Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Razzia in Asylunterkunft
Sicherheit Beamte setzen Reihe der Kontrollen in Welden fort und stoßen dabei wieder auf ein halb leeres Wohnheim
Erneut haben Polizeibeamte eine Asylunterkunft im Augsburger Land durchsucht. Ein Ergebnis war für sie dabei besonders überraschend. »Lokales
Welden/Landkreis Augsburg Zum dritten Mal innerhalb eines Monats haben Polizeikräfte eine groß angelegte Kontrolle einer Asylbewerberunterkunft im Landkreis Augsburg vorgenommen. Gestern rückten in Welden um 6.30 Uhr morgens an die 20 Beamte mit zwei Diensthunden an. Wie schon bei den Kontrollen in Diedorf und Hammel (Stadt Neusäß) trafen die Beamten nur einen Teil der Bewohner an. In Welden waren es insgesamt zwölf von 29 gemeldeten Asylbewerbern, wobei einer davon nicht in der Unterkunft wohnen durfte. Ähnlich war das Bild Ende Oktober in Diedorf gewesen, als die Hälfte der Bewohner fehlte, ebenso im Neusässer Stadtteil Hammel vor wenigen Tagen.
Der Zusmarshauser Polizeichef Raimund Pauli, der den Einsatz in Welden leitete, findet den hohen Anteil an Absenzen „erstaunlich“. Vermutlich hielten sich die meisten der Fehlenden in der Region auf, zum Beispiel bei Freunden oder Bekannten. Pauli kündigte im kommenden Jahr weitere Kontrollen an. „Dann sieht man, wie es sich entwickelt.“
Nach Auskunft des Landratsamtes, das die dezentrale Asylunterkunft in Welden betreibt, ist es zunächst einmal nicht ungewöhnlich, dass Bewohner nicht da sind. Es gebe in fast jeder Unterkunft Bewohner, die arbeiten oder zur Schule gehen. Wie die Behörde auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilte, hat in der Weldener Unterkunft nur ein kleiner Teil eine Arbeitserlaubnis. Bei einem Großteil der Bewohner, von denen viele aus afrikanischen Staaten kommen, sei der Asylantrag abgelehnt.
Diese sogenannten Geduldeten müssen sich nicht immer in der Unterkunft aufhalten und dürfen auch anderswo übernachten, ohne sich abmelden zu müssen. Sollten sie untertauchen, werden sie zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben. Allerdings wird die Duldung grundsätzlich jeweils nur für drei Monate erteilt, sodass die Menschen nach Einschätzung der Behörden „in eigenem Interesse anwesend sein müssen, um die Verlängerung zu beantragen, da andernfalls die Asylleistungen unverzüglich eingestellt werden“.
Soweit in den Unterkünften auch anerkannte Asylbewerber wohnen, dürfen diese auch jederzeit ausziehen, wenn sie zum Beispiel eine Wohnung ergattert haben. Sie dürfen sich aufhalten, wo sie wollen.
Die Durchsuchungsaktion selbst, offiziell als „präventive Begehung und Aufenthaltskontrolle“bezeichnet, verlief nach Angaben der Polizei problemlos. Die Kontrollierten hätten sich friedlich und kooperativ verhalten. Im Einsatz waren Polizeibeamte aus Augsburg und Zusmarshausen, zwei Diensthundeführer aus Königsbrunn sowie zwei Mitarbeiter des Ausländeramtes am Landratsamt.
Von den zwölf Personen, die gestern Morgen in der Unterkunft anzutreffen waren, wurde eine per Haftbefehl gesucht. Mitkommen musste der Mann aber nicht, er konnte die fällige Geldstrafe bezahlen. Gegen einen weiteren Mann wird wegen Hausfriedensbruchs ermittelt. Er nämlich hatte keine Erlaubnis in Welden zu wohnen.
Kontrollen wie die gestern sind seit wenigen Monaten ohne besonderen Anlass möglich. Das erlaubt eine Änderung des Polizeiaufgabengesetzes. Mit den Durchsuchungen wolle man den Bewohnern zeigen, dass sie staatlicher Kontrolle unterliegen, so der Zusmarshauser Polizeichef Pauli. Den Einheimischen solle demonstriert werden, dass die Behörden auf die Sicherheit achten. Es gehe um die Stärkung des subjektiven Sicherheitsgefühls der Menschen. Während bei der ersten derartigen Razzia in Diedorf Ende Oktober auch der Verdacht auf Drogenhandel im Umfeld der Unterkünfte eine Rolle gespielt hatte und die Beamten damals tatsächlich geringe Mengen Marihuana fanden, gab es in Welden keine derartigen Funde. Es habe auch im Vorfeld keinen Ärger gegeben, betonte Pauli.