerin ihre Arbeit auf. Sonja Weinfurtner soll das Eröffnungsjahr mit einem Veranstaltungsprogramm planen, organisatorische Strukturen aufbauen und ein Marketingkonzept für das Schloss erarbeiten. Die 44-jährige Diplom-Betriebswirtin arbeitete zuletzt als Eventmanagerin und Online-Journalistin beim Bayerischen Rundfunk. Für Friedberg war sie bereits im Einsatz: Sie organisierte 2015 anlässlich der BR-Radltour die Abendveranstaltung mit Bob Geldof und erhielt dafür viel Lob.
Heute bezieht sie ihr Büro am Marienplatz, später steht ihr Schreibtisch direkt im Schloss. Von dort aus koordiniert sie neben rund 70 Angeboten in städtischer Regie weitere 30 von externen Veranstaltern und 60 private Feiern. Unter dem Begriff „Bürgerschloss“ist ein Kontingent für nicht kommerzielle und soziale Veranstaltungen mit Friedberg-Bezug reserviert. Die Vermietung soll helfen, das Defizit in Grenzen zu halten, das mit rund 800000 Euro im Jahr veranschlagt ist. Bis Anfang 2020 bleibt Zeit, um Erfahrungen zu sammeln – dann wird das Schloss zum Schauplatz der bayerischen Landesausstellung. Thema sind die Stadtgründungen der Wittelsbacher, zu denen auch Friedberg gehört. »Kommentar