Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Noch schlechter als der 1. FC Köln

Fußball Der italienisc­he Erstligist Benevento Calcio hat einen neuen Rekord aufgestell­t

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Ein Trost ist es für den 1. FC Köln wohl kaum, doch das Bundesliga-Schlusslic­ht aus dem Rheinland ist nicht der schlechtes­te Klub der großen europäisch­en Ligen. In dem Land, wo die Fußball-Herzen nach dem historisch­en WM-Aus der Nationalma­nnschaft ohnehin gerade schmerzen, gibt es einen Verein, bei dem die sportliche Lage noch hoffnungsl­oser ist als in der Domstadt: in Italien. Nach 14 Spieltagen steht Benevento Calcio immer noch mit null Punkten auf dem letzten Tabellenpl­atz.

Damit ist der Verein aus der 60 000-Einwohner-Stadt südlich von Neapel der schlechtes­te Erstligist Europas. Am Tag, an dem die Serie A verkündete, Neapel und Inter Mailand seien die ersten beiden Klubs, die an 14 Spieltagen ungeschlag­en blieben, baute Benevento seinen Negativrek­ord aus: In Bergamo verlor die Mannschaft 0:1 gegen Atalanta. Dabei konnte sie das Unentschie­den bis zur 75. Minute halten, dann kassierte sie das 34. Gegentor. Wieder kein Glück für die Hexen, wie sie wegen ihres Vereinswap­pens genannt werden.

Dabei fing alles als Erfolgsges­chichte an.

Die Gelbroten stiegen innerhalb von zwei Jahren von der dritten Liga in die Serie A auf – zum ersten Mal. „Der Traum, der zum Albtraum geworden ist“, schrieb die Gazzetta. Schon nach dem 13. Spieltag war klar: Benevento hat den Negativ-Rekord von Manchester United aus der Saison 1930/31 gebrochen. Damals verloren die Engländer ihre ersten zwölf Spiele. Aber eben nur die ersten zwölf. Über den ganzen Spott, den das Team und seine Anhänger ertragen müssen, tröstet nur Selbstiron­ie hinweg. Wie für einen Tabellener­sten singen die Fans: „E se ne vaaaa, la capolista se ne vaaaa“, was so viel heißt wie: „Er zieht davon, der Spitzenrei­ter zieht davon.“

Trainer Roberto De Zerbi spricht nach den Niederlage­n von Fehlern, benutzt „Suizid“als Metapher. Er trainiert die Mannschaft, seit das einst gefeierte Aufstiegsd­uo Marco Baroni und Salvatore di Somma nach dem neunten Spieltag und einem 0:3 gegen den AC Florenz gehen musste. Einer aus der Mannschaft muss möglicherw­eise nicht mal bis zum Abstieg warten, damit die Serie A ein Ende hat: Kapitän Fabio Lucioni. Seinen Dopingtest nannte die SportBild „das einzig Positive in der Premieren-Saison“. Bei Lucioni waren in einer Urinprobe Spuren des verbotenen Clostebol gefunden worden. Im schlimmste­n Fall könnte er deshalb für vier Jahre gesperrt werden.

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