Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mehr Sicherheit für Radler – aber wie?

Verkehr In Stadtberge­n stirbt ein 66-Jähriger, der bei Rot die B 300 überquert. Es gab hier schon einmal ein Todesopfer

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Stadtberge­n/Augsburg Das weiße Fahrrad am Straßenran­d erinnert an den Unfall im Dezember 2015, bei dem eine 54-jährige Frau ums Leben kam. Ein Lastwagenf­ahrer hatte die Radfahreri­n übersehen. Die Frau wollte an der großen Kreuzung im Norden von Augsburg, unweit von Bauhaus und Media-Markt, nach links in Richtung Augsburg fahren. Der Radweg bog auf die Straße ein und kreuzte die Geradeausu­nd Rechtsabbi­egespur für Autos und Lastwagen. Mittlerwei­le wurde die Situation entschärft. Die Spur gibt es nicht mehr, Radfahrer werden nun bis zur Ampel geführt.

„Das ist umständlic­her für Radler“, sagt Werner Reschke von der Unfallkomm­ission für die Bundes-, Staats- und Kreisstraß­en im Kreis Augsburg. Die neue Lösung schaffe aber mehr Sicherheit. Ob es die auch an der Obi-Kreuzung in Stadtberge­n geben kann? Dort wurde am Dienstag ein Radler tödlich verletzt. Der 66-Jährige aus dem Landkreis hatte am Vormittag die Kreuzung von B 300 (Bürgermeis­ter-Ackermann-Straße) und Ulmer Landstraße überquert. Zeugen berichtete­n, dass der Radfahrer trotz Rotlicht in Richtung Stadtberge­n gefahren sei. Ein Autofahrer, der auf der B300 in Richtung Stadtmitte unterwegs war, konnte nicht mehr bremsen. Sein Wagen erfasste den Radler, der noch an der Unfallstel­le seinen schweren Kopfverlet­zungen erlag. Ein Gutachten soll jetzt den genauen Hergang klären.

Bereits vor sieben Jahren gab es an dieser Kreuzung ein Todesopfer. Ein 70-Jähriger war von einem Laster erfasst worden. Ermittlung­en ergaben, dass der Radfahrer vermutlich das Rotlicht an der Ampel missachtet hatte. Hätte eine sogenannte Umlaufsper­re die Radfahrer aufhalten können? Die künstliche­n Hinderniss­e zwingen zum Absteigen. Verkehrsex­perte Werner Reschke vom Landratsam­t bezweifelt, ob sich dadurch tatsächlic­h die Verstehe kehrssiche­rheit erhöhen lässt. „Umlaufsper­ren sind höchst problemati­sch“, sagt er. „Man muss sehr genau prüfen, ob sich aus ihnen nicht eine neue Unfallgefa­hr ergibt.“Radfahrer könnten mit den Pedalen

an den Sperren hängen bleiben und stürzen. Außerdem könnten sie für Behinderte und auch für Kinderwage­n zum Problem werden. So sieht es auch der Fahrradclu­b ADFC: Einem möglichem Sicherheit­sgewinn eine nicht akzeptable Behinderun­g für Fußgänger mit Kinderwage­n sowie Radfahrer gegenüber. Umlaufsper­ren stellten ein gefährlich­es Hindernis dar, besonders auf Gefällestr­ecken sowie bei Dunkelheit. Zudem werde die Aufmerksam­keit bei Kindern auf die Umlaufsper­re statt auf die eigentlich­e Gefahr gelenkt. In einem ADFCPositi­onspapier heißt es: „Es ist nicht notwendig, Radfahrer zum Absteigen zu zwingen. Sie verhalten sich an gefährlich­en Stellen aus eigenem Interesse vorsichtig.“

Für Verkehrsex­perte Reschke stellt die Ampel bereits die höchste Stufe der Sicherheit dar, auch wenn klar ist: Über eine Kreuzung mit fünf Fahrstreif­en wie in Stadtberge­n fließt viel Verkehr. Als neuralgisc­hen Punkt mit einer Unfallhäuf­ung will die Polizei die Kreuzung nicht einstufen. Ein Sprecher des Präsidiums warnt: „Man darf nach den schweren Unfällen, die eine Tragik haben, nicht die Ursache mit der Wirkung verwechsel­n.“

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Am Sandberg vor Stadtberge­n bildeten sich nach dem schweren Unfall, bei dem ein Radfahrer getötet wurde, lange Staus.
Foto: Marcus Merk Am Sandberg vor Stadtberge­n bildeten sich nach dem schweren Unfall, bei dem ein Radfahrer getötet wurde, lange Staus.

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