Augsburger Allgemeine (Land Nord)
FCA erwirtschaftet zweitbestes Ergebnis seiner Geschichte
Fußball Bei der Jahreshauptversammlung präsentieren die Verantwortlichen gute Zahlen. Warum der Verein laut Finanzchef Michael Ströll aber weiterhin mit Freiburg finanziell das Schlusslicht der Liga bilden wird
Es ist genau 19.07 Uhr, als gestern Abend das erste Mal bei der Jahreshauptversammlung des FC Augsburg Beifall aufbrandet. Es sollte nicht das letzte Mal an diesem Abend sein. Im Ausgehanzug läuft die komplette Bundesliga-Mannschaft ein. Nicht verwunderlich, dass die 669 anwesenden Vereinsmitglieder klatschen, steht die Mannschaft von Trainer Manuel Baum doch aktuell mit 19 Punkten auf Platz acht der Liga. Eine bemerkenswerte Leistung für eines der finanzschwächsten Mitglieder der Bundesliga.
Das ist der FCA immer noch, obwohl er seit dem Aufstieg im Jahre 2011 den Umsatz mehr als verdoppelte. 94,8 Millionen Euro setzte die FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA, dorthin sind die Profis ausgegliedert, in der Spielzeit 2016/2017 um. Und das liegt nur knapp unter der Europa-LeagueSaison 2015/16 mit rund 97,2 Millionen Euro. „Das ist das zweitbeste Ergebnis in der Vereinsgeschichte“, freute sich Michael Ströll, der Geschäftsführer Finanzen. Die gute sportliche Arbeit in der EuropaLeague-Saison schlug sich auch auf der wirtschaftlichen Seite nieder. Mit fast 25 Millionen Euro waren die Transfererlöse erstmals nach den TV-Einnahmen (39 Mio. Euro) die zweitgrößte Einnahmequelle. Die Verkäufe von Ragnar Klavan, Jeong-Ho Hong, Alexander Esswein, Tobias Werner und auch der Transfer von Trainer Markus Weinzierl zu Schalke 04 füllten die FCA-Kassen.
Aber auch auf der Ausgabenseite (83 Millionen Euro) macht sich der sportliche Erfolg bemerkbar. Gute Spieler wollen ihre Leistungen auch besser vergütet haben, der FCA muss bei den Transfers mehr auf den Tisch legen. Und dann muss auch noch das Stadion abbezahlt werden. Die Investorengruppe um Ex-Präsident Walther Seinsch bekommt noch rund zehn Millionen Euro und der Stadionbau-Kredit (rund 7,5 Millionen Euro) muss noch bedient werden. Wenn alles normal läuft, soll das Stadion bis 2022 oder 2023 abbezahlt sein.
Um die sportliche Leistung einzuordnen, zog Ströll eine andere Kennzahl heran: den Personalaufwand. Dort werden alle Kosten aller Mitarbeiter des FC Augsburg gesammelt, den größten Posten machen die Gehälter der Profi-Fußballer aus. Und da lag der FCA in der abgelaufenen Saison mit 35,5 Millionen Euro auf dem vorletzten Platz. „Wir sind mit dem SC Freiburg immer noch das Schlusslicht“, erklärte Ströll. Vereine wie Mainz (43 Mio.), Hertha (50 Mio. Euro) oder der Hamburger SV (75 Mio. Euro) liegen da deutlich drüber. Zumal die Saison 16/17 mehr als turbulent und geprägt von der Entlassung von Trainer Dirk Schuster und der Neubesetzung des Postens durch Manuel Baum war. „Wir haben viel gelitten“, erklärte FCA-Chef Klaus Hofmann. Die Verpflichtung von Schuster habe nicht gepasst. Nach der punktelosen englischen Woche im April sei man in „akuter Abstiegsnot gewesen“. Doch dann habe der FCA gezeigt, so Hofmann weiter, „warum er in die Bundesliga gehört“.
Hofmann: „Es gab keinen Prozess der Selbstzerfleischung, ganz im Gegenteil.“Am Ende hielt der FCA als 13. die Klasse. Um in der Bundesliga weiter zu bleiben, wird der FCA auch weiter investieren. Das fast fertige Funktionsgebäude mit Fanshop und Fankneipe wird im Februar in Betrieb gehen, ein weiteres Trainingsfeld an der WWKArena soll entstehen und 2018 wird mit dem Bau des Jugend-Internates am Nachwuchsleistungszentrum begonnen.