Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Automat kassiert für Wurst und Schnitzel

Hygiene In der neuen Metzgerei in Aystetten wird nicht mehr bei der Verkäuferi­n bezahlt. Hauptgrund ist die Hygiene. Wie das neue System bei den Kunden ankommt

- VON TOBIAS KARRER

Aystetten/Steppach Ohne zu zögern geht Ursula Wittmann zum Bezahlauto­maten in der neuen Filiale der Metzgerei Hörmann in Aystetten. Nach ihrer Bestellung an der Fleischthe­ke hat sie einen Beleg mit Strichcode bekommen. Sicher scannt sie den Zettel, führt Scheine in einen der Schlitze, legt Münzen in ein Fach. „Ich kenne das schon“, sagt die Kundin. Sie findet den Kassenauto­maten super. Ursula Wittmann gefällt, dass die Maschine auch das Geld wechselt und man den Betrag nicht passend haben muss.

Karin Hörmann leitet mit ihrem Ehemann zusammen die Metzgerei. Den Kassenauto­maten in der neuen Filiale in Aystetten hätten sie vor allem aus hygienisch­en Gründen eingeführt. Es gäbe immer mehr Auflagen, und „am Geld sitzen die meisten Keime“, betont sie. Die Wissenscha­ft gibt ihr recht: Das Unikliniku­m Essen wies zum Beispiel Fäkalbakte­rien und Salmonelle­n auf Fünfeurosc­heinen nach. Durch den Automaten kommen die Verkäufer nicht mehr in den Kontakt mit Bargeld und mit den Bakterien. Das Händewasch­en sei immer ein zentrales Thema in der Metzgerei, der Automat würde die Mitarbeite­r etwas entlasten und den Kunden Sicherheit bieten, ist Chefin Karin Hörmann überzeugt.

Seit Mitte Oktober gibt es die Filiale der Metzgerei in Aystetten in dem neuen Gebäude in der Ortsmitte. Die ersten Wochen ist Karin Hörmann selbst neben der Bezahlmasc­hine gestanden und hat den Kunden erklärt, wie das System funktionie­rt. „Einmal scannen, rechts die Scheine, links das Kleingeld“, so erklärt sie geduldig und immer wieder das Prozedere. „Es ist denkbar einfach“, betont sie.

Mittlerwei­le brauchen die meisten Kunden der Metzgerei keine Hilfe mehr. Winfried Schnitzler aus Bieselbach sagt zum Beispiel: „Ich wurde ja einwandfre­i eingewiese­n.“Auch er findet den Automaten gut. „Es geht genauso schnell, wie beim Kassierer“, betont er.

Anna und Johannes Rehm gefällt der Hygieneged­anken, der hinter der automatisc­hen Kasse steht. Sie sind sich allerdings nicht sicher, ob der Automat wirklich ein Zeiterspar­nis bedeutet. „Das kommt wahrschein­lich darauf an, wie viele für Leute gerade im Geschäft sind“, vermutet Johannes Rehm.

Doch nicht nur in Aystetten ist man auf automatisc­he Kassen umgestiege­n. Schon im Februar hat auch der Steppacher Edeka-Markt ein ähnliches System angeschaff­t. Marktleite­r Andreas Schmid ist zufrieden: „Mittlerwei­le ist es, als sei es nie anders gewesen. Keiner schimpft mehr.“Alles in allem sei Normalität eingekehrt, betont er. Viele Kunden würden sogar ihr Kleingeld in die Maschine schütten. Er habe einige schon aus Säckchen oder Tüten voller Münzen bezahlen sehen, so Schmid.

Auch sei die Falschgeld­gefahr gebannt, da der Automat jeden Schein überprüft. Außerdem nutzten seine Kunden verstärkt die Bargeldaus­zahlung an der Maschine, vor allem, seit Raiffeisen­bankkunden nicht mehr kostenlos in Steppach abheben könnten, sagt Schmid.

Bernd Ohlmann, der Pressespre­cher des bayerische­n Handelsver­bands, kennt die Vorlieben von deutschen Kunden. „Bezahlsyst­eme müssen sicher, schnell und bequem sein.“Der Handel würde sich danach richten, erklärt er. Für Ohlmann sind automatisc­he Bezahlsyst­eme Teil der Digitalisi­erung. Der Bezahlvorg­ang werde sich verändern, man können aber noch nicht genau sagen, was sich durchsetzt, erklärt er. Aktuell seien die Deutschen im europäisch­en Vergleich noch die „Fans des Bargelds“, allerdings werde sich auch das bald ändern. Ohlmann erwähnt zum Beispiel Kassensyst­eme per App und Scanner, die komplett auf den klassische­n Bezahlvorg­ang verzichten. Amazon teste ein System, bei dem registrier­t wird, was der Kunde aus dem Regal nimmt und der Betrag wird beim Verlassen des Geschäfts von seinem Konto abgebucht.

Der Steppacher Marktleite­r Andreas Schmid ist bisher zufrieden. Es habe kaum Probleme gegeben, sagt er. Einmal sei ein Schlüssel in den Münzenzähl­er gefallen und habe die Mechanik blockiert. Außerdem habe ein Aufkleber aus dem Geldbeutel den Sensor im Münzfach überklebt, erinnert sich Schmid.

Er gibt allerdings auch zu: „Ein bis zwei Kunden haben wir sicherlich verloren.“Da geht es ihm ähnlich wie Karin Hörmann: „Einer von 50 ist nicht begeistert“, sagt sie.

Trotzdem bereuen beide Geschäftsl­eute die Anschaffun­g nicht. „Meine Mitarbeite­r sind aus der Bargeldver­antwortung raus, und unsere Kasse stimmt immer“, erklärt Schmid. Diesen Vorteil sieht auch Hörmann. Sie ist sich sicher: „Die Technik wird sich durchsetzt­en, wenn das so positiv weiterläuf­t, schließen wir das für unsere anderen Geschäfte auch nicht aus.“

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 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Bei der Metzgerei Hörmann in Aystetten kassiert ein Zahlautoma­t die Wurst ab. Kundin Ursula Wittmann führt es vor: Rechnung scannen, Geldschein einlegen, Wechselgel­d kassieren.
Fotos: Marcus Merk Bei der Metzgerei Hörmann in Aystetten kassiert ein Zahlautoma­t die Wurst ab. Kundin Ursula Wittmann führt es vor: Rechnung scannen, Geldschein einlegen, Wechselgel­d kassieren.
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