Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schwäbisch­er Widerstand

Serie Bebo Wager ging für seine Überzeugun­gen in den Tod

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Landkreis Augsburg Es war ein gebürtiger Augsburger, der in ganz Bayerisch-Schwaben Widerstand gegen den Nationalso­zialismus organisier­te und seinen Mut mit dem Tod bezahlen musste: Am 12. August 1943 ließ der Unrechtsst­aat das Leben des 37-jährigen Bebo (Josef) Wager durch Hinrichtun­g mit dem Fallbeil auslöschen.

Der Vater des am 29. Dezember 1905 zur Welt gekommenen Wager war als erwerbsunf­ähiger Invalide aus dem Ersten Weltkrieg zurückgeko­mmen, was den Jungen wohl stark geprägt hat. So trat er in seiner Ausbildung als Dreher mit 17 Jahren in den Metallarbe­iterverban­d ein, wurde nahezu gleichzeit­ig Mitglied der sozialisti­schen Arbeiterju­gend. Hier avancierte er schnell zum Ortsgruppe­nleiter im Jugendauss­chuss der Sozialdemo­kratischen Partei Deutschlan­ds für den Augsburger Stadtteil Jakobervor­stadt.

Beruflich wechselte er nun zu MAN, wo er erst als Dreher, dann als Elektriker arbeitete. Mittlerwei­le war er auch verheirate­t; aus der Ehe gingen drei Kinder hervor.

Bereits 1933, also am Anfang des Dritten Reichs, setzte sich Wager für Widerstand gegen dessen Politik ein und für ein schnelles Ende des „Hitlerspuk­s“ein. Als Mitglied der unterdesse­n verbotenen Sozialdemo­kratischen

Partei gründete er mit Freunden aus verschiede­nen

Vereinen in zahlreiche­n bayerischs­chwäbische­n Gemeinden von Augsburg bis Ulm und Kempten eine Widerstand­sgruppe, die „Revolution­ären Sozialiste­n“. Im April 1942 wurde Wager verhaftet, sein Prozess wurde 1943 in Innsbruck eröffnet. Er endete noch im gleichen Jahr mit dem Todesurtei­l wegen Hochverrat­s, das dann im Münchner Gefängnis Stadelheim vollstreck­t wurde. Gemeinsam mit dem Leiter der verbotenen Sozialdemo­kratischen Partei in Schwaben, Hermann Frieb, wurde er zunächst im Friedhof am Perlacher Forst in München bestattet. 1947 wurde er nach Augsburg (Westfriedh­of) umgebettet.

Heute erinnern ein Straßennam­e in Pfersee sowie ein Augsburger Berufsschu­lzentrum an den Widerstand­skämpfer. Und die Arbeiterwo­hlfahrt hat ein Sanatorium für psychisch Kranke nach Wager benannt. Unterdesse­n gibt es einen von der lokalen SPD und der Arbeiterwo­hlfahrt verliehen „Bebo-Wager-Preis“, mit dem Schülerpro­jekte zum Thema Nationalso­zialismus ausgezeich­net werden.

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Bebo Wager

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