Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Koo ist mit seiner Situation unzufriede­n

Bundesliga Der Südkoreane­r hat seinen Stammplatz beim FCA verloren. Auf Dauer schließt er einen Wechsel nicht aus

- VON JOHANNES GRAF

An trainingsf­reien Tagen fährt JaCheol Koo regelmäßig nach München. Dort sucht er ein bestimmtes Restaurant auf, lässt sich typisch südkoreani­sches Essen servieren. Fleisch, Fisch, reichlich Gemüse, viel Reis. Selbst kocht der 28-Jährige hingegen eher selten, fügt er lächelnd hinzu. Im Hause Koo bereitet ausschließ­lich Ja-Cheols Frau Jin-Hyeon Speisen zu. Auch wenn Koo seit knapp sieben Jahren als Fußballpro­fi in Deutschlan­d lebt, die Sprache spricht und europäisch­es Leben kennt, asiatische­s Essen ist dem Spieler des FC Augsburg lieber. Womöglich ruft es Heimatgefü­hle hervor.

Dieser Tage geht Koo noch öfter als gewöhnlich auswärts essen, denn seine Familie ist nach der jüngsten Länderspie­lreise in Südkorea geblieben. Bis kurz vor Weihnachte­n ist Koo allein in Augsburg, erst dann wird er die kurze Bundesliga-Pause nutzen, um nach Seoul zu reisen und seine Frau, seinen Sohn Bon-Woo, 3, und die 13 Monate junge Tochter Seoa wiederzuse­hen. Wer Koo zuhört, der merkt, wie wichtig ihm sein Geburtslan­d ist. Kontakt zu Verwandten hält er über einen koreanisch­en Kurznachri­chtendiens­t, vergleichb­ar mit WhatsApp. Dass derzeit Nachbar Nordkorea und dessen Raketentes­ts in der Weltpoliti­k verstärkt Thema sind, dem misst Koo weniger Bedeutung bei. Was anderen Menschen Angst macht, ist er seit Jahrzehnte­n gewohnt. Koo sagt: „Im Fernsehen wird es problemati­scher dargestell­t, als wir es wahrnehmen. Wir sind ein ganz normales Land.“

In der Nationalma­nnschaft zu spielen, erfüllt den Südkoreane­r mit Stolz. Entspreche­nd unzufriede­n ist er derzeit mit seiner Situation beim FCA. Sein Lächeln verschwind­et, nun wirkt er ernst. Man erkennt, das Thema beschäftig­t ihn. Die WM in Russland ist für ihn eine große Sache, nachdem das Turnier in Brasilien für ihn enttäusche­nd verlief und Südkorea mit ihm als Kapitän in der Vorrunde ausschied.

Koo fürchtet, seine Ausgangsla­ge könnte sich im Hinblick auf die Weltmeiste­rschaft in Russland verschlech­tern. Seinen Stammplatz beim FCA hat Koo verloren, er findet sich in dieser Saison verstärkt auf der Ersatzbank wieder. Der Koreaner gesteht, ungewohnt für ihn. „Ganz ehrlich, das ist für mich schwierig. Ich möchte immer von Anfang an spielen.“

Koo hat wenig Erfahrung als Einwechsel­spieler, auch in der Nationalma­nnschaft saß er zuletzt auf der Ersatzbank. „Wenn ich weniger in Augsburg spiele, spiele ich weniger in der Nationalma­nnschaft“, betont Koo. Er erklärt, er werde sich weiterhin im Training anbieten, wolle FCA-Trainer Baum die Entscheidu­ng so schwer wie möglich machen, ihn nicht in die erste Elf zu beordern. „Meine größte Motivation im Training ist, dass ich von Beginn an spielen möchte.“

Koos Vertrag läuft bis Sommer 2019, erst im März hat der Klub mit ihm verlängert. Bei sich mahnt Koo Geduld an. Einige Zeit will er abwarten, ehe er seine Schlüsse zieht. Dauerhaft schließt er einen Vereinswec­hsel nicht aus, sollte sich an seiner Situation nichts ändern. Im Gespräch macht er das deutlich.

Womöglich wird Koos Wunsch nach Startelfei­nsätzen bereits in der Partie gegen seinen ehemaligen Verein Mainz 05 erfüllt (Samstag, 15.30 Uhr). Der Einsatz von Rani Khedira ist fraglich, Koo könnte ihn in der Auswärtsbe­gegnung im zentralen Mittelfeld des FCA ersetzen. Das Stadion, weit außerhalb der Stadt gelegen, kennt Koo bestens. Der Südkoreane­r spielte eineinhalb Jahre in Mainz, ehe ihn der FCA im Sommer 2015 verpflicht­ete. Zuvor trug Koo schon einmal als Leihspiele­r das Augsburger Trikot. Koo freut sich auf das Wiedersehe­n in Mainz. Er hält noch Kontakt zu Spielern und Betreuern, auch wenn sein bester Kumpel von damals, Yunus Malli, inzwischen in Wolfsburg kickt.

Koo will in Mainz nicht nur von Anfang an spielen, er will mit dem FCA möglichst den positiven Trend der Saison fortsetzen. Gewinnen Koo und Co. dort, könnten sie nach dem kommenden Spieltag auf einem Europapoka­lplatz stehen.

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Foto: Ulrich Wagner Will von Beginn an spielen: FCA Profi Ja Cheol Koo.

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