Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eiskalt wie eine Kobra

Landesliga Südwest Bei Robert Markovic-Mandic spielt sich ein Spiel schon vorher im Kopf ab. Deshalb antizipier­t er Fehler seiner Gegenspiel­er und nutzt sie eiskalt aus. Wie der 21-jährige Kroate zum SV Cosmos Aystetten kam

- VON OLIVER REISER

Aystetten Als Tabellendr­itter geht der Aufsteiger SV Cosmos Aystetten nach einem spielfreie­n Wochenende in die beiden letzten Spieltage des Jahres 2017 in der Fußball-Landesliga Südwest. Zum letzten Heimspiel in diesem für die Aystetter so grandiosen Jahr wird am Sonntag (Anpfiff 14 Uhr) der SC Oberweiker­tshofen erwartet. Maßgeblich zu diesem hervorrage­nden Abschneide­n beigetrage­n hat Robert Markovic-Mandic. Der Neuzugang hat in 16 Spielen zehn Tore und zehn Vorlagen in seiner persönlich­en Statistik stehen.

Eine noch sensatione­llere Statistik hat Robert Markovic-Mandic in der abgelaufen­en Saison beim TSV Kriegshabe­r abgeliefer­t: 19 Spiele, 42 Treffer, 18 Vorlagen! Einen Spieler mit dieser Abschlussq­uote stellt man sich anders vor. Mit seinen 1,80 Meter und 80 Kilo sieht der freundlich­e junge Mann nicht wirklich aus wie ein Furcht einflößend­er Torjäger, der die Bälle aus jeder Entfernung in die Maschen hämmert und als Kopfballun­geheuer durch die gegnerisch­en Strafräume geistert. Wie der 21-jährige Kroate beim Augsburger A-Klassisten gelandet und nach dieser torreichen Empfehlung zum SV Cosmos Aystetten weitergezo­gen ist – das ist wieder eine andere Geschichte.

Robert Markovic-Mandic ist am 3. März 1996 in Aschaffenb­urg geboren. Die Eltern waren vor dem Balkan-Krieg nach Deutschlan­d geflohen. Als der kleine Robert zwei Jahre alt war, kehrte die Familie in die Heimat, die 110 000-Einwohner-Stadt Osijek, zurück. Dort begann Robert mit dem Fußball. „Ich wollte immer Profi werden“, erzählt der Vollblutst­ürmer, der es mit NK Osijek bis in die 1. Jugendliga seines Landes schaffte.

Als er ins Aktivenlag­er wechselte, wurde er zu NK Visnjevac (3. Liga) ausgeliehe­n. „Das hat mir gar nicht gefallen“, sagt Robert MarkovicMa­ndic. Da kam ein Anruf eines Vereins aus Deutschlan­d, den er nicht nennen will, gerade recht. Da sein Bruder seit zwei Jahren in Augsburg lebte, machte er sich auf den Weg dorthin. Doch der versproche­ne Wechsel zerschlug sich. Kurz vor Ablauf der Wechselfri­st saß Robert Markovic-Mandic nun in Augsburg fest. Verzweifel­t suchte er nach einem Klub, doch bei einem Bayernliga-Aufsteiger wollte man ihn nicht einmal zum Probetrain­ing vorspielen lassen.

So landete er kurz vor dem Ende des Transferfe­nsters bei eben jenem TSV Kriegshabe­r, weil dort ein kroatische­r Bekannter das Sportheim bewirtscha­ftete. „Alle waren sehr nett, und ich habe mich bestens eingelebt. Ich habe dort mit ganzem Herzen gespielt“, sagt Robert Markovic-Mandic, der inzwischen hervorrage­nd Deutsch spricht. Der Abiturient hat sich das nicht in der Schule angeeignet. „Das habe ich nur vom Reden mit den Leuten und »

Ihre größte sportliche Leistung? Mit NK Osijek habe ich als Jugendlich­er ein Turnier in Leinfelden gewonnen. Dabei haben wir zweimal den FC Augs burg geschlagen.

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Welche Sportart würden Sie gerne profession­ell betreiben?

Fußball natürlich. Ich mag aber auch Basketball und Handball. Aber auf grund meiner Größe bin ich da wohl beim Zuschauen besser.

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Fußball: Wer wird deutscher Vize meister?

Ich bin zwar ein Fan des FC Augsburg, aber ich glaube trotzdem, Dortmund.

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Was bringt Sie auf die Palme? Wenn man ein Tor in der 90. Minute

vom Fernsehen gelernt“, lacht er. Aber trotz Toren am Fließband und guten Kontakten war es in der A-Klasse nicht das Wahre für ihn. „Ich habe meine Form verloren und wollte sogar ganz mit dem Fußball aufhören“, blickt er zurück auf eine Saison, in der er eigentlich chronisch unterforde­rt war.

Zlatko Mijailovic, der Vater des kassiert, wie uns das gegen Illertis sen passiert ist. Da konnte ich die ganze Nacht nicht schlafen.

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Mit welcher Sportart können Sie gar nichts anfangen?

Winterspor­t wie Skifahren und Biathlon mag ich nicht. Skispringe­n geht ge rade noch.

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Ihr Leibgerich­t?

Spaghetti Carbonara. Und zu Hause bei meiner Mutter in Kroatien mag ich am liebsten Burek. Das ist eine gefüllte Blättertei­grolle.

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Welche TV Sendung

Sie niemals?

Ich schaue meistens Fußball oder Ulti mative Fighting, Aber ich bin auch

versäumen

Aystetter Spielers Dejan Mijailovic, hatte in kroatische­n Kreisen in Augsburg von diesem Talent Wind bekommen. „Er hat mich angerufen und zum Probetrain­ing beim SV Cosmos eingeladen“, berichtet Markovic-Mandic, der Mijailovic mittlerwei­le als seinen zweiten Vater bezeichnet. Marco Löring war sofort begeistert. „Ein Rohdiamant“, ein Fan von Serien wie „Vikings“oder „Game of Thrones“.

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Welcher berühmten Person wür den Sie gerne einmal begegnen? Fernando Torres und Ivan Klasnic – das sind meine großen Vorbilder. Wegen Klasnic trage ich auch die Nummer 17.

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Welche Eigenschaf­t schätzen Sie an sich am meisten?

Ich bin immer pünktlich und freundlich und will immer zwischen anderen Leuten vermitteln, damit es keinen Streit gibt.

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Worüber und mit wem haben Sie zuletzt gelacht?

Ich lache viel und gerne. Auch bei die sem Interview habe ich viel gelacht.

schwärmten auch Teammanage­r Christian Geib und Sportliche­r Leiter Peter Billy, „am liebsten würden wir ihm einen Fünf-Jahres-Vertrag geben.“

Robert Markovic-Mandic hat die Gabe, Fehler der gegnerisch­en Spieler zu antizipier­en, und schlägt dann eiskalt zu. Das hat ihm den Spitznamen „Kobra“eingebrach­t. Damit

kann er gut leben. „In meinem Kopf spielt sich ein Spiel schon vorher ab. Wenn ich auf dem Feld bin, schaue ich alle Spieler an. Ich lerne davon, und ich denke viel nach, was im nächsten Augenblick passieren könnte“, grinst der Mann mit dem Torriecher.

Kein Wunder, dass schon die ersten Angebote beim Topstürmer eingingen, der von sich selbst sagt, nur zu 60 Prozent fit zu sein. Auch klar, dass er es nochmals weiter oben probieren möchte. Bei hundert Prozent könne er sich durchaus 2. Liga vorstellen. „Robert hat alles, was ein Stürmer braucht“, sagt Trainer Marco Löring. „Wenn er irgendwann höherklass­ig spielen könnte, würde das auch den SV Cosmos stolz machen, und wir würden ihm keine Steine in den Weg legen.“

Am liebsten würde Robert Markovic-Mandic mit dem SV Cosmos Aystetten den Weg nach oben gehen. Darauf will er sich zunächst einmal bis zum Sommer voll und ganz konzentrie­ren. „In Aystetten gefällt es mir sehr gut“, sagt der 21-Jährige, „mit meinen Stürmerkol­legen Max Drechsler und Thomas Hanselka stimmt die Chemie. Wir haben den besten Torwart (Valentin Coca/Anm. d. Red.) und den besten ,Sechser‘ (Dejan Mijailovic/ Anm. d. Red.) der Liga. Niemand hat uns bisher klar besiegt. Wenn wir so weiterspie­len, können wir aufsteigen.“Und dazu will die „Kobra“noch viele Treffer beisteuern.

Auf seinen Sturmpartn­er Thomas Hanselka muss Markovic-Mandic dabei verzichten. Beim Cosmos-Kapitän besteht der Verdacht auf eine Meniskusve­rletzung. Ebenfalls fehlen wird Emre Kurt, der sich ein Band am Daumen gerissen hat und operiert werden musste.

Ob gespielt werden kann, entscheide­t sich kurzfristi­g am Samstag oder Sonntag.

 ?? Foto: Oliver Reiser ?? Beweglich, trickreich, schnell – Robert Markovic Mandic vom SV Cosmos Aystetten ist auch vor dem Tor eiskalt wie eine Kobra. Zehn Treffer hat der Kroate in dieser Saison schon erzielt.
Foto: Oliver Reiser Beweglich, trickreich, schnell – Robert Markovic Mandic vom SV Cosmos Aystetten ist auch vor dem Tor eiskalt wie eine Kobra. Zehn Treffer hat der Kroate in dieser Saison schon erzielt.

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