Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gersthofen lehnt „Schildbürg­erstreich“ab

Bauausschu­ss Pläne für Straße zwischen Holzhausen und Heretsried fallen durch

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen „Schildbürg­erstreich“, „laienhafte Planung“– kein gutes Haar ließ der Gersthofer Bauausschu­ss an den Planungen des Staatliche­n Bauamts Augsburg für die Verbindung zwischen GablingenH­olzhausen und Heretsried.

Wie berichtet, soll die Staatsstra­ße 2036 in diesem Abschnitt ausgebaut und in der Nähe der Ausflugsga­ststätte Peterhof über eine neue Trassenfüh­rung begradigt werden. Vorgesehen ist auch, dort den bestehende­n Radweg zu brechen, sodass die Radfahrer die Straßensei­te über eine Verkehrsin­sel wechseln müssen. Just dieser Radweg wurde aber erst vor sieben Jahren gebaut, und zwar in Form einer „kommunalen Sonderbaul­ast“: Um die Strecke für die Radfahrer sicherer zu machen, hat die Stadt die Baukosten – die eigentlich Sache des Freistaats wären – in Absprache mit dem Staatliche­n Bauamt vorfinanzi­ert, und 30 Prozent davon auch selbst übernommen. Lediglich 70 Prozent zahlte der Staat.

Jürgen Schantin, stellvertr­etender Vorsitzend­er der W.I.R.-Fraktion, hatte die Diskussion wie berichtet in der vergangene­n Woche angestoßen. „Wenn der Radweg so wie jetzt geplant teilweise weggerisse­n wird, wäre das ein Fall für das Schwarzbuc­h des Bundes der Steuerzahl­er“, sagte er. Zudem werde auch eine Streuobstw­iese entfernt.

Diese wurde von der Stadt Gersthofen als Ausgleichs­fläche für den Bau des Mercedesri­ngs angelegt. „Warum soll diese für eine geringfügi­ge Begradigun­g der Strecke, die laut Polizei auch kein Unfallschw­erpunkt ist, geopfert werden?“Außerdem sei, wenn die Bauarbeite­n und Sperrungen ein Jahr lang dauern sollten, die Existenz der Ausflugsga­ststätte Peterhof bedroht.

Mit einem Ausbau dieser Strecke werde höchsten noch mehr Schleichve­rkehr verursacht mit Autos, die sich gegenwärti­g zu Stoßzeiten noch über die B2/17 und die Autobahn quälen.

Im Bauausschu­ss am Mittwochab­end wiederholt­e Schantin nun seine Kritik, nun unterstütz­t von Vertretern des Gersthofer Bauamts. „Zwar ist die Straße technisch korrekt hergeleite­t“, sagte der Leiter der Abteilung Tiefbau, Stefan von Rechenberg. „Die Trassierun­g in Lage und Höhe entspricht aber in keinster Weise dem, wie heute eine Straße gebaut wird.“Der Radweg sei „fast laienhaft“geplant, so von Rechenberg weiter.

„Da wurde im stillen Kämmerlein eine Planung gemacht, ohne sich mit den betroffene­n Gemeinden abzusprech­en“, vermutete Albert Kaps (Pro Gersthofen) und nannte das ganze einen „Schildbürg­erstreich mit unsinniger Radwegefüh­rung“. Deutlicher wurde Peter Schönfelde­r (SPD/Grüne): „So macht man ein kleines Stück Heimat kaputt.“Daher müsse die Stellungna­hme der Stadt klar lauten: „Dieser Ausbau ist nicht notwendig“, so Schönfelde­r.

Einstimmig beschloss der Bauausschu­ss, die Planung kategorisc­h abzulehnen. Sollte der Umbau dennoch kommen, fordert die Stadt Gersthofen, dass der Peterhof während der ganzen Arbeiten immer erreichbar bleibt, um die Beeinträch­tigungen für Anwohner und Gewerbetre­ibende so gering wie möglich zu halten. Dann soll vom Staatliche­n Bauamt auch der Anteil an den Baukosten zurückgeza­hlt werden, den die Stadt für den Radweg gezahlt hat. Letzterer soll auch nur vollständi­g auf einer Straßensei­te verlaufen und die Straße nicht queren.

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Foto: Marcus Merk Die Staatsstra­ße 2036 zwischen Holzhausen und Heretsried (hier beim Peterhof) soll ausgebaut werden. Gersthofen lehnt die Pläne aber ab.

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