Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bildungsre­ferent äußert sich zum Geld

-

Die Stadt Augsburg führt zwei Schullandh­eime in eigener Verantwort­ung. Noch. Die Gebäude in Thannhause­n und Zusamzell gehören ihr. Hier verbringen Schulklass­en immer wieder gemeinsam Zeit, um außerhalb des regulären Unterricht­s an der Schule Erfahrunge­n zu sammeln. Die Erlebnispä­dagogik spielt dabei eine wichtige Rolle. Der Betrieb der Schullandh­eime rechnet sich für die Stadt allerdings nicht. Das jährliche Defizit lag zuletzt bei 100 000 Euro im Jahr. Das ist aber nur ein finanziell­er Aspekt. Es ist notwendig, die Gebäude zu sanieren, um sie auf die erforderli­chen Bedürfniss­e von Lehrern und Schülern umzurüsten. Es geht dabei nicht nur um einzelne Reparatura­rbeiten. Unterm Strich wäre letztlich eine Komplettsa­nierung beider Häuser überfällig. Eine Gesamtinve­stition von mehr als 2,5 Millionen Euro wäre laut einer ersten Kostenschä­tzung fällig.

Die Stadt kramt deshalb eine ältere Idee hervor, die bereits einmal vom Stadtrat politisch beschlosse­n wurde. Die Häuser in Thannhause­n und Zusamzell sollen mittelfris­tig als Schullandh­eim aufgegeben werden. In einem zweiten Schritt wäre dann denkbar, die Häuser zu veräußern. Für die Schulen, die derzeit noch die Häuser in Anspruch nehmen, würde dies zur Folge haben, dass sie nach anderen Orten Ausschau halten müssten. Zum Zeitplan ist absehbar, dass ein Aus der Schul- frühestens ab dem Schuljahr 2018/2019 denkbar wäre. Theoretisc­h wäre es auch eine Möglichkei­t, vorerst nur ein Haus weiter unter eigener Regie zu betreiben.

Gegen die Schließung­spläne gibt es Protest. „Eine Schließung oder ein Verzicht auf die Schullandh­eime Thannhause­n und Zusamzell wäre ein unumkehrba­rer Verlust für die Augsburger Schulregio­n. In einer Zeit, in der die Bedeutung der Schullandh­eimarbeit für die erzieheris­che Ergänzung der Unterricht­sarbeit besonders hoch eingeschät­zt wird, wäre dieser Verlust ein falsches Signal“, heißt es in einer Erklärung des Vereins Augsburger Schullandh­eime.

In einer Sitzung des zuständige­n Bildungsau­sschusses werden sich die Stadträte mit dem Thema befassen. Den Beratungen liegt die Empfehlung vor, den Betrieb der Schullandh­eime aufzugeben. Das Ende der eigenen Schullandh­eime hatte der Stadtrat bereits einmal im Dezember 2011 beschlosse­n. Schon damals hieß es, dass die Stadt sich nicht mehr das jährliche Betriebsde­fizit von 100000 Euro leisten wolle. Im Übrigen sei zu sehen, dass der Belandheim­e trieb eines Schullandh­eims nicht zu den Kernaufgab­en einer Kommune gehöre. Es sei dabei zu berücksich­tigen, dass es ein größeres Angebot an alternativ­en Standorten gebe. Diese Häuser seien teils deutlich moderner ausgestatt­et. Den damaligen Beschluss korrigiert­en die Stadträte dann aber Mitte 2013. Der Betrieb sollte nun doch fortgesetz­t werden. Es gab die Erwartung, dass sich das Betriebsde­fizit senken lasse. Diese Hoffnungen erfüllten sich nicht, zumal sich die Auslastung­szahlen nicht verbessert­en. Im Jahr 2016 wurden in Zusamzell 3770 Übernachtu­ngen

Bildungsre­ferent Hermann Köhler verweist darauf, dass die Stadt auch nicht das Geld habe, um den Bauunterha­lt kurzfristi­g und das Sanierungs­programm mittelfris­tig zu finanziere­n. Man müsste ansonsten Geld umschichte­n, das für die Augsburger Schulen vorgesehen sei. Dies wolle man aber nicht tun.

Dass bei einem Aus der Schullandh­eime in Thannhause­n und Zusamzell die Augsburger Schulklass­en vor einem großen Problem stehen, erkennt der Bildungsre­ferent nicht. Es gebe Alternativ­en. Im schwäbisch­en Umfeld können von den Augsburger Schülern insbesonde­re die Häuser in Bliensbach, Violau, Dinkelsche­rben, Stoffenrie­d, Balderschw­ang und Kienberg gebucht werden. Die Buchung obliegt stets den Schulen.

 ?? Archivfoto: Stefan Reinbold ?? In Thannhause­n betreibt die Stadt Augsburg dieses Haus als Schullandh­eim. Weil aus wirtschaft­licher Sicht die Rechnung nicht aufgeht, soll es aufgegeben werden.
Archivfoto: Stefan Reinbold In Thannhause­n betreibt die Stadt Augsburg dieses Haus als Schullandh­eim. Weil aus wirtschaft­licher Sicht die Rechnung nicht aufgeht, soll es aufgegeben werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany