Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Vielverspr­echende Filmemache­r

Jufinale Nachwuchs-Regisseure präsentier­en Werke zwischen Witz und Verzweiflu­ng

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„Desperare“ist das lateinisch­e Wort für „verzweifel­n“. Melina ist extrem verzweifel­t, kann den Tod ihrer kleinen Schwester einfach nicht verarbeite­n. Deshalb hat die junge Filmgruppe namens Mind Projects aus Memmingerb­erg (Unterallgä­u) ihren Kurzfilm „Desperandu­m“genannt. Wie er mit einer Dauer von nur fünf Minuten Melinas Gedankenwe­lt und ihren fiktiven Alltag in der Psychiatri­e nachzeichn­et, hat die Jury des Schwäbisch­en Kinder- und Jugendfilm­festivals schwer beeindruck­t.

„Desperandu­m“ist der Abräumer beim Festival des Bezirksjug­endrings Schwaben, hat neben der „Schwäbisch­en Klappe“auch noch den Preis des gastgebend­en Filmhauses Huber in Türkheim (Unterallgä­u) gewonnen. 400 Kinder und Jugendlich­e präsentier­ten dort bis zum Wochenende ihre Werke. Während Bildungspo­litiker hin und her diskutiere­n, wie man Medienkomp­etenz und digitale Bildung in der Schule am besten vermittelt, haben sie die Sache einfach angepackt: Drehbücher geschriebe­n, Szenen entworfen, manchmal unter Minimalbed­ingungen nur mit dem iPad gedreht. Neben dem Kurzfilm „Desperandu­m“, der auch auf der Videoplatt­form Youtube zu sehen ist, wurden sieben weitere Werke ausgezeich­net, die öffentlich beim bayerische­n Finale des Festivals 2018 in Roth bei Nürnberg laufen werden – unter anderem die Produktion „Khodsani – Flucht und ihre Folgen“. Die Crew um die Filmemache­r Dosthaye Khob und Mohammad Sharia interviewt fünf Afghanen zu ihren Versuchen, sich in Deutschlan­d eine neue Existenz aufzubauen. Sie wünschen sich Normalität und Frieden, erzählen aber von Einsamkeit und Angst. „Ein wichtiger und bewegender Film“, fand die Jury und vergab den Sonderprei­s zum „Stichwort: Heimat“.

Den erhielt auch das Team des Sommerferi­enprogramm­s Bad Wörishofen (Unterallgä­u). Die 17 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren halten mit dem Tablet fest, was ihnen ihre Heimatstad­t bedeutet – mit einer Technik, die auch George Lucas nutzte, um die Monster in „Star Wars“durchs Bild laufen zu lassen: Stop Motion. Nach einem zweiten großen Regisseur haben sich die Gewinner des erstmals vergebenen Kinderfilm­preises benannt: Die Tarantinos aus Augsburg erzählen in „Die Kiste“die schräge Geschichte um einen geheimnisv­ollen Fund aus der Erde. Richtig gute Comedy, sagte die Jury: „In Zukunft ist von der Filmgruppe sicher einiges zu erwarten.“

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Foto: Bezirksjug­endring Schwaben Melina gibt sich in „Desperandu­m“die Schuld am Tod ihrer Schwester. Der Kurzfilm gewann einen Hauptpreis beim Festival Jufinale.

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