Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das gute Klima an der Börse bleibt
Die Regierung in Peking kühlt die überhitzten chinesischen Kreditmärkte deutlich ab. Muss man sich also um China, damit um die Weltkonjunktur und nicht zuletzt um die Weltaktienmärkte Sorgen machen? Stellen die verlängerten Ölförderkürzungen der Opec ein rohstoffseitiges Inflationsrisiko und damit ein Argument für eine zukünftig restriktivere Notenbankpolitik dar? Apropos Geldpolitik, bislang gilt der neue Fed-Chef Jerome Powell hier als ziemlich unbedarft. Drohen in seiner Amtszeit zinspolitische Risiken für die Aktienmärkte?
Das Land der Mitte ist weit davon entfernt, seinen Wirtschaftseinbruch von 2015 und 2016 fortzusetzen. Zum einen sorgt die verbesserte Weltwirtschaft für stabilere Erträge der Unternehmen. Zum anderen sorgt Chinas Zentralbank mit Notenbankzinsen auf Rekordtief und einer Geldversorgung auf Rekordhoch weiter für ein großzügiges Finanzierungsumfeld.
Die Opec mag die Fördermenge kürzen, was zunächst zu einem Preisanstieg führt. Doch dieser wird von der immer effizienteren USFracking-Industrie gnadenlos ausgenutzt. Dies lässt den Ölpreis anschließend wieder fallen.
Und was macht die US-Notenbank? Bei seiner Befragung vor dem US-Senat hat Jerome Powell ein klares Bekenntnis zur bislang behutsamen Zinswende der Fed signalisiert. Wie Yellen stellte ebenso Powell sehr klar, dass er „auf mögliche Krisen entschlossen mit angemessener Durchschlagskraft reagieren wird“.
Insgesamt sind weder China, Öl noch Powell geeignet, die Aktienmärkte in Bedrängnis zu bringen. Auch die Euro-Stärke kann deutschen, exportsensitiven Aktien nichts anhaben. Dieses AnlegerKlischee entspricht nicht mehr der Realität. Die weltweiten Aktivitäten der deutschen Industrie wirken Aufwertungen entgegen.
Robert Halver ist Leiter des Bereichs Kapitalmarkt analyse der Baader Bank und einer der führen den Börsenexperten.