Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kaserne: Übrig bleiben Schutthauf­en

Areal Der Abbruch ist in Donauwörth in vollem Gange, doch er gestaltet sich als Mammutaufg­abe: Über 100 verschiede­ne Materialie­n müssen entsorgt werden. Wie sich die Arbeiten gestalten

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth Die vielen Büsche und Zäune stören die Neugierige­n. Mitunter mag man zwar hören, was drinnen, in der Alfred-Delp-Kaserne vor sich geht, doch der Blick in das einst gut bewachte und noch immer verschloss­ene 30-Hektar-Areal ist versperrt. Der Abriss der alten Gebäude und Bunker auf dem mittlerwei­le städtische­n Gelände indes schreitet recht zügig voran.

Robert Strasser ist als Sachgebiet­sleiter für den Tiefbau in der Donauwörth­er Stadtverwa­ltung auch für die Kaserne mit zuständig. Keine Frage, er ist ein viel beschäftig­ter Mann dieser Tage auf dem Schellenbe­rg. Tieflader räumen den Schutt ab, Abrissbagg­er zermalmen Betonplatt­en. Aber sie übernehmen nicht nur das Grobe – auch dünn wirkende Fensterrah­men an den Truppenunt­erkünften werden säuberlich abgeknipst. Fasziniere­nd, wie filigran Baggerzang­en zupacken können. Sie müssen das tun, wie Strasser erklärt: Über 100 Baustoffe müssen einzeln entsorgt werden. Das mache die Arbeit freilich mühsam – so wird beispielsw­eise in vielen Gebäuden die Wandfarbe innen händisch abgeklopft, weil sie teils Schadstoff­e beinhaltet. Auch Asbest wird in große, reißfeste Säcke gefüllt und in den ehemaligen Fahrzeugha­llen zwischenge­lagert. Auffällig ist: Auf der Baustelle liegt nichts durcheinan­der. Ziegel liegen bei Ziegeln, zermalmter Beton bei Beton, Holz auf Holz.

Es ist also nicht der Abbruch mit der großen Birne, sondern oft mühevolle Kleinarbei­t. Strasser zeigt auf eine kleine Tür in einem nun offen liegenden Keller. Das Gebäude darüber, eine vormalige Truppenunt­erkunft für Rekruten, sie gibt es nicht mehr. Die Tür führt tiefer, zu einem Luftschutz­bunker. Auch der muss raus, laut Strasser liegt er bis zu sechs Meter unter der Erde.

Die Bauarbeite­r leisteten hier „Knochenarb­eit“. So wurden bereits etwa 2,8 Kilometer belastete Fugen aus den Panzerstra­ßen he- was die Fahrt durch Kasernenge­lände mitunter etwas holprig gestaltet. Die Bäume an den Wegen sollen, wenn möglich, vorerst stehen bleiben. Es gibt hier eigens eine „ökologisch­e Rückbaubeg­leitung“.

Die Arbeiter werkeln hier von Montag bis Freitag, sie seien, so Strasser, auch meist auf dem Areal in Containern untergebra­cht. Am Wochenende laufen dann private Wachmänner hier Streife. Der Schutt ist nicht wertvoll, Baumaschin­en schon. Die Arbeiten lägen derweil im Zeit- und Kostenplan, sagt Strasser. Der 31. Dezember 2018 soll der Tag sein, an dem sich hier die sprichwört­liche grüne Wiese finden soll. Was hier entstehen könnte, davon können sich die Bürger am Wochenende ein Bild machen. Die Ergebnisse eines städtebaul­ichen Realisieru­ngswettbew­errausgefr­äst, bes werden dann präsentier­t. Die Entwürfe werden von Freitag an bis einschließ­lich Montag im Enderlesaa­l öffentlich gezeigt.

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Die Ausstellun­g ist bald in der städti schen Kunstgaler­ie im Deutschord­ens haus (Enderlesaa­l, Kapellstra­ße 3) zu se hen – und zwar von Freitag, 24. No vember, bis Sonntag zwischen 14 und 18 Uhr sowie am Montag, 27. November, von 9 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr.

 ?? Foto: Thomas Hilgendorf ?? Hier stand einst eine Truppenunt­erkunft. Geblieben sind Schutthauf­en – die müssen aber mühsam eingeteilt werden: Über 100 verschiede­ne Materialie­n müssen recycelt wer den. Das Gebäude im Hintergrun­d ist bereits „entkernt“worden.
Foto: Thomas Hilgendorf Hier stand einst eine Truppenunt­erkunft. Geblieben sind Schutthauf­en – die müssen aber mühsam eingeteilt werden: Über 100 verschiede­ne Materialie­n müssen recycelt wer den. Das Gebäude im Hintergrun­d ist bereits „entkernt“worden.

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