Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Luft wird dünner
Kostenfrage war beim Bahnhofstunnel, der auch über den Baubeginn hinaus umstritten war und zu einem (nicht zugelassenen) Bürgerbegehren führte, von Anfang an entscheidend. Die Bürgerinitiative gegen die Tunnellösung, aber auch der Bund der Steuerzahler prophezeiten den Stadtwerken, ein Millionengrab zu errichten. Steuerzahlerbund-Präsident Rolf von Hohenhau sprach von mehr als 300 Millionen Euro Kosten. Zudem erklagte er vor dem Verwaltungsgericht erfolgreich Einsicht in die Unterlagen zur Förderfähigkeit des Projekts.
Dass der Bahnhofstunnel teurer wird als die im Jahr 2014 veröffentlichten 148,5 Millionen Euro, war grundsätzlich klar. Baupreissteigerungen waren darin nicht enthalten, was die Stadtwerke damals auch klarstellten. Um einen Anhalts- zu haben, wurden drei Prozent Baupreissteigerungen jährlich veranschlagt, was bei einem Ende der Bauarbeiten im Jahr 2023 zu den besagten 193,75 Millionen Euro führt. Allerdings hätte der Tunnel schon 2022 fertig werden sollen, was alleine schon sechs Millionen weniger ausgemacht hätte. Zudem musste im Bereich des Bahnsteigs F umgeplant werden, sodass die Stadtwerke ihre Prognose 2016 auf 159,3 Millionen Euro erhöhten. Auch der jüngste Sprung auf 181,4 Millionen Euro liegt daran, dass im Bereich des Bahnhofsgebäudes, das für die Untertunnelung vorübergehend auf einem Gerüst aus Stahlträgern gelagert wird, aufwendiger geplant werden musste.
Auf die Förderfähigkeit des Projekts haben die Verteuerungen keine Auswirkungen. Nach der FörderzuDie sage eingetretene Baupreissteigerungen sind dafür irrelevant. Auch nachdem die Stadtwerke das Projekt im Jahr 2014 nochmals neu durchgerechnet hatten und statt der bisher 116,7 Millionen Euro eine Summe von 148,5 Millionen Euro (inklusive fünf Millionen Puffer) herauskam, meldete die Regierung von Schwaben als Zuschussbehörde keine Bedenken an. Die staatlichen Zuschüsse sind deshalb so wichtig, weil damit gut die Hälfte der Investition abgedeckt wird. Den Rest teilen sich Stadtwerke und Bahn. Die Stadt ist mit einem einstelligen Millionenbetrag für den Durchstich des Fußgängertunnels ins Thelottviertel vertreten.
Auch wenn die jetzt angesagten 181,4 Millionen Euro eingehalten werden, werden auf Stadtwerke und Stadt aber noch weitere Kosten hinpunkt zukommen. Das ist keine Neuigkeit, muss der Vollständigkeit halber aber erwähnt werden. Nach Fertigstellung des Tunnels ist die Zahlung einer Ablöse an die Bahn vereinbart. Etwa zwölf Millionen Euro zahlen Stadt und Stadtwerke, dafür übernimmt die Bahn die Instandhaltung. Zudem fallen bei den Stadtwerken – auch das ist länger bekannt – interne Kosten von über 20 Millionen Euro unter anderem für die Bauüberwachung an.
Der Tunnel wird ab 2023 die Tramlinie 3 und die künftige Linie 5 unter dem Bahnhof hindurchführen. Zudem wird die Linie 4 dort wenden. Unter den Bahngleisen wird eine unterirdische Tramhaltestelle mit Zugang zu den Bahnsteigen angelegt. Künftig wird der Bahnhof mit Aufzügen und Rolltreppen barrierefrei. »Kommentar
Davon, dass die Kosten beim Bahnhofstunnel nach dem Paukenschlag 2014 erneut gestiegen sind, kann man (noch) nicht sprechen. Denn als die Stadtwerke die 143,5 Millionen Euro vor drei Jahren verkündeten, sagten sie schon, dass Baupreissteigerungen noch nicht eingerechnet seien, und stellten eine Summe irgendwo knapp unter 200 Millionen Euro in Aussicht. Beunruhigend sind die Botschaften allemal. Zum einen wiegelten die Stadtwerke damals ab, dass man nicht wissen könne, ob die drei Prozent Baupreissteigerung auch wirklich nötig seien. Bei der letzten Ausschreibung gab es nun eine böse Überraschung. Hinzu kommt die einjährige Verzögerung bei der Fertigstellung und Umplanungen.
Solange die Zuschüsse fließen, ist das Risiko für Stadt und Stadtwerke und somit auch für die Bürger und Kunden einigermaßen überschaubar. Was bleibt, ist ein ungutes Gefühl beim Bürger, der das Gefühl hat, dass Kostenprognosen immer im günstigsten Licht dargestellt werden. Die nächste Baustelle, bei der das ein Thema sein könnte, ist das Theater, das bis 2025 erneuert wird. Hier sind Baupreissteigerungen über das Jahr 2017 bekanntermaßen noch nicht eingerechnet.