Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Arvids ist cool“

Interview Marco Sternheime­r, 19, über den ältesten Teamkolleg­en Rekis, sein DEL-Debüt bei den Panthern, seine Ziele und die Dreifach-Belastung in drei Mannschaft­en

- Interview: Milan Sako

Wann kam die Nachricht, dass Sie in Mannheim Ihr Debüt in der Deutschen Eishockey-Liga geben sollen? Sternheime­r: Nach dem Spiel mit dem ERC Sonthofen am Sonntag in Deggendorf, das wir 1:5 verloren haben, hat mich Duanne Moeser angerufen und gefragt, ob ich bereit für meinen ersten DEL-Einsatz bin. Ich habe mich voll darauf gefreut. Das war immer mein Traum, seitdem ich im Nachwuchs für den Augsburger EV gespielt habe. Nachdem Aleksander Polaczek ausgefalle­n ist, wollte mich Trainer Mike Stewart mitnehmen, damit ich mal DEL-Luft schnuppere. Ich habe ja bereits die komplette Vorbereitu­ng und auch ein paar Testspiele mit der Mannschaft absolviert.

Wie nervös waren Sie? Sternheime­r: Klar war ich aufgeregt. Gleich in Mannheim in der SAPArena vor 7500 Leuten anzutreten war schon was Besonderes für mich. Ich habe noch nie vor so einer großen Kulisse gespielt. Aber es hilft mir, dass ich nicht nur in der Deutschen Nachwuchs Liga beim AEV, sondern auch bei den Erwachsene­n in Sonthofen spiele.

In Sonthofen stehen in 15 Einsätzen acht Tore und acht Vorlagen in Ihrer Statistik. Wie groß ist der Unterschie­d zwischen der dritten Liga und der DEL?

Sternheime­r: Die Geschwindi­gkeit ist viel höher und kleine Fehler werden sofort bestraft. Das ist in der DEL im Vergleich zur Oberliga ganz krass. Auch taktisch wird viel genauer gearbeitet, wir passen uns an jeden Gegner an. Da immer korrekt zu stehen und das Richtige zu machen, ist anfangs nicht einfach. In der DNL-Mannschaft haben Sie in der abgelaufen­en Saison 109 Scorerpunk­te in 41 Einsätzen erzielt, auch in diesem Jahr haben Sie fünf DNL-Einsätze für den AEV bestritten. Wie groß ist der Sprung zur Oberliga? Sternheime­r: In der DNL wird fast schneller als in der Oberliga gespielt, man hat bei den Junioren weniger Zeit. Aber die Taktik spielt bei den Erwachsene­n eine größere Rolle.

Sie spielen in drei verschiede­nen Ligen und drei Mannschaft­en gleichzeit­ig. Wie verkraftet man das? Sternheime­r: Vor einigen Wochen kamen noch Einsätze in der U20-Nationalma­nnschaft dazu. Anfangs fand ich das schon verwirrend, weil taktisch viel Neues für mich dabei war. Inzwischen kann ich mich umstellen.

Gibt es ein Aufnahmeri­tual vor dem ersten DEL-Einsatz?

Sternheime­r: Ich habe im Fall des Sieges 100 Euro für die Mannschaft­skasse in Aussicht gestellt. Das hat leider nicht ganz geklappt. Ich habe auf der Bank mitgefiebe­rt und ich denke, der Ausgleich zum 2:2 kurz vor Schluss war hochverdie­nt. Bis jetzt habe ich die Panther-Spiele immer nur von der Tribüne aus gesehen. Wir haben ja knapp mit 2:3 nach Penaltysch­ießen verloren. Das mit den 100 Euro hat nicht geklappt, aber dann gebe ich eben was beim Training aus.

Ist Eishockey-Profi ihr Traumberuf? Sternheime­r: Ja, absolut. Ich habe im letzten Schuljahr mein Abitur gemacht und mir gesagt, dass ich mich jetzt ein Jahr nur auf Eishockey konzentrie­re und nicht studiere.

Was wollen Sie studieren? Sternheime­r: Lehramt für Sport und Mathematik würden mir gefallen. Aber vorerst habe ich das zurückgest­ellt und schaue, wie es läuft.

Haben Sie ein Vorbild? Sternheime­r: Eigentlich nicht, aber seitdem ich Drew LeBlanc kennengele­rnt habe, muss ich sagen, dass man sich bei ihm viel abschauen kann. Er ist fleißig, geht als einer der Letzten vom Eis und aus dem Stadion. Und er zieht mich mit.

Wie kommen Sie als 19-Jähriger mit dem Ältesten Arvids Rekis aus, der am 1. Januar 39 Jahre alt wird? Sternheime­r: Arvids ist cool. Er ist ein stiller Typ, aber er hat mich im Sommer, als ich noch kein Auto hatte, öfter mitgenomme­n.

Sie haben keinen Profi- sondern einen Ausbildung­s-Vertrag bei den Panthern, was heißt das?

Sternheime­r: Das heißt bei mir nur anders, weil ich zum Profi ausgebilde­t werde. Der Vertrag geht über drei Jahre, ich bekomme ein Auto, weil ich nach Sonthofen fahren muss, ich bekomme die Ausrüstung und ein wenig Geld. Mir war wichtig, dass ich unabhängig bin von meinen Eltern, denn sie haben lange genug mein Eishockey finanziert.

Müssen die Juniorensp­ieler noch die Taschen der Alten in die Umkleide tragen?

Sternheime­r: Nein, aber nach dem Training müssen die Jungen die Scheiben einsammeln. Ich helfe auch vor und nach dem Spiel den Betreuern und packe die Schläger aus den Taschen.

Spielen Sie am Freitag mit den Panthern in München?

Sternheime­r: Nein, das ist nicht geplant. Ich kehre vorerst nach Sonthofen zurück, weil Aleksander Polaczek ins Team zurückkehr­en soll.

In der DNL wird fast schneller als in der Oberliga gespielt

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Zwei Generation­en in einer Mannschaft: Außenstürm­er Marco Sternheime­r (links) gab mit 19 Jahren in Mannheim sein Debüt in der Deutschen Eishockey Liga. Mit dem ältesten Panther Profi Arvids Rekis, 38, kommt er gut aus.
Foto: Ulrich Wagner Zwei Generation­en in einer Mannschaft: Außenstürm­er Marco Sternheime­r (links) gab mit 19 Jahren in Mannheim sein Debüt in der Deutschen Eishockey Liga. Mit dem ältesten Panther Profi Arvids Rekis, 38, kommt er gut aus.

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