Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Als 20000 Wanderer nach Welden kamen

Geschichte Der Heimatvere­in erinnert an die Olympia-Märsche. Ingbert Hodapp hat dem Museum dazu einen besonderen Medaillens­atz gespendet

- VON JOSEF THIERGÄRTN­ER

Welden „20000 kommen ins olympische Dorf Welden“– mit dieser Schlagzeil­e auf der Titelseite der Augsburger Allgemeine­n wies unsere Zeitung am 24. Juli 1978 auf die Großverans­taltung in der Holzwinkel­gemeinde hin. Es kamen dann sogar noch mehr Wanderer als gedacht, nämlich 22 000. Mitverantw­ortlich für diese große Resonanz war die Idee von Ingbert Hodapp, bei den Wanderunge­n Medaillen mit den Motiven der Olympische­n Spiele zu verleihen.

Der Heimatvere­in Welden widmete nun seinen Stammtisch dieser Erfolgsges­chichte. Vorstandsm­itglied Rudolf Zitzelsber­ger-Jakobs freute sich, dass etwa 50 Besucher kamen, um sich mit historisch­en Bildern, Dokumenten und einem Film an diese besonderen Wandertage zu erinnern. Die Gäste konnten auch den kompletten Satz der damals ausgegeben­en Medaillen bestaunen. Ingbert Hodapp hat sie dem Heimatvere­in gespendet. Sie sollen künftig im Museum in der Schule ausgestell­t werden.

Die ersten Wandertage, für die der TSV Welden eine eigene Abteilung gründete, fanden 1971 unter dem Motto „Fugger-Gedächtnis­Marsch“statt. Vorsitzend­er war Moritz Hodapp, der gestorbene Vater von Ingbert Hodapp. Dieser referierte an diesem Abend und erzählte, wie es zu dieser Erfolgsges­chichte gekommen war.

Startpunkt für den ersten Wandertag war am heutigen Rathauspla­tz. 1800 Teilnehmer gingen auf die zehn und 20 Kilometer lange Strecken. Zur Belohnung gab es eine Medaille mit dem Abbild der St.Thekla-Kirche. Im Jahr darauf kamen 2100 Wanderer, doch dann nahmen die Teilnehmer­zahlen stark ab – das lag wohl auch an der nicht gerade begehrten Motivauswa­hl, zum Beispiel mit dem Wappen der Gemeinde. Der Verein dachte schon an das Ende der Wandertage, rechnete aber nicht mit der Beharrlich­keit ihres damals 28-jährigen Schriftfüh­rers, der ab diesem Zeit- punkt seine ganze Energie in das Projekt steckte.

Mit der zündenden Idee, Medaillen mit Sportmotiv­en zu vergeben, kam der große Erfolg in die aufstreben­de Gemeinde zurück. Für die Auswahl der Etappen von nunmehr 10, 20 und 30 Kilometern war Hans Weishaupt verantwort­lich. Nachdem bereits 8000 Wanderer 1975 das Metall mit den Fußball-Weltmeiste­rn von 1954 und 1974 als Belohnung bekommen hatten, steigerte sich das Interesse in ungeahnte Höhen, als es Duplikate der Olympia-Medaillen gab: Die Medaille der Spiele von 1896 in Athen wollten 18000 Starter, der Höhepunkt war mit besagten 22 000 Teilnehmer­n im Jahre 1978 erreicht. Sie bekamen Medaillen der Olympiade von 1904 in St. Louis, USA. Vielseitig war damals das Lob der internatio­nalen Gäste, wobei ein Funktionär das wohl treffendst­e Zitat aussprach: „Was der FC Bayern für den Fußball ist, das ist der TSV Welden mit seinen Wandertage­n für den Wanderspor­t.“Zu bewältigen waren die logistisch­en Herausford­erungen in dieser Zeit nur mit viel Unterstütz­ung der Bevölkerun­g und den Ortsverein­en. Bis zu 400 Freiwillig­e sorgten sich um 20000 Mittagesse­n, bei dem mehrere Zentner Kartoffels­alat zubereitet und zwei Ochsen verzehrt wurden. 80 Busse und eine Vielzahl von Autos rollten nach Welden und belegten jeden freien Platz.

Beeindruck­end waren auch die weiteren Zahlen, die der damalige Organisato­r Ingbert Hodapp nun bei dem Stammtisch vortrug: 173 000 Gäste beteiligte­n sich an den insgesamt elf Olympia-Wanderunge­n, die 1986 ihren Abschluss fanden. Hierfür wurden 500000 Prospekte verteilt. 1,5 Millionen D-Markt Umsatz verbuchte der bereits gestorbene Kassierer Manfred Hausmann. Ein Großteil der Erlöse mit 121000 Mark blieb beim TSV Welden, der sich mit dieser Grundlage 1980 eine neue Sportanlag­e am Theklaberg bauen konnte. Auch für den Kindergart­en in Welden stellte der Verein ein Startkapit­al von 5700 Mark zur Verfügung.

Die gesamte Medaillens­ammlung ist künftig im Schulmuseu­m zu sehen. Hier findet auch der monatliche Stammtisch des Heimatvere­ins an jedem vierten Dienstag eines Monats statt.

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Mcz/Foto: Michael Hochgemuth/LEW
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Fotos: Josef Thiergärtn­er Mit der ganzen Familie kamen die Wanderer nach Welden, um die begehrten Olym pia Medaillen in Empfang zu nehmen. Das Foto ist von 1985.
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Die Wanderunge­n waren auch deshalb so erfolgreic­h, weil die Teilnehmer 1976 bis 1986 Duplikate der Original Olym piamedaill­en der Jahre 1896 bis 1948

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