Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Es braucht mehr bezahlbaren Wohnraum
Obdachlose schlafen nicht aus Lust und Laune auf der Straße. Den Satz, niemand müsse obdachlos sein, hört man oft, was ihn in seiner Pauschalität nicht richtiger macht. Es gibt Menschen, die durchs Netz fallen; Situationen, in denen der Sozialstaat zu spät greift; Fälle, in denen sich jemand nach einer Serie von Schicksalsschlägen nicht erholt. Gut 1000 Menschen sind in Augsburg offenbar von der Obdachlosigkeit bedroht, so genau weiß das niemand. Wenige sind es jedenfalls nicht.
Die Stadt muss deshalb aufpassen, dass sich die Lage nicht weiter verschärft. Dass EU-Bürger aus ärmeren Ländern der Union in Augsburg ihr Glück suchen und offenbar oft keine Bleibe finden, ist nichts, wofür die Stadt etwas kann, aber mit der Situation umgehen muss sie schon – und nicht nur aus diesem Grund langfristig wohl weitere Plätze in den Unterkünften schaffen. Es ist ja auch absehbar, dass der Neubau an Wohnungen, günstigen zumal, weiter nicht mit der Einwohnerentwicklung Schritt halten wird, was die Wohnungsnot in der Stadt erhöhen wird. Dass zudem viele aktuelle „Fehlbeleger“Wohnraum brauchen werden, also anerkannte Flüchtlinge, die wegen der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt weiter in Gemeinschaftsunterkünften leben, macht die Lage nicht einfacher.
Es ist daher gut, dass Sozialbürgermeister Stefan Kiefer das Thema angepackt hat: Dass marode Unterkünfte saniert und eine Unterkunft speziell für Frauen geschaffen werden sollen, was ja als Nebeneffekt auch weitere Schlafplätze für Obdachlose bedeutet, ist ein richtiger Schritt. Letztlich müssen Staat und Kommunen – nicht nur in Augsburg – vor allem erheblich mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen. Ansonsten droht, als ein Negativeffekt von vielen, eine weitere Steigerung der Zahl der Obdachlosen.