Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Stadt will Lechhauser Gewerbegebiet erweitern
Infrastruktur Südlich der Derchinger Straße soll eine neues Areal geschaffen werden. Bestehende Areale werden zudem revitalisiert, um den Flächenverbrauch zu bremsen
Das Augsburger Unternehmen Stonner, das seit 50 Jahren deutschlandweit Inneneinrichtungen für große Unternehmen baut, musste im August einen harten Schlag wegstecken: Weil das Firmengelände an der Eichleitnerstraße, auf dem Stonner Mieter ist, verkauft wird, muss bis März 2018 eine neue Bleibe her. Gesucht wurden deshalb Produktionsflächen in einer Größe zwischen 3000 und 5000 Quadratmetern, plus Büros und Stellplätze für die 50 Mitarbeiter. Eine schwer zu lösende Aufgabe, wie Geschäftsführer Detlev Schmidt berichtet. Weil nichts Passendes zu finden war, habe man sich nun auf einen Kompromiss eingelassen mit der Option der Optimierung. Die entsprechenden Verträge seien aber noch nicht unterschrieben, sagt er.
Das Beispiel zeigt, dass in Augsburg nicht nur Wohnflächen, sondern auch die Flächen für Firmen und Fabriken knapp werden: „Die Nachfrage hat in den vergangenen Jahren angezogen“, sagt Wirtschaftsbürgermeisterin Eva Weber (CSU). Grund sei die gute Konjunktur. Das Stadtentwicklungskonzept, das derzeit erarbeitet wird, sieht ein knappes Angebot an Gewerbeflächen als Risiko für die Entwicklung.
Weber sieht die Lage momentan noch nicht als dramatisch an, sagt aber auch: „In einer wachsenden Stadt wird es schwieriger, noch freie Flächen bereitzuhalten, auch wenn sie nicht komplett ausgehen“. Man gehe davon aus, dass jährlich ein Bedarf an zwölf bis 15 Hektar bestehe. Dies werde man bis 2030 erfüllen können. Künftig werde im neuen Viertel Haunstetten Südwest auch Platz für Gewerbe sein, zudem gebe es noch Flächen im Innovationspark und am Flughafen.
Der Air-Park kommt allerdings nur sehr schleppend voran, weil er für „luftfahrtaffines Gewerbe“vorgesehen ist, der Innovationspark nahe der Uni ist im Werden, wobei im ersten Bauabschnitt schon fast alle Flächen optioniert oder verkauft sind. Zudem denkt die Stadt konkret darüber nach, ein neues Gewerbegebiet zwischen der Derchinger und der Südtiroler Straße in Lechhausen auszuweisen. Es läge zwischen kleiner und großer Ostumgehung und soll für kleinere und mittelständische Betriebe Grundstücke bieten. Anfang 2018 sollen die Pläne im Stadtrat vorgestellt werden. Bis tatsächlich gebaut werden kann, dürften eineinhalb bis zwei Jahre vergehen. Der genaue Umgriff des Gebiets ist laut Stadt momentan noch unklar. Insofern die Info-Grafik nur die größtmögliche Ausdehnung des Gebiets.
Zwar gibt es auch im Umweltpark im Lechhauser Norden noch mehrere freie Grundstücke, doch diese gehören Landwirten, die sie weiter als Ackerland nutzen wollen und nicht verkaufen möchten. Auch am Unteren Talweg in Haunstetten gibt es eine ähnliche Situation. „Wir werden auch bestehende Flächen revitalisieren müssen“, sagt Weber und verweist auf die Bemühungen, ein Konzept für das in die Jahre gekommene Lechhauser Gewerbegebiet zu entwickeln. Das entstand in den 50er und 60er Jahren und unterscheidet sich deutlich von modernen Gewerbeparks. Grünflächen etwa, wo die Beschäftigten ihre Mittagspause verbringen können, gibt es so gut wie keine, Supermärkte ebenfalls nicht. Das sind Themen, die angegangen werden sollen. „Heute achtet man darauf, Arbeit und Leben zu vermischen“, so Weber. Zudem sind Gebäude und Straßen deutlich in die Jahre gekommen. Auch etliche andere über Stadtgebiet verstreute Gewerbegebiete gelzeigt ten als entwicklungsbedürftig. „Es ist sinnvoll, diese Flächen zu nutzen, die ohnehin schon versiegelt sind“, sagt Weber. Abgesehen davon gebe das Augsburger Stadtgebiet wenig Raum für großflächige Ansiedlungen.
Die Frage ist, inwieweit diese überhaupt noch kommen werden. Ein großes zusammenhängendes Areal gibt es momentan noch östlich der Abfallverwertung. Es ist die größte Fläche am Stück für Gewerbe, die es momentan in Augsburg gibt. „Wir werden aber wohl keine riesigen Firmenansiedlungen mehr bekommen“, glaubt Weber. Der Werksbau von Premium Aerotec nahe des Fußballstadions werde wohl auf absehbare Zeit die letzte Fabrikhalle mit derartigen Ausmaßen sein. Vor diesem Hintergrund müsse man sich überlegen, wie es mit diesem Areal weitergehen soll. Langfristig setzt die Stadt ohnehin darauf, auch im Bereich Forschung und Entwicklung noch zuzulegen, um die Wirtschaft auch abseits des produzierenden Gewerbes breiter aufzustellen. Die Ansiedlung von Logistik-Firmen, die sich zuletzt aufs Umland konzentrierten, sieht die Stadt zurückhaltend. Sie verbrauchten viel Fläche, brächten aber in der Relation wenig Arbeitsplätze, so Weber.