Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Abwasserge­bühren schnellen in Westendorf hoch

Gemeindera­t Bisher bezahlten die Bürger 1,10 Euro pro Kubikmeter Abwasser. Warum es künftig 2,40 Euro sein werden

- VON STEFFI BRAND

Westendorf Die Gemeinde Westendorf war die letzte Mitgliedsg­emeinde der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Nordendorf, die die Ergebnisse der Globalkalk­ulation des Büros Dr. Schulte Röder in ihrer Gemeindera­tsitzung besprechen konnte. Auch nach Westendorf ist Dr. Heinrich Schulte persönlich gekommen, um zu erläutern, was sich hinter dem undenkbar sperrigen Wort der Globalkalk­ulation überhaupt verbirgt. Das Ergebnis sieht für die Westendorf­er Bürger so aus: Die Einleitung­sgebühr steigt von 1,10 auf 2,40 Euro pro Kubikmeter Abwasser. Der Beitragssa­tz pro Quadratmet­er Geschossfl­äche fällt von 16 auf 12 Euro. Die Entwässeru­ngssatzung sowie die Beitragsun­d Gebührensa­tzung wurden einstimmig beschlosse­n.

Warum diese Gebühren und Beiträge erhoben werden müssen, ist gesetzlich geregelt. Ziel jeder Gemeinde muss sein, eine kostendeck­ende Kalkulatio­n für die Abwasserth­ematik aufzusetze­n. Und genau an dieser Stelle musste die Gemeinde Westendorf nun die Hausaufgab­en machen, die im Grunde schon längst hätten gemacht werden müssen. Eigentlich muss eine Neukalkula­tion nämlich alle vier Jahre erfolgen. In Westendorf liegt die letzte Kalkulatio­n jedoch weit in der Vergangenh­eit. Der Blick auf die letzten Jahre zeigt hingegen hohe Verluste. Seit 2014 hat die Kommune ein Minus von 152 000 Euro angehäuft. Das ist aus der Differenz von Einnahmen und Ausgaben entstanden. Umgelegt auf die kommenden vier Jahre bedeutet das: jährlich fallen 38 000 Euro an.

Dieses Minus war ein Knackpunkt, der die Einleitung­sgebühr pro Kubikmeter Abwasser rein rechnerisc­h auf 2,51 Euro pro Kubikmeter hochgeschr­aubt hätte. Da in der ursprüngli­chen Beispielka­lkulation auch eine Rücklagenb­ildung vorgese- hen war, verzichtet­en die Gemeindeve­rtreter vorerst darauf und konnten so den Kubikmeter­preis auf 2,40 Euro senken. Ist das Minus abgebaut, kann an eine Rücklage gedacht werden. Auch der schlechte Zustand des Kanalsyste­ms schlage sich in den Zahlen nieder, erklärt VG-Kämmerer Marco Schopper. Durch die hohe Fremdwasse­rmenge im Kanal, sei die Umlage an den Abwasserzw­eckverband hoch. An dieser Stelle ist die Gemeinde längst aktiv geworden: Die Kanalsanie­rung verläuft planmäßig.

Die gute Nachricht, die es beim Blick auf die Beitragssä­tze pro Kubikmeter Geschossfl­äche gab, ergab sich aus den geringen Gesamtkost­en, wie Dr. Heinrich Schulte erklärte. Hier gibt es in Westendorf eine Besonderhe­it: Regenwasse­rkanäle gibt es im Ort nur wenige. Etwas über drei Millionen Euro sind umlagefähi­g. Umgerechne­t bedeutet das: 12 Euro pro Quadratmet­er Geschossfl­äche werden in Westendorf künftig fällig. Dieser Beitragssa­tz pro Quadratmet­er Geschossfl­äche fließt – rein bildlich gesprochen – auf das Konto, das die Herstellun­gskosten deckt. Die Gebühr hingegen ist für den laufenden Betrieb, den Unterhalt und kleinere Reparature­n. Peter Matzky vom Bauamt in der VG-Nordendorf erklärt, wie der neue Beitragssa­tz mit dem Informatio­nsbrief zusammenhä­ngt, den die Westendorf­er Bürger kürzlich im Briefkaste­n hatten: „Für 90 Prozent der Bürger hat die Neuberechn­ung keine Relevanz.“Bei Neubauten wird der Beitrag direkt erhoben. Für den Fall, dass in den letzten 25 Jahren das Bestandsge­bäude ausgebaut wurde (ohne Nachmeldun­g bei der Gemeinde und ohne Bauantrag), wird eine Neuberechn­ung samt Kostenbesc­heid ergehen. Matzky stellt klar: „Nur bei einer Veränderun­g wird ein neuer Bescheid verschickt.“

Westendorf­s Bürgermeis­ter Steffen Richter erklärt: Die Eigentümer sollten nun kontrollie­ren, ob die Aufmaße stimmen, die das Büro Dr. Schulte Röder dokumentie­rt habe. In der VG in Nordendorf gibt es dann zwischen dem 4. und 8. Dezember die Möglichkei­t, direkt mit denjenigen zu sprechen, die das Aufmaß erstellt haben, ergänzt Kämmerer Schopper.

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Termine Wer Informatio­nen aus erster Hand erhalten will, kann an den Info veranstalt­ungen teilnehmen. Die Bürger versammlun­g zu diesem Thema in Westendorf findet am heutigen Montag, 20. November, um 19 Uhr im Pfarr heim in Westendorf statt. Die Informati onsveranst­altung in Nordendorf findet am 29. November, ab 20 Uhr, im An schluss an die Bürgervers­ammlung im Bürgerhaus statt.

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Symbolfoto: Alexander Kaya Für das Abwasser müssen die Westendorf­er tiefer in die Tasche greifen.

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