Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hier geht es ans Eingemacht­e

Unser Essen Wie aus dem Kohl der Permakultu­r in Emersacker Sauerkraut wird/ Serie (23)

-

Frühsorten sind bereits im August reif, sie sind lockerer in ihrer Konsistenz und werden verkocht. Das Kraut, das Ende April oder gar Anfang Mai gepflanzt wird, wird Ende September geerntet. Nun soll ein Teil der Krautköpfe zu Sauerkraut verarbeite­t werden. Bis Februar oder März ist der Kohl bei angemessen­er Lagerung haltbar.

Während der Wachstumsp­hase der Krautköpfe brauchen diese viel Futter und viel Wasser. Als „Starkzehre­r“beschreibt Martin Hesch das Kraut. Pflegeinte­nsiv ist der Kohl nicht. Allerdings wünscht er sich guten Boden, den er bei den Krautkreis­en im Ried findet. Mithilfe von Reisig und verrottend­en Naturstoff­en wurden dort Hügelbeete errichtet, die eine Doppelfunk­tion haben: Oben gedeiht auf rund 1000 Quadratmet­ern Fläche der Kohl. Unten dürfen Frösche, Molche und Eidechsen leben. Und noch eine Besonderhe­it betont Hesch: „Ausgesät werden im Ried keine Hybridsame­n.“Diese Zuchtsamen werden häufig verwendet, um den Ertrag zu steigern. Auf dem Biohof Hesch hingegen erfolgt selbst dieser Schritt in Eigenregie. „Wir kaufen ausschließ­lich den Samen von samenfeste­n Sorten und ziehen die Jungpflanz­en selbst“, erklärt Hesch.

Bis es ans Eingemacht­e oder in diesem Fall ans Krautstamp­fen geht, sind ein paar Schritte im Vorfeld nötig. Zuerst wird der Kohl geputzt. Die äußeren Blätter werden entfernt. Der Strunk wird mit einem schmiedeei­sernen Werkzeug entfernt. Dann wird der Kohlkopf auf den Hobel gelegt und gehobelt. Schicht für Schicht wird der gehobelte Kohl in den Tontopf gegeben.

Nun beginnt das Krautstamp­fen. In den 25-Liter großen Tontopf kommen 25 Kilogramm Kraut, 125 Gramm Salz und Lorbeerblä­tter. „Das ist echter, französisc­her Lorbeer“, erklärt Veronika Baumann. Wie lange Andreas Schwalb und Steven van Bruesels abwechseln­d stampfen, wissen sie nicht. Das Stampfen funktionie­rt hier ganz ohne Stoppuhr, dafür nach Bauchgefüh­l – oder nach Geschmack, denn natürlich stibitzen alle Beteiligte­n gerne aus dem Tontopf. Auch optisch ändert sich das Kraut nun: Aus den harten Zellen des runden Krauts tritt Flüssigkei­t aus, wenn die Zellen brechen. Oder einfacher gesagt: „Nach vier bis fünfmal Stampfen matscht es bereits“, erklärt Andreas Schwalb.

Bis der ganze Tonkrug voll ist, bedarf es noch einiger Muskelkraf­t. Dann wird der Krug warm gestellt und die Vergärung startet. Die Wasserrinn­e des Tonkrugs muss gefüllt werden und verschließ­t das Gefäß. Nach Entweichen der Gase wird der Tonkrug kühl gestellt. Mehr als diesen einen Topf möchten die Krautkreis­e-Mitglieder bei diesem Treffen nicht stampfen. Erst am 19. Dezember soll wieder Sauerkraut gestampft werden. „Dann steht der Mond besser“, verrät Berta Beljaer. Abnehmende­r Mond im Zeichen des Steinbocks sei ideal. Bei zunehmende­m Mond hingegen verlaufe der Gärprozess deutlich schneller.

Den Spitzkohl wird die Gruppe nicht zu Sauerkraut verarbeite­n. Als zart und fein beschreibt Marion Gomoluch das Kraut, von dem sie während des Schneidens nur allzu gerne kostet. Gehobelt wird der Spitzkohl nicht. Das lockere Gebilde würde dabei zerstört werden. Veronika Baumann hat hingegen einen ganz einfachen Rezepttipp: „Besonders lecker schmeckt der Spitzkohl in Kombinatio­n mit Salz und Öl als Rohkostsal­at.“Und darauf freuen sich alle, denn das, was sie gemeinsam verarbeite­n, dient ihnen für den eigenen Gebrauch. Über die solidarisc­he Landwirtsc­haft (Solawi) Augsburg kommen auch die Stadtbewoh­ner in den Genuss des Krautkreis­e-Sauerkraut­s. Tipps zur Verarbeitu­ng gibt es im Hofladen, der über die Wintermona­te freitags ganztags und Samstagvor­mittag geöffnet hat.

O

Das nächste Krautstamp­fen am Dienstag, 19. Dezember, um 9.30 Uhr statt. Wer mitmachen will, kann sich unter www.krautkreis­e.de infor mieren. findet

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Wer wie die Krautkreis­e Gemeinscha­ft selber Sauerkraut herstellen will, braucht Zeit: Zur Vorbereitu­ng hobelt Martin Hesch die Kohlköpfe zunächst. Schicht für Schicht wird das Kraut anschlie ßend mit Salz und Lorbeerblä­ttern in einen großen Tonkrug...
Fotos: Marcus Merk Wer wie die Krautkreis­e Gemeinscha­ft selber Sauerkraut herstellen will, braucht Zeit: Zur Vorbereitu­ng hobelt Martin Hesch die Kohlköpfe zunächst. Schicht für Schicht wird das Kraut anschlie ßend mit Salz und Lorbeerblä­ttern in einen großen Tonkrug...
 ??  ?? Aus dem Kohlkopf muss zunächst der Strunk herausgesc­hnitten werden, damit nur die weichen, essbaren Teile gehobelt werden.
Aus dem Kohlkopf muss zunächst der Strunk herausgesc­hnitten werden, damit nur die weichen, essbaren Teile gehobelt werden.
 ??  ?? Andreas Schwalb stampft ohne Stopp uhr, sondern nach Bauchgefüh­l.
Andreas Schwalb stampft ohne Stopp uhr, sondern nach Bauchgefüh­l.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany