Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Bald ist Buttenwiesen bei der Energie autark
Versorgung Nach der eigenen Wärmeversorgung gibt es jetzt auch eigenen Strom, zu hundert Prozent öko
Buttenwiesen Profitbesessene Ölscheichs und dampfende Kohleoder Atomkraftwerke spielen in Buttenwiesen in Zukunft keine Rolle mehr – die Gemeinde ist unabhängig von fossilen Energien, Kohle- und Atomstrom. Denn nach eigener Wärme verkaufen die gemeindlichen Renergiewerke ab 2018 auch eigenen Strom. Biogas-,Windkraftund Solaranlagen sowie zwei kleine Wasserkraftwerke erzeugen inzwischen so viel Strom, dass hundert Prozent der Haushalte damit versorgt werden könnten.
Sonja Treuherz, Geschäftsführerin der Renergiewerke und Bürgermeister Hans Kaltner: „Mit dem innovativen Schritt hin zu einer autonomen, auf erneuerbaren Energiequellen basierenden Stromversorgung von Buttenwiesen, können wir jetzt für alle eine Lösung bieten.“Das heißt, wer künftig Strom „made in Buttenwiesen“beziehen will, der hat bereits jetzt die Möglichkeit, sich vormerken zu lassen – hundert Prozent Ökostrom, versteht sich. Die Renergiewerke locken Stromkunden mit einer Einführungsprämie und einem günstigen Heimattarif: Monatlicher Grundpreis 9,90 Euro; Arbeitspreis pro Kilowattstunde 27,80 Cent. Somit sei eine preisgünstige, aber auch umweltfreundliche und klimaneutrale Alternative zum Grundversorgertarif geboten, betonen Treuherz und Kaltner. Und weiter: „Wir reduzieren die Abhängigkeit, schaffen Versorgungssicherheit, halten Kapital vor Ort und schonen die Umwelt.“Der Stromhandel ist eine vielschichtige Angelegenheit, berichtet Sonja Treuherz. Biogas- Solar- und Windkraftanlagen produzieren in Buttenwiesen so viel Strom, dass sich die Gemeinde damit – rein rechnerisch – selbst versorgen könne. Die örtlichen Erzeuger verkaufen ihre Ware Strom an die Börse. Dort wiederum kaufen die Renergiewerke ein. Zwischenfirmen vermitteln.
Die Renergiewerke möchten mit ihrem Konzept einen „entscheidenden Beitrag zur lokalen Wertschöpfung und Energiewende sowie als Basis zukunftsweisender E-Mobilitätskonzepte leisten,“sagt Bürgermeister Hans Kaltner. Denn die Gemeinde denkt bereits an Stromtankstellen für E-Autos. So soll auf dem neuen Parkplatz an der Kapellenstraße eine Stromzapfstelle eingerichtet werden (wir berichteten). Zudem testet der gemeindliche Fuhrpark derzeit ein Elektromobil – Bauhofleiter Schumm sammelt damit bereits erste Erfahrungen.
Der Strom ist das eine – die Wärmerzeugung das andere Bein der autarken Energieversorgung in der Gemeinde. Derzeit sind 130 Haushalte ans Fernwärmenetz Buttenwiesen angeschlossen.
Mit der in der Gemeinde produzierten Wärme könnten allerdings noch mehr als 175 Haushalte versorgt werden. Dies berichtete Felix Schwahn von den Renergiewerken in einer Gemeinderatssitzung. Die Fernwärme komme fast ausschließlich aus der Abwärme von Biogasanlagen.
Die Renergiewerke wurden 2012 gegründet. Mit der ortsansässigen Firma GP Joule – sie betreibt unter anderem eine Niederlassung in Illemad – holte sich die Gesellschaft einen Partner ins Haus, der Unternehmen, Kommunen sowie Investoren in allen Bereichen der erneuerbaren Energien betreut und kommunale Nahwärmesysteme umsetzt. Die Gemeinde Buttenwiesen besitzt 55 Prozent der Anteile und ist somit Mehrheitseigner.