Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Riese mit dem feinen Händchen
AZ Elferkette Bernhard Benke, Neuzugang der BG Leitershofen-Stadtbergen, hat mit Rathiopharm Ulm schon BBL und Europacup gespielt. Warum Nowitzki sein Idol ist
Stadtbergen Trotz seiner 20 Jahre hat Bernhard Behnke, der seit seinem zehnten Lebensjahr im Verein Basketball spielt, schon viel erlebt. Der im vergangenen Jahr um drei Zentimeter auf 2,09 Meter gewachsene Ulmer durfte 2016 im Team von Rathiopharm Ulm im Audi Dome gegen den FC Bayern München in der Bundesliga (BBL) und wenig später sogar im Europacup debütieren. Seit Beginn dieser Saison spielt der Riese, der an der Uni Augsburg ein Studium zum Wirtschaftsingenieur absolviert, für den Regionalligisten BG LeitershofenStadtbergen, obwohl die Ulmer ihn händeringend behalten wollten. „Das war der höchstklassigste Verein im Umkreis, zu dem ich über Kontakte zu Milan Tesic und Michael Dorsch, ehemalige Mitspieler aus Ulmer Zeiten, gekommen bin“, erzählt der Power Forward, der auch Center spielen kann. In der AZ-Elferkette verrät der Mann mit der Nummer 13 auch, wer sein großes Vorbild ist und wo er sich seine Six-Packs holt.
● Michael Jordan oder Dirk Nowitzki? Nowitzki ist ein mein absolutes Idol. Nicht nur weil er deutsch ist, auch was er in der NBA geleistet hat und wie er durch sein sympathisches Auftreten, auf und neben dem Feld überzeugt, bringt mich immer wieder ins Staunen. Er tickt anders wie viele hochnäsige Spieler seines Kalibers, einfach ein sensationeller Typ. Michael Jordan war der Beste aller Zeiten, aber leider nicht mehr ganz meine Ära.
● Fisch oder Fleisch?
Ganz klar Fleisch! Bis vor zwei Jahren hasste ich Fisch sogar. Jetzt darf es schon mal eine Dose Thunfisch sein, was aber das höchste der Gefühle ist (lacht). Wenn ich zwischen Uni und Basketball mal einen Tag entfliehen kann und die Reise in die Heimat antrete, macht mir meine Mama meine heiß geliebte Lasagne. Abends gibt es dann meist Kässpätzle. Da fährt man doch gerne nach Hause. Ein Traum.
● Metallica oder Nena?
Hier muss ich passen. Aber muss ich mich entscheiden, fällt meine Wahl auf Nena. Da kommt mir sofort „99 Luftballons“auf die Lippen. Diesen Song kann ich einfach immer hören. Generell mag ich amerikanischen Hip-Hop, deshalb habe ich mit Rock und Schlagern nur wenig am Hut. Da tickt unser Emotional-Leader Johny Genck anders. Er gilt als Kangaroo-Unikat und haut nach Siegen schon mal den einen oder anderen Klassiker aus der Kategorie Ballermann-Hits raus. Was ich dann aber nach gewonnenen Spielen und emotionalen Teamleistungen auch komplett abfeiere.
● Offense oder Defense? Schwierige Frage. Um ein kompletter Spieler zu sein, gehört beim Basketball immer eine gewisse Balance aus beidem dazu. Ich persönlich sehe mich aber in der Defense stär- ker, da ich durch meine Größe und die langen Arme in der Zone sehr präsent bin und viele Rebounds runter pflücke. Ich will mich jetzt aber hier nicht als Defense-Monster darstellen (lacht). In meiner Teamrolle als Power-Forward entdecke ich aber nach und nach auch meine Qualitäten in der Offense.
● Wildwuchs oder Babypo?
Da bei mir der Bartwuchs noch in den Startlöchern steht, schmückt mich aktuell noch der Babypo, sonst ist das ja nichts Halbes und nichts Ganzes (lacht). Wenn sich aber alles nach meinen Vorstellungen entwickelt, priorisiere ich einen schönen, gepflegten und flächendeckenden Drei-Tage-Bart. Sollte es dann bis hin zum Wildwuchs reichen, hab ich natürlich auch nichts dagegen.
