Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Grünen Politikeri­n Roth nimmt SPD in die Pflicht

Reaktionen Bundestags­vizepräsid­entin setzt jetzt auf den Bundespräs­identen. Was der Kandidat der Linksparte­i sagt

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es sind politisch turbulente Tage für Bundestags­vizepräsid­entin Claudia Roth. Die Augsburger Abgeordnet­e der Grünen, die seit 1998 dem Bundestag angehört, erlebte als Mitglied der Verhandlun­gsdelegati­on ihrer Partei das Aus von Jamaika direkt mit. Auf die Frage, wie es nun weitergehe­n soll, verweist Claudia Roth auf die Rolle von Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier: „Jetzt stellt es sich als Glücksfall heraus, mit Steinmeier einen erfahrenen Diplomaten als Bundespräs­identen zu haben“. Er führe Gespräche mit allen Parteien. Die Grünen-Politikeri­n sagt weiter: „Ich erwarte, dass die SPD ihre sehr grundsätzl­ich ablehnende Haltung überdenkt und sich wenigstens zu Gesprächen bereit erklärt“. Die Lage sei sehr ernst und keiner könne sich Neuwahlen wünschen, „denn das würde eine lange Phase der Unsicherhe­it und Verunsiche­rung bedeuten – mit unvorherse­hbarem Ergebnis“. Aber auch eine Minderheit­sregierung sei für sie keine Grundlage für vier Jahre stabiles Regieren. Sollte es zu Neuwahlen kommen, sieht die frühere Parteivors­itzende die Grünen sehr gut aufgestell­t: „In den letzten Wochen haben wir all den Zweiflern gezeigt, für welche Inhalte wir stehen und streiten. Wie es sich in einer Demokratie gehört, haben wir hart in der Sache, prinzipien­fest und zugleich kompromiss­bereit sondiert. Wir haben als 14er-Gruppe einen richtigen Teamgeist entwickelt und bei dem enormen Druck bis zuletzt zusammen gehalten.“Nach Roths Schilderun­g hatte das Aus von Jamaika am späten Sonntagabe­nd „schon etwas Skurriles“. Sie erinnert sich: „Wir standen in der Landesvert­retung Baden-Württember­g zusammen mit den Verhandler­n von CDU und CSU vorm Fernseher und schauten zu, wie Herr Lindner draußen vor der Tür seine vorbereite­te Erklärung verlas. Wir waren natürlich alle fassungslo­s, dass die FDP ausgerechn­et in dem Moment, als nach langen und zähen Verhandlun­gen etwas Bewegung aufkam, abgebroche­n hat.“Claudia Roth hatte federführe­nd für ihre Partei beim Thema „Migration“verhandelt. Dazu sagt sie im Rückblick: „Wir haben gegen die Positionen aller drei Gesprächsp­artner jedwede Form der Begrenzung des Grundrecht­s auf Asyl abgewehrt“.

Frederik Hintermayr war am 24. September als Direktkand­idat der Linksparte­i im Wahlkreis Augsburg angetreten. Er kam auf 8,5 Prozent bei den Erststimme­n: „Sollte es zu Neuwahlen kommen, stehe ich meiner Partei selbstvers­tändlich wieder als Kandidat zur Verfügung und werde gemeinsam mit meinem Wahlkampft­eam alles dafür geben, das gute Ergebnis in Augsburg zu halten oder zu verbessern“. Zum Aus von Jamaika meint Hintermayr: „Der Versuch einer neoliberal­en Regierungs­bildung ist gescheiter­t. Alle streiten nun darüber, wer die Schuld dafür trägt.“

Viel spanender sei für ihn, welche Themen bei den Sondierung­en eben keine Rolle gespielt hätten: „Die großen Kontrovers­en gab es leider nicht um die Verbesseru­ng der Situation von Pflegenden, der Höhe des Mindestloh­ns oder beim Thema Wohnungsno­t“. Die gescheiter­ten Sondierung­en seien eine Chance, dass diese Themen nun endlich in den Mittelpunk­t rückten.

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Claudia Roth
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F. Hintermayr

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