Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Herzlichst, Ihre Weihnachtskarte
Jetzt wird’s langsam Zeit dafür. Haben Sie schon Weihnachtskarten besorgt? Bald gehen sie wieder schachtelweise in den Büros zum Unterschreiben um. Massenware, die entsprechend nachlässig signiert wird. Oder nicht? Selbst Geschäftspost lässt einen winzigen Spielraum für ein persönliches Wort und einen Gruß über den eingedruckten Text hinaus. Denn dafür verschicken wir doch die Weihnachtskarte. Dass sie den Angeschriebenen unsere Wertschätzung ausdrückt und unseren Dank für gute Zusammenarbeit.
Wenn es sich so verhält, ist das Bildmotiv vorne drauf einerlei. Soll’s doch wieder der glitzernde Weihnachtsbaum oder die verschneite Berglandschaft sein. Natürlich gibt es kreativere Möglichkeiten für eine Weihnachtskarte vom altmeisterlichen Kunstwerk bis zur experimentellen Fotografie. Unübertroffen bleibt dabei etwas Einmaliges, etwas Handgemachtes – wie die hunderte verschiedenen Weihnachtskarten, die schwäbische Schulklassen alljährlich zugunsten der Kartei der Not für unser Zeitungshaus gestalten.
So eine Weihnachtskarte wird gewiss nicht alsbald in der Ablage P versenkt werden wie so manches seelenlose vorfestliche JahresendDruckwerk. Als wir voriges Jahr eine solche dürftige Karte aus dem Kulturamt zu bemängeln wagten, ahnten wir nicht, welch hohe Wellen dieses Intermezzo behördenintern auslösen würde. Es war nämlich der allererste Versuch dieses Amtes, eine eigene Weihnachtskarte aufzulegen. Wir wollten die städtischen Mitarbeiter wirklich nicht entmutigen. Grundsätzlich ist doch jede Weihnachtspost ein Zeichen für zwischenmenschliche Annäherung. In Augsburg geschieht diese eben ein bisschen zaghafter, vorsichtig herantastend. Es kann also noch herzhafter und herzlicher werden. Zu Weihnachten sollen ja manchmal durchaus noch Wunder passieren.
***
„Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefallen ist.