● Bier oder Wein?
In meiner Jugend – so zwischen 15 und 16 Jahren – begann alles mit Bier. Dabei ist es auch geblieben. Das ist für mich als Studenten auch die billigere Variante (lacht). Ich bin kein Fan von Wein, schon gar nicht von Rotem. Nach dem Training gibt es bei uns in der Kabine des Öfteren ein Kameradschaftsbier. Da kann ich mir leider keines gönnen, da ich mit dem Auto zur Halle komme und noch in der Probezeit bin. Aber wenn ich nach Auswärtsspielen nicht gerade den Teambus fahre, hole ich für uns gerne mal einen SixPack von der nächsten Tanke.
● Krafttraining oder Waldlauf? Krafttraining ist für mich essenziell. Wenn ich als 20-Jähriger in der ersten Herrenmannschaft mithalten möchte, muss schon ein gute Kombination aus Masse und Athletik vorhanden sein. Was ich am Training im Fitnessstudio mag, dass man seine Muskulatur spürt und durch Disziplin und Kontinuität am Ende des Tages auch was zu sehen ist. Meine Ausdauer hole ich mir durch fokussierten Einsatz in den wöchentlich dreimaligen Trainingseinheiten. Waldläufe laufen dann eher geschmeidig ab, um den Kopf frei zu bekommen, neue Kräfte zu schöpfen und die Natur zu genießen.
● Dreier oder Korbleger?
Wenn ich auf dem Feld stehe, muss ich mich blitzschnell entscheiden. Dann ziehe ich meist den Korbleger vor. Er ist von der Trefferquote einfach um einiges hochprozentiger. Uns großen Spielern jagt durchaus der Ruf nach, eine schlechte Wurfstatistik von außen zu haben. Das kann ich über mich nicht sagen. Wenn ich für einen komplett offenstehenden Schuss von draußen freigespielt werde, sitzt dieser auch (lacht). Unser Coach verlangt das auch von mir, dass ich die Dreier annehme, was ich aus meiner Ulmer Vergangenheit so nicht gewohnt war. Dort haben die „Big-Men´s“nur selten Dreier genommen.
● Chaotisch oder sortiert? Komplett sortiert! Die dafür nötige Disziplin wurde mir von meinem Elternhaus und knapp zehn Jahren Jugend-Bundesliga mit auf dem Weg gegeben. So musste ich mich auch erst an meinen WG-Mitbewohner hier in Augsburg gewöhnen, der den Abwasch schon mal längere Zeit auf sich warten lässt. Das war mir anfangs echt ein Dorn im Auge, da so etwas bei mir niemals in Frage kommen würde. Ich bin trotz meines Studentenlebens auch ein leidenschaftlicher Frühaufsteher. Ich liebe es, schon vor der Uni im Fitnessstudio zu rackern.
● Häuptling oder Indianer?
Ich bin privat wie auch im Sport ein gelassener und abwartender Typ, was jetzt aber nicht heißt, dass ich schüchtern bin (lacht). Im Team gehöre ich zu den jüngeren Spielern. Daher ist es üblich, sich erst mal unterzuordnen. Sehe ich aber im Spiel die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen, wachse ich durchaus gerne in eine Führungsposition. Da spielen meistens die Emotionen und die Tagesform eine große Rolle.
● Regionalliga oder Bundesliga? Das Ziel sollte immer das höchstmögliche sein – und das ist in Deutschland die BBL. Dort sind die Infrastrukturen und alles drum herum natürlich besser als in der Regionalliga. Derzeit bin ich aber sehr glücklich für die Kangaroos zu spielen, da es für mich als jungen Spieler enorm wichtig ist, Einsatzzeiten und Matchpraxis zu sammeln. Unser Team ist super und für mich sind hier alle Gegebenheiten geschaffen, um weiter zu reifen. Was ich aus bestimmten Spielsituationen mitnehmen kann, ist auch durch noch so viel Training nicht zu erarbeiten.