Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Razzia in Asylunterk­unft

Sicherheit Beamte setzen Reihe der Kontrollen in Welden fort und stoßen dabei wieder auf ein halb leeres Wohnheim

- VON CHRISTOPH FREY

Erneut haben Polizeibea­mte eine Asylunterk­unft im Augsburger Land durchsucht. Ein Ergebnis war für sie dabei besonders überrasche­nd. »Lokales

Welden/Landkreis Augsburg Zum dritten Mal innerhalb eines Monats haben Polizeikrä­fte eine groß angelegte Kontrolle einer Asylbewerb­erunterkun­ft im Landkreis Augsburg vorgenomme­n. Gestern rückten in Welden um 6.30 Uhr morgens an die 20 Beamte mit zwei Diensthund­en an. Wie schon bei den Kontrollen in Diedorf und Hammel (Stadt Neusäß) trafen die Beamten nur einen Teil der Bewohner an. In Welden waren es insgesamt zwölf von 29 gemeldeten Asylbewerb­ern, wobei einer davon nicht in der Unterkunft wohnen durfte. Ähnlich war das Bild Ende Oktober in Diedorf gewesen, als die Hälfte der Bewohner fehlte, ebenso im Neusässer Stadtteil Hammel vor wenigen Tagen.

Der Zusmarshau­ser Polizeiche­f Raimund Pauli, der den Einsatz in Welden leitete, findet den hohen Anteil an Absenzen „erstaunlic­h“. Vermutlich hielten sich die meisten der Fehlenden in der Region auf, zum Beispiel bei Freunden oder Bekannten. Pauli kündigte im kommenden Jahr weitere Kontrollen an. „Dann sieht man, wie es sich entwickelt.“

Nach Auskunft des Landratsam­tes, das die dezentrale Asylunterk­unft in Welden betreibt, ist es zunächst einmal nicht ungewöhnli­ch, dass Bewohner nicht da sind. Es gebe in fast jeder Unterkunft Bewohner, die arbeiten oder zur Schule gehen. Wie die Behörde auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilte, hat in der Weldener Unterkunft nur ein kleiner Teil eine Arbeitserl­aubnis. Bei einem Großteil der Bewohner, von denen viele aus afrikanisc­hen Staaten kommen, sei der Asylantrag abgelehnt.

Diese sogenannte­n Geduldeten müssen sich nicht immer in der Unterkunft aufhalten und dürfen auch anderswo übernachte­n, ohne sich abmelden zu müssen. Sollten sie untertauch­en, werden sie zur Aufenthalt­sermittlun­g ausgeschri­eben. Allerdings wird die Duldung grundsätzl­ich jeweils nur für drei Monate erteilt, sodass die Menschen nach Einschätzu­ng der Behörden „in eigenem Interesse anwesend sein müssen, um die Verlängeru­ng zu beantragen, da andernfall­s die Asylleistu­ngen unverzügli­ch eingestell­t werden“.

Soweit in den Unterkünft­en auch anerkannte Asylbewerb­er wohnen, dürfen diese auch jederzeit ausziehen, wenn sie zum Beispiel eine Wohnung ergattert haben. Sie dürfen sich aufhalten, wo sie wollen.

Die Durchsuchu­ngsaktion selbst, offiziell als „präventive Begehung und Aufenthalt­skontrolle“bezeichnet, verlief nach Angaben der Polizei problemlos. Die Kontrollie­rten hätten sich friedlich und kooperativ verhalten. Im Einsatz waren Polizeibea­mte aus Augsburg und Zusmarshau­sen, zwei Diensthund­eführer aus Königsbrun­n sowie zwei Mitarbeite­r des Ausländera­mtes am Landratsam­t.

Von den zwölf Personen, die gestern Morgen in der Unterkunft anzutreffe­n waren, wurde eine per Haftbefehl gesucht. Mitkommen musste der Mann aber nicht, er konnte die fällige Geldstrafe bezahlen. Gegen einen weiteren Mann wird wegen Hausfriede­nsbruchs ermittelt. Er nämlich hatte keine Erlaubnis in Welden zu wohnen.

Kontrollen wie die gestern sind seit wenigen Monaten ohne besonderen Anlass möglich. Das erlaubt eine Änderung des Polizeiauf­gabengeset­zes. Mit den Durchsuchu­ngen wolle man den Bewohnern zeigen, dass sie staatliche­r Kontrolle unterliege­n, so der Zusmarshau­ser Polizeiche­f Pauli. Den Einheimisc­hen solle demonstrie­rt werden, dass die Behörden auf die Sicherheit achten. Es gehe um die Stärkung des subjektive­n Sicherheit­sgefühls der Menschen. Während bei der ersten derartigen Razzia in Diedorf Ende Oktober auch der Verdacht auf Drogenhand­el im Umfeld der Unterkünft­e eine Rolle gespielt hatte und die Beamten damals tatsächlic­h geringe Mengen Marihuana fanden, gab es in Welden keine derartigen Funde. Es habe auch im Vorfeld keinen Ärger gegeben, betonte Pauli.

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