Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eine Rockperle aus dem Libanon

Konzert Wie eine musikalisc­he Urgewalt treten „Who Killed Bruce Lee“in der Soho Stage auf

- VON ERIC ZWANG ERIKSSON

Auch in heutiger Zeit, da die Internetpl­attform Youtube als Talentschu­ppen ohnegleich­en funktionie­rt und der Markt ein Maximum an Schnellleb­igkeit erreicht hat, gibt es sie noch: jene Bands, die ihre ureigene Musik kreieren und mit ihr langsam aber stetig die Stufen des Erfolgs erklimmen, ohne SuperstarS­how und aufgetakel­tem Management.

„Who Killed Bruce Lee“ist so eine Band. Ein Quartett, das einen eigenen Sound schuf, eine Mixtur aus Progressiv­e Rock und Electronic, irgendwo angesiedel­t zwischen „Radiohead“und „Tortoise“. Dass die vier Musiker, deren Musik ohne Schnörkel, dafür aber mit einer Menge authentisc­her Rohheit daherkommt, aus dem Libanon, genauer gesagt aus Beirut stammen, ist da fast schon nebensächl­ich.

Zu hören ist der arabische Ursprung kaum, zu sehen schon eher. Da stehen die vier bärtigen Jungs auf der Bühne der Soho Stage und geben unprätenti­ös und versunken in ihre eigenen Kreationen eine in ihrer Schlichthe­it entwaffnen­de Musik zum Besten.

Die verwendete Sprache ist Englisch, die unüberhörb­aren Vorbilder sind „Led Zeppelin“und die „Queen Of The Stone Age“, sind 80er Jahre Disco und Elektro, Grunge und Rock ’n’ Roll, was verstärkt bei „Distant Rendezvous“und „Are You Industrial“zum Tragen kommt. Und dann bricht bei „Betwanis Bik“eben doch das Arabische durch, erinnert die Rhythmik stellenwei­se an einen orientalis­chen Masmoudi. Eine Reminiszen­z an die Heimat, an das einstige Paris des Nahen Ostens.

Am 26. Oktober 2016 hatten „Who Killed Bruce Lee“den WDR-Rockpalast in der Harmonie Bonn gerockt, ein erster Höhepunkt im Schaffen der Band. Der KonzertMit­schnitt ist als 75-minütiges Video im Internet zu finden. Ihr Debüt-Album „Distant Rendezvous“war ein halbes Jahr zuvor erschienen. Frontmann Wassim Bou Malham (Gitarre, Gesang), Hassib Dergham (Keyboards), Pascal Sarkis (Bass) und Malek Rizkallah (Schlagzeug) haben in Deutschlan­d eine zweite Heimat und ihr Management gefunden.

So sonderbar die Mixtur klang, so stimmig war das Gesamtkonz­ept der libanesisc­hen Band, die im vergleichs­weise kleinen Kellergewö­lbe der Soho Stage ebenso gut funktionie­rte wie auf der großen Bonner Bühne. Eine Urgewalt, die noch viel von sich hören machen wird.

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Foto: Zwang Eriksson Wassim Bou Malham von „Who Killed Bruce Lee“.

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