Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die makabre Suche hat ein Ende

Rechter Arm der toten Journalist­in Kim Wall gefunden. Wird Erfinder Madsen jetzt des Mordes überführt?

- VON ANDRÉ ANWAR

Kopenhagen Nach weit über drei Monaten scheint die makabre Suche nach den Leichentei­len der schwedisch­en Journalist­in Kim Wall endlich beendet zu sein. Am Mittwoch hat die dänische Polizei einen zweiten Arm in der Kögebucht bei Kopenhagen geborgen. Sie geht davon aus, dass es sich dabei um das letzte noch vermisste Leichenstü­ck von Kim Wall handelt. Rechtsmedi­ziner sollen das heute bestätigen.

„Das hat eine große ethische Bedeutung für die Angehörige­n, da sie nun den ganzen Körper haben, den sie begraben können“, sagte Vizepolize­iinspektor Jens Möller Jensen. Der zweite Arm wurde unweit des ersten, vor einer guten Woche sichergest­ellten Arms gefunden.

Die Fundstelle der Arme liegt rund einen Kilometer entfernt von den Orten, wo Kim Walls Torso am 21. August und ihr Kopf sowie ihre Beine am 6. Oktober entdeckt wor- den sind. Sämtliche Körperteil­e, auch der am Mittwoch gefundene Arm, wurden mit Gewichten aus dem gleichen Material beschwert.

Nicht nur für die Angehörige­n ist der Fund der Arme und damit der gesamten Leiche wichtig. Der Erfinder Peter Madsen soll die Journalist­in laut Staatsanwa­ltschaft bei einer Rundfahrt in seinem selbst gebauten U-Boot am 10. August getötet und zerstückel­t haben. Doch Kopf, Torso und Beine konnten bislang keinen eindeutige­n Aufschluss darüber geben, ob Madsen die junge Frau bei der gemeinsame­n U-Bootfahrt ermordet hat. Auch ein Unfall wäre theoretisc­h noch möglich.

Madsen selbst behauptet in seiner jüngsten von insgesamt drei Versionen des Handlungsh­ergangs, Wall könnte im U-Boot an einer Luftvergif­tung, möglicherw­eise durch austretend­es Kohlenmono­xid, gestorben sein, während er an Deck an der frischen Luft war. Der exzentrisc­he Erfinder, über den Wall eigentlich schreiben wollte, hat nach anfänglich­em Leugnen lediglich zugegeben ihre Leiche nach diesem tödlichen Unfall im U-Boot zersägt und ins Meer geschmisse­n zu haben, weil er Panik bekam. Madsen, der mit einer selbst gebauten Rakete als erster Amateur ins Weltall will, soll sich unter anderem Sorgen darüber gemacht haben, dass dieses Projekt durch den vermeintli­chen Unfall in Gefahr geraten könnte. Er habe beim Zersägen der Leiche und der Versenkung ihrer Einzelteil­e im Meer in einer Kurzschlus­sreaktion gehandelt, sei aber kein Mörder.

Rechtsmedi­ziner Peter Knudsen sagte vor den Armfunden, es sei fast unmöglich, Madsens Version zu einer Luftvergif­tung als Todesursac­he für Wall zu widerlegen. Dazu hätten Kopf, Toros und Beine zu lange im Wasser gelegen. Doch Spuren an Arm und Hand könnten nun den großen Durchbruch bringen. Sollten nämlich Verletzung­en an den Armen und Händen gefunden werden, die auf einen Kampf hindeuten, gilt Madsen als so gut wie überführt. Die Polizei hält ein sexuelles Motiv für wahrschein­lich. Walls genaue Todesursac­he ist nach wie vor unbekannt. Bei den bisherigen Untersuchu­ngen wurden Messerstic­he im Unterleib der Frau entdeckt. Unklar ist, ob sie ihr vor oder nach ihrem Tod zugefügt worden sind.

 ?? Foto: Peter Thompson, dpa ?? Das Foto zeigt das U Boot des Erfinders am 18. August dieses Jahres beim Auslaufen. Wurde die Journalist­in auf dem Schiff getötet?
Foto: Peter Thompson, dpa Das Foto zeigt das U Boot des Erfinders am 18. August dieses Jahres beim Auslaufen. Wurde die Journalist­in auf dem Schiff getötet?

Newspapers in German

Newspapers from Germany