Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kaninchenzucht als Familiensache
Tiere Familie Geiger aus Ellgau hat Anfang November in Wemding einen glatten Doppelsieg hingelegt: Vater Simon Geiger wurde Bezirksmeister. Sohn Michael trat mit dem Siegertier an
Ellgau Mit gekonntem Griff holt Franziska Geiger den Roten Neuseeländer ihres Sohnes Michael aus seinem Käfig. Bei der Bezirksschau Schwaben, die Anfang November in Wemding stattfand, war dies das Siegertier mit einer Bewertung von 97,5. Für das Gewicht von 4,4 Kilogramm, Kopf und Ohren und den Pflegezustand gab es jeweils die höchste Punktzahl. Für Körperform, Fellhaar, Deckfarbe und Unterfarbe gab es einen minimalen Punktabzug. Damit war dem Tier der Sieg sicher. In Wemding konnte die Familie dann sogar doppelt punkten, denn Vater Simon Geiger wurde Bezirksmeister mit 388 Gesamtpunkten. Durchgesetzt hat sich Familie Geiger mit ihren Tieren gegen etwa 1000 weitere Kaninchen, die in Wemding vorgestellt wurden.
Dass Familie Geiger zu einer Bezirksschau reist, kommt mittlerweile eher selten vor, erklärt Franziska Geiger. Zu groß ist das Risiko für die Tiere, die bei jeder Schau Gefahr laufen, Krankheitserreger aufzuschnappen, die beispielsweise Durchfall auslösen. Um dem vorzubeugen, gibt’s für die Tiere von Familie Geiger in Ellgau eine natürliche Spezialbehandlung. Sie bekommen Fenchel oder Fencheltee, Eichenund Eschenblätter im Sommer. Auch Petersilie und getrockneten Spitzwegerich erhalten die Tiere neben einer Portion Karotten. 750 Kilogramm Futter vertilgen sie jeden Monat.
160 Kaninchen leben auf dem Hof von Familie Geiger in Ellgau. 44 Tiere davon gehören aktuell zu einer Zuchtgruppe. Seit 40 Jahren schon sind die Geigers passionierte Kaninchenzüchter – und haben in diesen Jahren mächtig viele Auszeichnungen einheimsen können. „Zu viele für das Haus“, sagt Simon Geiger. Pokale, Zinnteller, Krüge und andere Trophäen haben sie schon gespendet – für all die Preise würde der Platz nicht reichen. Die Liebe zu den Tieren hat sie vor 19 Jahren auch nach Ellgau gebracht. Einst lebte die Familie mit ihren Kaninchen in Augsburg, doch dort war der Platz einfach zu gering. Heute leben die Kaninchen in guter Hofgesellschaft: Auch Ziegen, Brieftauben, Hühner und Hunde gibt es auf dem Hof.
Geplant wird aktuell bereits der nächste Auftritt der Tiere: Allein Simon Geiger hat zwei Zuchtgruppen (das sind acht Tiere) für die Leipziger Bundesschau im Dezember angemeldet. Dort stehen die Tiere mit rund 10 000 weiteren Kaninchen vor den Juroren. Vor zehn Jahren haben sie bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung den Meistertitel bekommen: In Bremen wurden die Tiere von Familie Geiger im Jahr 2007 als Bundesmeister ausgezeichnet. In Erfurt wurden sie Vizemeister. Regelmäßig finden auch Europaschauen statt. Heuer war Familie Geiger der Weg zu weit, denn die Europaschau war in Dänemark. Im Jahr 2015 holten sie mit ihren Tieren den Titel des Europameisters in Frankreich. Auch nach Italien, Österreich, Belgien und Holland fuhren sie bereits. „Wir verbinden die Schauen oft mit einem Kurzurlaub“, verrät Franziska Geiger. Vollbepackt erfolgt die Anreise dann samt Hänger. Und auf diesem sind nicht nur die eigenen Tiere, sondern auch die von anderen Vereinsmitgliedern des B 256 Meitingen. Funktionieren kann dies nur, weil die Söhne des Paares ebenfalls in Ellgau wohnen – und sich während der Reisen ihrer Eltern um die anderen Tiere kümmern. Morgens sehen sie nach ihnen, nachmittags wird gefüttert, und wenn der Stall ausgemistet wird, dauert das einen ganzen Tag. Auch ist Familie Geiger der enge Kontakt zu den Tieren wichtig. Bei den von ihnen gezüchteten Rassen – Rote Neuseeländer, Schwarzgrannen, Thüringer und Sallander – handelt es sich zwar nicht um die als Haustiere so beliebten Zwergkaninchen, eine liebevolle Behandlung wird ihnen dennoch zuteil. Und das zahlt sich nicht zuletzt bei den Schauen aus, denn ein Tier, das oft aus dem Stall darf und beim Menschen ist, ist zutraulich und ruhig.