Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Luft wird dünner

- VON STEFAN KROG skro@augsburger allgemeine.de

Kostenfrag­e war beim Bahnhofstu­nnel, der auch über den Baubeginn hinaus umstritten war und zu einem (nicht zugelassen­en) Bürgerbege­hren führte, von Anfang an entscheide­nd. Die Bürgerinit­iative gegen die Tunnellösu­ng, aber auch der Bund der Steuerzahl­er prophezeit­en den Stadtwerke­n, ein Millioneng­rab zu errichten. Steuerzahl­erbund-Präsident Rolf von Hohenhau sprach von mehr als 300 Millionen Euro Kosten. Zudem erklagte er vor dem Verwaltung­sgericht erfolgreic­h Einsicht in die Unterlagen zur Förderfähi­gkeit des Projekts.

Dass der Bahnhofstu­nnel teurer wird als die im Jahr 2014 veröffentl­ichten 148,5 Millionen Euro, war grundsätzl­ich klar. Baupreisst­eigerungen waren darin nicht enthalten, was die Stadtwerke damals auch klarstellt­en. Um einen Anhalts- zu haben, wurden drei Prozent Baupreisst­eigerungen jährlich veranschla­gt, was bei einem Ende der Bauarbeite­n im Jahr 2023 zu den besagten 193,75 Millionen Euro führt. Allerdings hätte der Tunnel schon 2022 fertig werden sollen, was alleine schon sechs Millionen weniger ausgemacht hätte. Zudem musste im Bereich des Bahnsteigs F umgeplant werden, sodass die Stadtwerke ihre Prognose 2016 auf 159,3 Millionen Euro erhöhten. Auch der jüngste Sprung auf 181,4 Millionen Euro liegt daran, dass im Bereich des Bahnhofsge­bäudes, das für die Untertunne­lung vorübergeh­end auf einem Gerüst aus Stahlträge­rn gelagert wird, aufwendige­r geplant werden musste.

Auf die Förderfähi­gkeit des Projekts haben die Verteuerun­gen keine Auswirkung­en. Nach der FörderzuDi­e sage eingetrete­ne Baupreisst­eigerungen sind dafür irrelevant. Auch nachdem die Stadtwerke das Projekt im Jahr 2014 nochmals neu durchgerec­hnet hatten und statt der bisher 116,7 Millionen Euro eine Summe von 148,5 Millionen Euro (inklusive fünf Millionen Puffer) herauskam, meldete die Regierung von Schwaben als Zuschussbe­hörde keine Bedenken an. Die staatliche­n Zuschüsse sind deshalb so wichtig, weil damit gut die Hälfte der Investitio­n abgedeckt wird. Den Rest teilen sich Stadtwerke und Bahn. Die Stadt ist mit einem einstellig­en Millionenb­etrag für den Durchstich des Fußgängert­unnels ins Thelottvie­rtel vertreten.

Auch wenn die jetzt angesagten 181,4 Millionen Euro eingehalte­n werden, werden auf Stadtwerke und Stadt aber noch weitere Kosten hinpunkt zukommen. Das ist keine Neuigkeit, muss der Vollständi­gkeit halber aber erwähnt werden. Nach Fertigstel­lung des Tunnels ist die Zahlung einer Ablöse an die Bahn vereinbart. Etwa zwölf Millionen Euro zahlen Stadt und Stadtwerke, dafür übernimmt die Bahn die Instandhal­tung. Zudem fallen bei den Stadtwerke­n – auch das ist länger bekannt – interne Kosten von über 20 Millionen Euro unter anderem für die Bauüberwac­hung an.

Der Tunnel wird ab 2023 die Tramlinie 3 und die künftige Linie 5 unter dem Bahnhof hindurchfü­hren. Zudem wird die Linie 4 dort wenden. Unter den Bahngleise­n wird eine unterirdis­che Tramhaltes­telle mit Zugang zu den Bahnsteige­n angelegt. Künftig wird der Bahnhof mit Aufzügen und Rolltreppe­n barrierefr­ei. »Kommentar

Davon, dass die Kosten beim Bahnhofstu­nnel nach dem Paukenschl­ag 2014 erneut gestiegen sind, kann man (noch) nicht sprechen. Denn als die Stadtwerke die 143,5 Millionen Euro vor drei Jahren verkündete­n, sagten sie schon, dass Baupreisst­eigerungen noch nicht eingerechn­et seien, und stellten eine Summe irgendwo knapp unter 200 Millionen Euro in Aussicht. Beunruhige­nd sind die Botschafte­n allemal. Zum einen wiegelten die Stadtwerke damals ab, dass man nicht wissen könne, ob die drei Prozent Baupreisst­eigerung auch wirklich nötig seien. Bei der letzten Ausschreib­ung gab es nun eine böse Überraschu­ng. Hinzu kommt die einjährige Verzögerun­g bei der Fertigstel­lung und Umplanunge­n.

Solange die Zuschüsse fließen, ist das Risiko für Stadt und Stadtwerke und somit auch für die Bürger und Kunden einigermaß­en überschaub­ar. Was bleibt, ist ein ungutes Gefühl beim Bürger, der das Gefühl hat, dass Kostenprog­nosen immer im günstigste­n Licht dargestell­t werden. Die nächste Baustelle, bei der das ein Thema sein könnte, ist das Theater, das bis 2025 erneuert wird. Hier sind Baupreisst­eigerungen über das Jahr 2017 bekannterm­aßen noch nicht eingerechn­et.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Die Untertunne­lung des Hauptbahnh­ofs ist derzeit eines der größten Bauprojekt­e in Augsburg. Bis 2023 sind maximal 193 Millionen Euro an Kosten eingeplant. Inzwischen nähern sich die Projektkos­ten dieser Obergrenze immer stärker.
Foto: Silvio Wyszengrad Die Untertunne­lung des Hauptbahnh­ofs ist derzeit eines der größten Bauprojekt­e in Augsburg. Bis 2023 sind maximal 193 Millionen Euro an Kosten eingeplant. Inzwischen nähern sich die Projektkos­ten dieser Obergrenze immer stärker.
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