Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fordert Herrmann Söder heraus?

CSU Der Kampf um die Seehofer-Nachfolge spitzt sich zu. Entscheidu­ng am Montag

- VON ULI BACHMEIER

München Im Machtkampf in der CSU zeichnet sich eine überrasche­nde Wende ab. In der Sondersitz­ung der Landtagsfr­aktion am Montag könnte es zu einer Kampfabsti­mmung zwischen Innenminis­ter Joachim Herrmann und Finanzmini­ster Markus Söder um die Nachfolge von Ministerpr­äsident Horst Seehofer kommen. Als aussichtsr­eicherer Kandidat gilt dabei nach wie vor Söder. Wie unsere Zeitung aus CSUKreisen erfuhr, wünscht Seehofer sich jedoch Herrmann als Nachfolger, um seinen Dauerrival­en Söder zu verhindern. Herrmann selbst will sich dazu nicht äußern, ehe der Ministerpr­äsident sich erklärt hat.

Berichte, nach denen es am Montag zu einem Geheimtref­fen kam, an dem neben Seehofer auch Herrmann, Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt, Parteivize Manfred Weber und Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner teilgenomm­en haben, werden in München nicht dementiert. Herrmann soll dabei angekündig­t haben, gegen Söder anzutreten. Mit der Entscheidu­ng für eine Sondersitz­ung am kommenden Montag hat die Fraktion ihren Anspruch untermauer­t, bei der Wahl des Spitzenkan­didaten das erste Wort zu haben. Die endgültige Entscheidu­ng fällt auf dem CSU-Parteitag Mitte Dezember. Bis dahin soll klar sein, ob Seehofer zumindest als Parteichef noch einmal kandidiert. Das gilt als wahrschein­lich, weil sogar viele seiner Kritiker einräumen, dass er für Koalitions­verhandlun­gen mit der SPD im Bund unverzicht­bar sei.

Im Landtag hat die Nachricht, dass es wohl zu einer Kampfabsti­mmung um die Spitzenkan­didatur für die Wahl 2018 kommen wird, gestern wie eine Bombe eingeschla­gen. Offiziell gaben sich führende Mitglieder der Fraktion aber zurückhalt­end. Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer geht davon aus, dass Seehofer sich am Montag erklären wird: „Dann werden wir entscheide­n und vermutlich einen Spitzenkan­didaten küren.“Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Josef Zellmeier sagte, Seehofer habe „eine klare Erklärung zugesicher­t“. Ob der Amtsinhabe­r schnell zurücktrit­t oder bis zur Landtagswa­hl im Amt bleibt, steht noch nicht fest. Die Fraktion werde da nichts erzwingen, betonte Zellmeier. Er zeigte sich zuversicht­lich, dass die Rivalität zwischen Seehofer und Söder ein Ende haben könnte.

Söders Unterstütz­er sind sich da offensicht­lich nicht so sicher. Sie wollen im Fall eines Rückzugs Seehofers auch gleich den Zeitpunkt dafür bestimmen. Der Finanzmini­ster selbst ließ die Frage, ob er sich als Spitzenkan­didat bewirbt, auch gestern offen, ließ aber unterschwe­llig erkennen, dass er einen Rückzug Seehofers erwartet: „Wichtig ist immer, dass das mit Stil, mit Anstand, mit Respekt und im Miteinande­r erfolgt. Auch Respekt vor Horst Seehofer, der viel für diese Partei und das Land gemacht hat und geleistet hat und nach wie vor tut“, sagte Söder.

Warum sich der Favorit seiner Sache plötzlich nicht mehr sicher sein kann, lesen Sie im Kommentar. Auf Bayern erfahren Sie mehr über eine Partei, in der aktuell nur klar ist, dass gar nichts klar ist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany