Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Was sich der Mensch anmaßt
fenbar nur einige wenige der Tiere durch die Wälder. „Es sieht so aus, als wäre die Donau eine Art Grenze“, sagt Ulrike Geise vom BN.
Auch dieses Jahr machten sich wieder hunderte Ehrenamtliche auf die Suche nach den Tieren. Mit Erfolg, wie Geise und weitere Vertreter des Bund Naturschutz am Freitag in Nürnberg freudig verkündeten. In mehreren Landkreisen, in denen bislang noch keine Wildkatzen gesichtet wurden, waren Anfang des Jahres 235 der sogenannten Lockstöcke aufgestellt worden. Das Ergebnis: An 23 Stellen wurden Haare von Wildkatzen gefunden. In den Kreisen Miltenberg, Würzburg und Schweinfurt wurden die Vorfahren der heutigen Hauskatzen erstmals nachgewiesen. Wie ein „Sechser im Lotto“sei der Fund einer Katze in der Rhön gewesen, die zwei Jahre zuvor 40 Kilometer entfernt schon einmal ihre Spuren hinterlassen hatte. In Deggendorf und im Oberallgäu blieb die Suche dagegen erfolglos. Dort hätten sich die Tiere entweder noch nicht angesiedelt oder es seien zu wenige, um sie innerhalb weniger Wochen zu finden. Die Naturschützer schätzen, dass bayernweit etwa 700 Wildkatzen leben. Vor zwei Jahren war Forstminister Helmut Brunner noch von etwa 600 ausgegangen. „Die Population ist aber noch zu gering, um von einer dauerhaften Sicherung der Wildkatze auszugehen“, sagte BN-Chef Hubert Weiger. Dies werde noch Jahrzehnte dauern. Wie viele Wildkatzen in Schwaben heimisch sind, ist unklar. Fest steht, dass in den vergangenen Jahren an 19 Orten Spuren von Wildkatzen entdeckt wurden. »Kommentar
Jahrzehntelang wurden Katzen zu Hause gestreichelt und im Wald gejagt – so lange, bis die Wildkatze in Bayern eines Tages als ausgerottet galt. Mit großem ehrenamtlichen Einsatz und finanziellen Zuschüssen vom Staat versuchen Naturschützer seit den 80er Jahren, die Tiere in den bayerischen Wäldern wieder anzusiedeln. Offenbar mit Erfolg, zumindest ist der Bund Naturschutz mit dem Wachstum der Population in Bayern zufrieden: 700 Wildkatzen sollen hierzulande wieder heimisch sein. Nachdem zuvor 600 Tiere gezüchtet und ausgewildert worden waren.
So schön diese Nachricht ist, so zeigt sie auch, wie mühsam es ist, ausgestorbene Tierarten wieder anzusiedeln. Ist es das wert? All der Aufwand, all das Geld, nur für eine Katze, die außerordentlich scheu durch unsere Wälder streift?
Ja, ist es. Und es ist auch dringend nötig. Schlimm genug, dass sich der Mensch anmaßte, ein Lebewesen mutwillig auszurotten, das seit 300 000 Jahren in Europa heimisch ist. Noch viel schlimmer ist, dass die Wildkatze nur eines von vielen Tieren ist, denen dasselbe Schicksal droht. Die Liste der bedrohten Tierarten ist lang – rund ein Drittel aller in Deutschland lebenden Tiere gilt als gefährdet. Der Kampf um jede einzelne Art ist wichtig. Denn ohne ihre Vielfalt wäre diese Welt ganz schön traurig.