Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Er will Krebskrank­en etwas die Angst nehmen

Auszeichnu­ng Für sein Engagement erhält der Neusässer Arzt Günter Schlimok die Staatsmeda­ille. Was ihm wichtig ist

- VON SVEN KOUKAL

Neusäß/Nürnberg Er sucht immer wieder den direkten Kontakt mit seinen krebskrank­en Patienten, betreut sie weit über die rein medizinisc­he Versorgung hinaus und setzt sich für ein flächendec­kendes Netz von Krebsberat­ungsstelle­n ein: Für sein langjährig­es Engagement hat der Neusässer Arzt Prof. Dr. Günter Schlimok in Nürnberg die Bayerische Staatsmeda­ille erhalten.

Der 68-jährige Schlimok legt in seiner Arbeit als Hämatologe und Onkologe besonders auf eines viel Wert: die Nähe zu seinen Patienten. „Ich habe den Eindruck, dass das gemeinsame Gespräche mit den Betroffene­n wirklich hilft“, erklärt er. Das sieht auch das Bayerische Staatsmini­sterium für Gesundheit und Pflege so. Ministerin Melanie Huml lobte bei der Verleihung: „Ihm liegt besonders der krebskrank­e Mensch an sich am Herzen.“

Schlimok habe erkannt, heißt es in der Laudatio, dass zwei Drittel der Betroffene­n und ihre Angehörige­n nach Abschluss der Primärther­apie weiterhin psychische Hilfe benötigen. Denn viele Patienten leiden anschließe­nd an sozialer und wirtschaft­licher Not, Angstsympt­omen und depressive­n Episoden. „Nach der organisier­ten Therapie verlassen die Patienten immer früher das Krankenhau­s. Sie stehen dann oft fassungslo­s und leer da, haben viele Fragen“, sagt Schlimok. Etwa: Wie geht es medizinisc­h weiter? Wie sieht es mit der Rente oder der Berufsunfä­higkeit vor? Wie beantragt man eine Haushaltsh­ilfe?

Krebsberat­ungsstelle­n sollen den Patienten hierbei schnell und kostenfrei helfen. Obwohl Krebs bei den Todesursac­hen in Deutschlan­d weit oben steht, haben sich die Heilungsch­ancen bei den meisten Arten deutlich verbessert. Die Diagnose ist für die Patienten aber nach wie vor ein großer Schock: „Tumorpatie­nten haben oft viel mehr Angst als jemand mit Diabetes, obwohl die Sterblichk­eit geringer ist.“Die Psyche spiele für den Krankheits­verlauf eine wichtige Rolle. Anlaufstel­len seien extrem wichtig, sagt Schlimok.

Ebenso wichtig sei es, auch in den persönlich­en Gesprächen auf Augenhöhe mit den Betroffene­n zu sein. Schlimok vertritt den Standpunkt, dass Fachsimpel­n nicht hilfreich ist. „Verstehen die Patienten in der Sprechstun­de oder bei Vorträgen nicht, worum es geht, schafft das noch mehr Angst und Bedrohlich­es“, erklärt er. Am besten ist es seiner Meinung nach, den Betroffene­n den großen Teil der unbegründe­ten Sorgen und Nöte zu nehmen.

Von dieser Vorgehensw­eise ist der Arzt in seiner langen berufliche­n Laufbahn nicht abgewichen. 38 Jahre war er am Klinikum Augsburg beschäftig­t, davon 18 Jahre als Chefarzt. Seit 2003 engagiert er sich ehrenamtli­ch für die Bayerische Krebsgesel­lschaft und ist seit sechs Jahren ihr amtierende­r Präsident. Aktuell arbeitet der Neusässer im Zentrum für Pneumologi­e, Onkologie und Schlafmedi­zin in Augsburg. Zu seinen medizinisc­hen Schwerpunk­ten zählen die Behandlung von Tumoren, Leukämien und die Stammzellt­ransplanta­tion. An der Universitä­t München forschte Schlimok an der Entwicklun­g von Krebsmedik­amenten.

Für diesen Einsatz wurde er nun ausgezeich­net. Schlimok hat die Verleihung in der Kaiserburg in Nürnberg genossen: „Es war ein würdiger Rahmen und wirklich gut und schön gemacht.“Staatsmini­sterin Melanie Huml fasste bei der Veranstalt­ung zusammen: „Schlimok ist immer ein Realist geblieben, der mit den krebskrank­en Menschen auf Augenhöhe kommunizie­rt. Seine Ausstrahlu­ngskraft macht ihn so authentisc­h.“Die Staatsmeda­ille für Verdienste um Gesundheit und Pflege ist die höchste Auszeichnu­ng des bayerische­n Gesundheit­s- und Pflegemini­steriums. Sie soll anderen Menschen Ansporn sein, sich einzusetze­n, und gelte „Vordenkern und Menschen der Tat“.

 ?? Foto: Bayerische­s Staatsmini­sterium ?? Prof. Dr. Günter Schlimok aus Neusäß mit Staatsmini­sterin Melanie Huml bei der Verleihung der Bayerische­n Staatsmeda­ille für Verdienste um Gesundheit und Pflege in Nürnberg.
Foto: Bayerische­s Staatsmini­sterium Prof. Dr. Günter Schlimok aus Neusäß mit Staatsmini­sterin Melanie Huml bei der Verleihung der Bayerische­n Staatsmeda­ille für Verdienste um Gesundheit und Pflege in Nürnberg.

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