Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Abwassergebühren schnellen in Westendorf hoch
Gemeinderat Bisher bezahlten die Bürger 1,10 Euro pro Kubikmeter Abwasser. Warum es künftig 2,40 Euro sein werden
Westendorf Die Gemeinde Westendorf war die letzte Mitgliedsgemeinde der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Nordendorf, die die Ergebnisse der Globalkalkulation des Büros Dr. Schulte Röder in ihrer Gemeinderatsitzung besprechen konnte. Auch nach Westendorf ist Dr. Heinrich Schulte persönlich gekommen, um zu erläutern, was sich hinter dem undenkbar sperrigen Wort der Globalkalkulation überhaupt verbirgt. Das Ergebnis sieht für die Westendorfer Bürger so aus: Die Einleitungsgebühr steigt von 1,10 auf 2,40 Euro pro Kubikmeter Abwasser. Der Beitragssatz pro Quadratmeter Geschossfläche fällt von 16 auf 12 Euro. Die Entwässerungssatzung sowie die Beitragsund Gebührensatzung wurden einstimmig beschlossen.
Warum diese Gebühren und Beiträge erhoben werden müssen, ist gesetzlich geregelt. Ziel jeder Gemeinde muss sein, eine kostendeckende Kalkulation für die Abwasserthematik aufzusetzen. Und genau an dieser Stelle musste die Gemeinde Westendorf nun die Hausaufgaben machen, die im Grunde schon längst hätten gemacht werden müssen. Eigentlich muss eine Neukalkulation nämlich alle vier Jahre erfolgen. In Westendorf liegt die letzte Kalkulation jedoch weit in der Vergangenheit. Der Blick auf die letzten Jahre zeigt hingegen hohe Verluste. Seit 2014 hat die Kommune ein Minus von 152 000 Euro angehäuft. Das ist aus der Differenz von Einnahmen und Ausgaben entstanden. Umgelegt auf die kommenden vier Jahre bedeutet das: jährlich fallen 38 000 Euro an.
Dieses Minus war ein Knackpunkt, der die Einleitungsgebühr pro Kubikmeter Abwasser rein rechnerisch auf 2,51 Euro pro Kubikmeter hochgeschraubt hätte. Da in der ursprünglichen Beispielkalkulation auch eine Rücklagenbildung vorgese- hen war, verzichteten die Gemeindevertreter vorerst darauf und konnten so den Kubikmeterpreis auf 2,40 Euro senken. Ist das Minus abgebaut, kann an eine Rücklage gedacht werden. Auch der schlechte Zustand des Kanalsystems schlage sich in den Zahlen nieder, erklärt VG-Kämmerer Marco Schopper. Durch die hohe Fremdwassermenge im Kanal, sei die Umlage an den Abwasserzweckverband hoch. An dieser Stelle ist die Gemeinde längst aktiv geworden: Die Kanalsanierung verläuft planmäßig.
Die gute Nachricht, die es beim Blick auf die Beitragssätze pro Kubikmeter Geschossfläche gab, ergab sich aus den geringen Gesamtkosten, wie Dr. Heinrich Schulte erklärte. Hier gibt es in Westendorf eine Besonderheit: Regenwasserkanäle gibt es im Ort nur wenige. Etwas über drei Millionen Euro sind umlagefähig. Umgerechnet bedeutet das: 12 Euro pro Quadratmeter Geschossfläche werden in Westendorf künftig fällig. Dieser Beitragssatz pro Quadratmeter Geschossfläche fließt – rein bildlich gesprochen – auf das Konto, das die Herstellungskosten deckt. Die Gebühr hingegen ist für den laufenden Betrieb, den Unterhalt und kleinere Reparaturen. Peter Matzky vom Bauamt in der VG-Nordendorf erklärt, wie der neue Beitragssatz mit dem Informationsbrief zusammenhängt, den die Westendorfer Bürger kürzlich im Briefkasten hatten: „Für 90 Prozent der Bürger hat die Neuberechnung keine Relevanz.“Bei Neubauten wird der Beitrag direkt erhoben. Für den Fall, dass in den letzten 25 Jahren das Bestandsgebäude ausgebaut wurde (ohne Nachmeldung bei der Gemeinde und ohne Bauantrag), wird eine Neuberechnung samt Kostenbescheid ergehen. Matzky stellt klar: „Nur bei einer Veränderung wird ein neuer Bescheid verschickt.“
Westendorfs Bürgermeister Steffen Richter erklärt: Die Eigentümer sollten nun kontrollieren, ob die Aufmaße stimmen, die das Büro Dr. Schulte Röder dokumentiert habe. In der VG in Nordendorf gibt es dann zwischen dem 4. und 8. Dezember die Möglichkeit, direkt mit denjenigen zu sprechen, die das Aufmaß erstellt haben, ergänzt Kämmerer Schopper.
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Termine Wer Informationen aus erster Hand erhalten will, kann an den Info veranstaltungen teilnehmen. Die Bürger versammlung zu diesem Thema in Westendorf findet am heutigen Montag, 20. November, um 19 Uhr im Pfarr heim in Westendorf statt. Die Informati onsveranstaltung in Nordendorf findet am 29. November, ab 20 Uhr, im An schluss an die Bürgerversammlung im Bürgerhaus statt.