Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Santa Claus oder Nikolaus?
Freunde der Fernsehwerbung wissen es längst: Nächste Woche kommt der Nikolaus. Zumindest bei manchen. Bei anderen klopft der Weihnachtsmann an die Tür, der auch unter seinem englischen Künstlernamen Santa Claus auf bayerischen Straßen mit einem leuchtenden Lastwagen eines Brausegetränkeherstellers unterwegs ist.
Für die heutigen Kinder ist das gar nicht so leicht. Wie sollen sie die beiden Gabenbringer auseinanderhalten? Nikolaus und Weihnachtsmann sehen nach heutigem Verständnis nahezu gleich aus: Beide sind rot gekleidet, haben einen langen, weißen Bart und einen Sack voller Geschenke. Der eine war von Beruf Bischof Nikolaus in der Stadt Myra in der heutigen Türkei. Er lebte im 4. Jahrhundert und war bekannt für seine Mildtätigkeit und seine Spenden an die Armen.
Der andere ist das, was die Amerikaner aus dem Heiligen Nikolaus gemacht haben: eine pummelige Kunstfigur, die Werbung für braune Limonade macht.
Klar, dass der Brausemann in unserer Konsumgesellschaft inzwischen dem armen Heiligen den Rang abgelaufen hat. Zumal der Santa keinen Knecht Rupprecht dabeihat, der unartige Kinder schlägt oder schlimmstenfalls verschleppt.
Das Christkind ist übrigens keine Erfindung der Amerikaner, sondern geht auf den Jubiläumsreformator Martin Luther zurück. Dem ging nämlich vor ein paar hundert Jahren die Verehrung des Nikolaus gehörig auf den Sack, weil er eine Heiligen-Allergie hatte. Darum erdachte sich Luther das evangelische Christkind, das am Heiligen Abend die Geschenke bringt.
Für alle Kinder, die nun völlig verwirrt sind, der Tipp: Am besten, ihr schickt eure Wünsche an alle drei. Das könnte am meisten Geschenke bringen.