Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Retten Sie die SMS!

Mobilfunk Nach 25 Jahren ist die Kurzmittei­lung vom Aussterben bedroht

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg Immerhin in der Politik wird noch gesimst, also via SMS kommunizie­rt. Die Kanzlerin führt seit Jahren Regie per Kurzmittei­lung und auch ihr Vize bekommt die wichtigste­n Ansagen nach wie vor per SMS – und zwar von zu Hause. In einer Talkshow erzählte Sigmar Gabriel gerade, wie seine Frau auf das Aus der Jamaika-Sondierung­en reagiert hat. In der Ahnung, dass es nun doch noch einmal zu einer Großen Koalition kommen und ihr Mann Minister bleiben könnte, schickt sie ihm eine knappe SMS: „Sag nicht, es geht weiter!“

Überhaupt scheint die 40-Jährige ein recht unverkramp­ftes Verhältnis zum politische­n Tun ihres Gatten zu haben. Nach der Bundestags­wahl, die für Gabriels SPD im Desaster endete, fragt sie ihn lapidar: „Und? Hast du dich schon daran gewöhnt, nicht mehr Herr Wichtig zu sein?“Aber das ist eine andere Geschichte. Zurück zur SMS. Die ist gestern 25 Jahre alt geworden – und hat ihre besten Tage hinter sich. Die Mobilfunka­nbieter, die einst 20 Cent (pro Nachricht mit höchstens 160 Zeichen!) kassierten, denken wehmütig an die Zeit zurück, bevor kostenlose Dienste wie WhatsApp die Preise verdarben. 2012 haben allein die Deutschen 60 Milliarden SMS verschickt, die sie umständlic­h in klobige Nokia-Handys eingeben mussten. Das Verb „simsen“schaffte es in den Duden. Doch wie das so ist mit der modernen Technik, hatte auch die Kurzmittei­lung nur eine begrenzte Lebensdaue­r. Letztes Jahr waren es noch 12,7 Milliarden SMS – Tendenz fallend. In der allererste­n Nachricht vor 25 Jahren wünschte übrigens ein Software-Entwickler „Merry Christmas“. In diesem Sinne: Retten Sie die SMS und schicken Sie dieses Jahr doch mal wieder eine gute alte Weihnachts-Kurzmittei­lung an ihre Lieben. Schließlic­h ist die SMS jetzt „retro“und damit schon wieder in.

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