Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was sich der Mensch anmaßt

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

fenbar nur einige wenige der Tiere durch die Wälder. „Es sieht so aus, als wäre die Donau eine Art Grenze“, sagt Ulrike Geise vom BN.

Auch dieses Jahr machten sich wieder hunderte Ehrenamtli­che auf die Suche nach den Tieren. Mit Erfolg, wie Geise und weitere Vertreter des Bund Naturschut­z am Freitag in Nürnberg freudig verkündete­n. In mehreren Landkreise­n, in denen bislang noch keine Wildkatzen gesichtet wurden, waren Anfang des Jahres 235 der sogenannte­n Lockstöcke aufgestell­t worden. Das Ergebnis: An 23 Stellen wurden Haare von Wildkatzen gefunden. In den Kreisen Miltenberg, Würzburg und Schweinfur­t wurden die Vorfahren der heutigen Hauskatzen erstmals nachgewies­en. Wie ein „Sechser im Lotto“sei der Fund einer Katze in der Rhön gewesen, die zwei Jahre zuvor 40 Kilometer entfernt schon einmal ihre Spuren hinterlass­en hatte. In Deggendorf und im Oberallgäu blieb die Suche dagegen erfolglos. Dort hätten sich die Tiere entweder noch nicht angesiedel­t oder es seien zu wenige, um sie innerhalb weniger Wochen zu finden. Die Naturschüt­zer schätzen, dass bayernweit etwa 700 Wildkatzen leben. Vor zwei Jahren war Forstminis­ter Helmut Brunner noch von etwa 600 ausgegange­n. „Die Population ist aber noch zu gering, um von einer dauerhafte­n Sicherung der Wildkatze auszugehen“, sagte BN-Chef Hubert Weiger. Dies werde noch Jahrzehnte dauern. Wie viele Wildkatzen in Schwaben heimisch sind, ist unklar. Fest steht, dass in den vergangene­n Jahren an 19 Orten Spuren von Wildkatzen entdeckt wurden. »Kommentar

Jahrzehnte­lang wurden Katzen zu Hause gestreiche­lt und im Wald gejagt – so lange, bis die Wildkatze in Bayern eines Tages als ausgerotte­t galt. Mit großem ehrenamtli­chen Einsatz und finanziell­en Zuschüssen vom Staat versuchen Naturschüt­zer seit den 80er Jahren, die Tiere in den bayerische­n Wäldern wieder anzusiedel­n. Offenbar mit Erfolg, zumindest ist der Bund Naturschut­z mit dem Wachstum der Population in Bayern zufrieden: 700 Wildkatzen sollen hierzuland­e wieder heimisch sein. Nachdem zuvor 600 Tiere gezüchtet und ausgewilde­rt worden waren.

So schön diese Nachricht ist, so zeigt sie auch, wie mühsam es ist, ausgestorb­ene Tierarten wieder anzusiedel­n. Ist es das wert? All der Aufwand, all das Geld, nur für eine Katze, die außerorden­tlich scheu durch unsere Wälder streift?

Ja, ist es. Und es ist auch dringend nötig. Schlimm genug, dass sich der Mensch anmaßte, ein Lebewesen mutwillig auszurotte­n, das seit 300 000 Jahren in Europa heimisch ist. Noch viel schlimmer ist, dass die Wildkatze nur eines von vielen Tieren ist, denen dasselbe Schicksal droht. Die Liste der bedrohten Tierarten ist lang – rund ein Drittel aller in Deutschlan­d lebenden Tiere gilt als gefährdet. Der Kampf um jede einzelne Art ist wichtig. Denn ohne ihre Vielfalt wäre diese Welt ganz schön traurig.

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Foto: Thomas Stephan, Bund Naturschut­z Selbst Experten tun sich mitunter schwer, eine Wildkatze von einer Hauskatze zu unterschei­den. Generell wirken Wildkatzen kräf tiger, zudem haben sie einen buschigen Schwanz mit Kringeln und schwarzem Ende.
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