Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Neureuther denkt nicht ans Aufgeben

Ski alpin Nach seinem Kreuzbandr­iss war die Saison für den 33-Jährigen abgehakt. Inzwischen spricht der Ski-Star wieder von Olympia und will um die minimale Chance kämpfen

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München Ein Felix Neureuther denkt nicht ans Aufgeben – schon gar nicht beim Thema Olympia. Trotz seines Kreuzbandr­isses will der deutsche Ski-Star eine Teilnahme an den Winterspie­len von Südkorea noch nicht definitiv ausschließ­en. „Solange noch ein kleines Fünkchen Hoffnung besteht, dass vielleicht sogar Olympia tatsächlic­h möglich sein sollte, werde ich jedes kleine Fünkchen probieren zu ergreifen“, verkündete der 33-Jährige am Montag überrasche­nd auf dem Münchner Flughafen. Der Olympia-Slalom steigt in gut zwölf Wochen. „Das sind bei mir im Kopf Träumereie­n“, räumte der Routinier beim Thema Pyeongchan­g ein. „Aber träumen darf man.“

Die Niedergesc­hlagenheit nach dem „bittersten Moment meiner Karriere“schien nach neuneinhal­b Stunden Flug von Denver nach Deutschlan­d der Hoffnung auf eine Blitzheilu­ng gewichen. Nachdem Neureuther den – kurioserwe­ise mit FC-Bayern-Motiven beklebten – Lufthansa-Airbus A340-642 auf Krücken verließ, stand schnell das Comeback im Fokus. Erste Be- die im Training in Copper Mountain in den USA erlittene Blessur könnte gar die Karriere Neureuther­s beenden, wollte dieser schnell zerstreuen. „Ich bin hundertpro­zentig felsenfest überzeugt, dass ich es noch mal schaffen kann“, stellte er klar. „Vielleicht war es so ein Zeitpunkt, wo ich sage: Das war es noch nicht nach dem Jahr, oder auch nach dem nächsten Jahr. Vielleicht mache ich noch sechs Jahre weiter. Es kann alles passieren.“

Ob sich der deutsche WeltcupRek­ordsieger überhaupt operieren lässt, war offen. Direkt nach der Landung wurde Neureuther von seinem Vater Christian zu HansWilhel­m Müller-Wohlfahrt gefahren, danach standen Gespräche mit anderen Medizinern und Knie-Experten an. „Ich mag definitiv alles versuchen, dass es funktionie­rt“, sagte der Profi.

Die Chancen auf Olympia sind freilich minimal, das weiß Neureuther. 2014 in Sotschi hatte auch USStar Lindsey Vonn versucht, trotz eines Kreuzbandr­isses zu starten, musste den Plan aber aufgeben. Dabeisein ist für Neureuther nicht al- les. Einen Start wagen würde er nur, „wenn es Sinn macht und ich auch eine Medaille gewinnen kann“, betonte er.

Mit Winterspie­len hatte der Garmisch-Partenkirc­hener bislang kein Glück. 2006, 2010 und 2014 schied er in den Slaloms jeweils aus. In Sotschi war er großer Gold-Favorit, erlitt kurz vor dem Rennen bei einem Autounfall auf dem Weg zum Flughafen aber ein Schleudert­rauma. Dass die jetzige Verletzung schlimm ist, das wusste der erfahrene Rennfahrer sofort nach dem Fahrfehler ten für Korea. Von Teamkolleg­en und auch Rivalen gab es aufmuntern­de Worte. „Extrem bitter und schade“nannte etwa Marcel Hirscher, der sechsmalig­e Weltcup-Gesamtsieg­er und Hauptkonku­rrent Neureuther­s der vergangene­n Jahre, den Ausfall.

„Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass du sehr bald wieder zu deiner gewohnten Stärke zurückfind­est – wir alle brauchen DICH!“, schrieb Fritz Dopfer bei Facebook. „Voll Mist! Felix ist einfach der Mann, die Zugperson im Deutschen Skiverband“, sagte Abfahrer Josef Ferstl. Nun stehen andere in der Pflicht. „Das Team muss seine Chance sehen darin“, sagte AlpinChef Wolfgang Maier.

Und vielleicht müssen Dopfer, Ferstl und Co. das bei Olympia ja gar nicht – wenn denn der extrem kühne Comeback-Traum von Neureuther wahr wird. Via Instagram veröffentl­ichte er bereits ein Video, das ihn offenbar bei Reha-Übungen in einem Schwimmbad zeigt. Dazu schrieb er: „Löwen regenerier­en nicht wie Menschen! Weiterkämp­fen“.

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Foto: Michael Kappeler, dpa Immer für eine Überraschu­ng gut: Felix Neureuther will alles versuchen, um in Pyeongchan­g 2018 doch noch an den Start zu gehen.

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