Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Automat kassiert für Wurst und Schnitzel
Hygiene In der neuen Metzgerei in Aystetten wird nicht mehr bei der Verkäuferin bezahlt. Hauptgrund ist die Hygiene. Wie das neue System bei den Kunden ankommt
Aystetten/Steppach Ohne zu zögern geht Ursula Wittmann zum Bezahlautomaten in der neuen Filiale der Metzgerei Hörmann in Aystetten. Nach ihrer Bestellung an der Fleischtheke hat sie einen Beleg mit Strichcode bekommen. Sicher scannt sie den Zettel, führt Scheine in einen der Schlitze, legt Münzen in ein Fach. „Ich kenne das schon“, sagt die Kundin. Sie findet den Kassenautomaten super. Ursula Wittmann gefällt, dass die Maschine auch das Geld wechselt und man den Betrag nicht passend haben muss.
Karin Hörmann leitet mit ihrem Ehemann zusammen die Metzgerei. Den Kassenautomaten in der neuen Filiale in Aystetten hätten sie vor allem aus hygienischen Gründen eingeführt. Es gäbe immer mehr Auflagen, und „am Geld sitzen die meisten Keime“, betont sie. Die Wissenschaft gibt ihr recht: Das Uniklinikum Essen wies zum Beispiel Fäkalbakterien und Salmonellen auf Fünfeuroscheinen nach. Durch den Automaten kommen die Verkäufer nicht mehr in den Kontakt mit Bargeld und mit den Bakterien. Das Händewaschen sei immer ein zentrales Thema in der Metzgerei, der Automat würde die Mitarbeiter etwas entlasten und den Kunden Sicherheit bieten, ist Chefin Karin Hörmann überzeugt.
Seit Mitte Oktober gibt es die Filiale der Metzgerei in Aystetten in dem neuen Gebäude in der Ortsmitte. Die ersten Wochen ist Karin Hörmann selbst neben der Bezahlmaschine gestanden und hat den Kunden erklärt, wie das System funktioniert. „Einmal scannen, rechts die Scheine, links das Kleingeld“, so erklärt sie geduldig und immer wieder das Prozedere. „Es ist denkbar einfach“, betont sie.
Mittlerweile brauchen die meisten Kunden der Metzgerei keine Hilfe mehr. Winfried Schnitzler aus Bieselbach sagt zum Beispiel: „Ich wurde ja einwandfrei eingewiesen.“Auch er findet den Automaten gut. „Es geht genauso schnell, wie beim Kassierer“, betont er.
Anna und Johannes Rehm gefällt der Hygienegedanken, der hinter der automatischen Kasse steht. Sie sind sich allerdings nicht sicher, ob der Automat wirklich ein Zeitersparnis bedeutet. „Das kommt wahrscheinlich darauf an, wie viele für Leute gerade im Geschäft sind“, vermutet Johannes Rehm.
Doch nicht nur in Aystetten ist man auf automatische Kassen umgestiegen. Schon im Februar hat auch der Steppacher Edeka-Markt ein ähnliches System angeschafft. Marktleiter Andreas Schmid ist zufrieden: „Mittlerweile ist es, als sei es nie anders gewesen. Keiner schimpft mehr.“Alles in allem sei Normalität eingekehrt, betont er. Viele Kunden würden sogar ihr Kleingeld in die Maschine schütten. Er habe einige schon aus Säckchen oder Tüten voller Münzen bezahlen sehen, so Schmid.
Auch sei die Falschgeldgefahr gebannt, da der Automat jeden Schein überprüft. Außerdem nutzten seine Kunden verstärkt die Bargeldauszahlung an der Maschine, vor allem, seit Raiffeisenbankkunden nicht mehr kostenlos in Steppach abheben könnten, sagt Schmid.
Bernd Ohlmann, der Pressesprecher des bayerischen Handelsverbands, kennt die Vorlieben von deutschen Kunden. „Bezahlsysteme müssen sicher, schnell und bequem sein.“Der Handel würde sich danach richten, erklärt er. Für Ohlmann sind automatische Bezahlsysteme Teil der Digitalisierung. Der Bezahlvorgang werde sich verändern, man können aber noch nicht genau sagen, was sich durchsetzt, erklärt er. Aktuell seien die Deutschen im europäischen Vergleich noch die „Fans des Bargelds“, allerdings werde sich auch das bald ändern. Ohlmann erwähnt zum Beispiel Kassensysteme per App und Scanner, die komplett auf den klassischen Bezahlvorgang verzichten. Amazon teste ein System, bei dem registriert wird, was der Kunde aus dem Regal nimmt und der Betrag wird beim Verlassen des Geschäfts von seinem Konto abgebucht.
Der Steppacher Marktleiter Andreas Schmid ist bisher zufrieden. Es habe kaum Probleme gegeben, sagt er. Einmal sei ein Schlüssel in den Münzenzähler gefallen und habe die Mechanik blockiert. Außerdem habe ein Aufkleber aus dem Geldbeutel den Sensor im Münzfach überklebt, erinnert sich Schmid.
Er gibt allerdings auch zu: „Ein bis zwei Kunden haben wir sicherlich verloren.“Da geht es ihm ähnlich wie Karin Hörmann: „Einer von 50 ist nicht begeistert“, sagt sie.
Trotzdem bereuen beide Geschäftsleute die Anschaffung nicht. „Meine Mitarbeiter sind aus der Bargeldverantwortung raus, und unsere Kasse stimmt immer“, erklärt Schmid. Diesen Vorteil sieht auch Hörmann. Sie ist sich sicher: „Die Technik wird sich durchsetzten, wenn das so positiv weiterläuft, schließen wir das für unsere anderen Geschäfte auch nicht aus.“