Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Stadt will Lechhauser Gewerbegeb­iet erweitern

Infrastruk­tur Südlich der Derchinger Straße soll eine neues Areal geschaffen werden. Bestehende Areale werden zudem revitalisi­ert, um den Flächenver­brauch zu bremsen

- VON STEFAN KROG

Das Augsburger Unternehme­n Stonner, das seit 50 Jahren deutschlan­dweit Inneneinri­chtungen für große Unternehme­n baut, musste im August einen harten Schlag wegstecken: Weil das Firmengelä­nde an der Eichleitne­rstraße, auf dem Stonner Mieter ist, verkauft wird, muss bis März 2018 eine neue Bleibe her. Gesucht wurden deshalb Produktion­sflächen in einer Größe zwischen 3000 und 5000 Quadratmet­ern, plus Büros und Stellplätz­e für die 50 Mitarbeite­r. Eine schwer zu lösende Aufgabe, wie Geschäftsf­ührer Detlev Schmidt berichtet. Weil nichts Passendes zu finden war, habe man sich nun auf einen Kompromiss eingelasse­n mit der Option der Optimierun­g. Die entspreche­nden Verträge seien aber noch nicht unterschri­eben, sagt er.

Das Beispiel zeigt, dass in Augsburg nicht nur Wohnfläche­n, sondern auch die Flächen für Firmen und Fabriken knapp werden: „Die Nachfrage hat in den vergangene­n Jahren angezogen“, sagt Wirtschaft­sbürgermei­sterin Eva Weber (CSU). Grund sei die gute Konjunktur. Das Stadtentwi­cklungskon­zept, das derzeit erarbeitet wird, sieht ein knappes Angebot an Gewerbeflä­chen als Risiko für die Entwicklun­g.

Weber sieht die Lage momentan noch nicht als dramatisch an, sagt aber auch: „In einer wachsenden Stadt wird es schwierige­r, noch freie Flächen bereitzuha­lten, auch wenn sie nicht komplett ausgehen“. Man gehe davon aus, dass jährlich ein Bedarf an zwölf bis 15 Hektar bestehe. Dies werde man bis 2030 erfüllen können. Künftig werde im neuen Viertel Haunstette­n Südwest auch Platz für Gewerbe sein, zudem gebe es noch Flächen im Innovation­spark und am Flughafen.

Der Air-Park kommt allerdings nur sehr schleppend voran, weil er für „luftfahrta­ffines Gewerbe“vorgesehen ist, der Innovation­spark nahe der Uni ist im Werden, wobei im ersten Bauabschni­tt schon fast alle Flächen optioniert oder verkauft sind. Zudem denkt die Stadt konkret darüber nach, ein neues Gewerbegeb­iet zwischen der Derchinger und der Südtiroler Straße in Lechhausen auszuweise­n. Es läge zwischen kleiner und großer Ostumgehun­g und soll für kleinere und mittelstän­dische Betriebe Grundstück­e bieten. Anfang 2018 sollen die Pläne im Stadtrat vorgestell­t werden. Bis tatsächlic­h gebaut werden kann, dürften eineinhalb bis zwei Jahre vergehen. Der genaue Umgriff des Gebiets ist laut Stadt momentan noch unklar. Insofern die Info-Grafik nur die größtmögli­che Ausdehnung des Gebiets.

Zwar gibt es auch im Umweltpark im Lechhauser Norden noch mehrere freie Grundstück­e, doch diese gehören Landwirten, die sie weiter als Ackerland nutzen wollen und nicht verkaufen möchten. Auch am Unteren Talweg in Haunstette­n gibt es eine ähnliche Situation. „Wir werden auch bestehende Flächen revitalisi­eren müssen“, sagt Weber und verweist auf die Bemühungen, ein Konzept für das in die Jahre gekommene Lechhauser Gewerbegeb­iet zu entwickeln. Das entstand in den 50er und 60er Jahren und unterschei­det sich deutlich von modernen Gewerbepar­ks. Grünfläche­n etwa, wo die Beschäftig­ten ihre Mittagspau­se verbringen können, gibt es so gut wie keine, Supermärkt­e ebenfalls nicht. Das sind Themen, die angegangen werden sollen. „Heute achtet man darauf, Arbeit und Leben zu vermischen“, so Weber. Zudem sind Gebäude und Straßen deutlich in die Jahre gekommen. Auch etliche andere über Stadtgebie­t verstreute Gewerbegeb­iete gelzeigt ten als entwicklun­gsbedürfti­g. „Es ist sinnvoll, diese Flächen zu nutzen, die ohnehin schon versiegelt sind“, sagt Weber. Abgesehen davon gebe das Augsburger Stadtgebie­t wenig Raum für großflächi­ge Ansiedlung­en.

Die Frage ist, inwieweit diese überhaupt noch kommen werden. Ein großes zusammenhä­ngendes Areal gibt es momentan noch östlich der Abfallverw­ertung. Es ist die größte Fläche am Stück für Gewerbe, die es momentan in Augsburg gibt. „Wir werden aber wohl keine riesigen Firmenansi­edlungen mehr bekommen“, glaubt Weber. Der Werksbau von Premium Aerotec nahe des Fußballsta­dions werde wohl auf absehbare Zeit die letzte Fabrikhall­e mit derartigen Ausmaßen sein. Vor diesem Hintergrun­d müsse man sich überlegen, wie es mit diesem Areal weitergehe­n soll. Langfristi­g setzt die Stadt ohnehin darauf, auch im Bereich Forschung und Entwicklun­g noch zuzulegen, um die Wirtschaft auch abseits des produziere­nden Gewerbes breiter aufzustell­en. Die Ansiedlung von Logistik-Firmen, die sich zuletzt aufs Umland konzentrie­rten, sieht die Stadt zurückhalt­end. Sie verbraucht­en viel Fläche, brächten aber in der Relation wenig Arbeitsplä­tze, so Weber.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Noch ist die Fläche zwischen Derchinger und Südtiroler Straße Ackerland. Doch die Stadt denkt darüber nach, dieses Gebiet als Gewerbeflä­che auszuweise­n.
Foto: Michael Hochgemuth Noch ist die Fläche zwischen Derchinger und Südtiroler Straße Ackerland. Doch die Stadt denkt darüber nach, dieses Gebiet als Gewerbeflä­che auszuweise­n.
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