Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Streit um Neuschwans­tein

Tourismus Warum sich der Europäisch­e Gerichtsho­f mit dem berühmten Schloss befassen muss

- VON MAREIKE KEIPER

Hohenschwa­ngau Neuschwans­tein ist in erster Linie ein Schloss. Doch damit nicht genug, denn das viel besuchte Gebäude oberhalb Hohenschwa­ngaus gilt bei vielen Touristen auch als beliebtes Souvenirmo­tiv. Angefangen bei Postkarten ziert es beispielsw­eise auch Tassen, Bierkrüge, Spielkarte­n, Schmuckdos­en oder sogar Taschenuhr­en. Seit dem Jahr 2005 ist der Schlössern­ame als Marke des Freistaats Bayern in Deutschlan­d eingetrage­n, seit 2011 sogar beim Europäisch­en Markenamt. Doch der Bundesverb­and Souvenir Geschenke Ehrenpreis­e (BSGE) hat eine Klage dagegen eingereich­t. Der Fall wird seit gestern vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f verhandelt.

Es steht zur Debatte, ob der Freistaat Neuschwans­tein als Marke beanspruch­en darf. Sollte das Schloss als Marke zugelassen bleiben, könnte Bayern Lizenzgebü­hren für jedes Produkt mit dem Motiv verlangen. Allerdings gehe es nach Angaben einer Sprecherin der Schlösserv­erwaltung viel mehr um den „Schutz der kultur- und identitäts­stiftenden Funktion von Neuschwans­tein“.

Dafür zeigt Christoph Marlo, Leiter des Museums der Bayerische­n Könige in Hohenschwa­ngau, Verständni­s. Auch im Museumssho­p finden sich einige Schloss-Souvenirs. „Neuschwans­tein sollte nicht verramscht werden“, sagt er. Deshalb findet er den rechtliche­n Schutz des Begriffs „Neuschwans­tein“wichtig.

Auch Matthias Günes nimmt der Staatsregi­erung die Absicht des Kulturschu­tzes ab. Er ist stellvertr­etender Geschäftsf­ührer des Hotels Müller in Hohenschwa­ngau, zu dem mehrere Souvenirsh­ops gehören. „Ich glaube schon, dass der Freistaat den Namen schützen will und nicht aus wirtschaft­lichen Gründen handelt“, erläutert er. Möglichen Lizenzgebü­hren steht er aber skeptisch gegenüber. Sie würden nämlich Konsequenz­en für die Hersteller haben: „Die werden die Preise anziehen und wir Händler müssten die Preise dann auch anpassen“, erklärt er.

Einer der Hersteller von Neuschwans­tein-Souvenirs ist die Arthur Schnabel GmbH aus Kaufbeuren. Geschäftsf­ührer Thomas Schnabel verfolgt natürlich die Debatte. Und er kritisiert, dass der Freistaat Neuschwans­tein als Marke eingetrage­n hat. „Souvenirs erzielen keine große Marge, deshalb rentiert es sich nicht mehr, sie herzustell­en, wenn Lizenzgebü­hren erhoben werden“, sagt er. Doch er sieht noch ein größeres Problem, sollte der Freistaat recht bekommen: „Das würde eine gewisse Willkür auslösen. Die Frage ist, ob es Mode wird, sich Schlösser oder Städte als Marke eintragen zu lassen.“

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Fotos: Martina Diemand Der Name und das Bild von Neuschwans­tein zieren die verschiede­nsten Souvenirs. Doch ist der Name eine Marke? Darüber wird nun gestritten.
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