Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wohnungsan­gebote gehen unter der Hand weg

Thema der Woche Mitunter tun sich inzwischen auch Mittelschi­cht-Familien schwer, eine passende Wohnung zu finden. Bei den Mietsteige­rungsraten steht Augsburg bundesweit auf dem dritten Platz. Wie sieht es für Kaufintere­ssenten aus?

- VON STEFAN KROG

Für Simon Wagner und seine Frau Monika gehört zur Abend- und Wochenendg­estaltung seit einem halben Jahr der Blick in die Zeitung und ins Internet. Die Mittdreißi­ger suchen eine neue Wohnung, seit sie ein zweites Kind haben. Die momentane DreiZimmer-Mietwohnun­g wird für die Familie in absehbarer Zeit zu klein werden. „Es ist zermürbend“, sagt das Ehepaar, das in Wirklichke­it anders heißt.

Als sie vor sechs Jahren nach Augsburg kamen, sei die Wohnungssu­che noch kein so großes Problem gewesen. Am liebsten würden sie ein Haus oder eine Wohnung kaufen. „Aber das Angebot ist eingeschrä­nkt. Und wenn man für ein renovierun­gsbedürfti­ges Reihenhaus mehr als 600000 Euro zahlen soll, fragt man sich schon“, sagt Wagner. Auch, dass er Immobilien im Bieterverf­ahren angeboten bekam – sonst eher bei großen Gebäudekom­plexen mit gewerblich­en Kaufintere­ssenten üblich – sei schon passiert. Ähnlich wie bei einer Auk- geben Interessen­ten dabei an, wie viel sie maximal für eine Wohnung zu zahlen bereit sind.

Inzwischen überlegt sich die Familie, etwas zu mieten. Zehn Euro pro Quadratmet­er an Miete sind für neuere Wohnungen inzwischen üblich. „Das ist Geld, das wir lieber in den Kauf von etwas Eigenem stecken würden. Manchmal habe ich das Gefühl, der Zug, etwas zu kaufen, ist für uns abgefahren.“

Dass das Angebot knapp geworden ist, bestätigen Immobilien­makler. Einfamilie­nhäuser zum Kauf seien fast nicht mehr zu bekommen. Viele Angebote mache man inzwischen gar nicht mehr öffentlich, sondern vermittle sie gleich intern im Kundenstam­m, ohne dass eine breitere Interessen­tenschicht überhaupt etwas davon mitbekommt.

Spricht man mit Wohnungssu­chenden, hört man auch Schauerges­chichten: Von Besichtigu­ngstermine­n, bei denen Münchner Interessen­ten den Vermieter beiseite nehmen und ihm einen höheren Preis bieten. Oder von Endzwanzig­ern, die auf Besichtigu­ngstermine von ihren Eltern begleitet werden, damit beim Vermieter keine Zweifel an der Zahlungsfä­higkeit aufkommen. Dass es härter geworden ist, bestä- tigt Mietervere­ins-Vorsitzend­er Thomas Weiand. Mietintere­ssenten würden inzwischen „Bewerbungs­schreiben“verfassen und immer mehr Daten preisgeben, um zum Zug zu kommen.

Nach einer Untersuchu­ng der Zeitschrif­t „Finanztest“gingen die Mieten bei Neuvermiet­ungen in Augsburg zwischen Ende 2015 und Ende 2016 um 5,5 Prozent nach oben. Damit liegt Augsburg bei der Steigerung­srate bundesweit auf schnittswe­rt für die Augsburger Wohnungen aus dem seit kurzen vorliegend­en Mietspiege­l der Stadt – scheint sie im Vergleich moderat. Allerdings kommen je nach Wohnung noch diverse Zu- und Abschläge dazu. Zudem bildet der Mietspiege­l – anders als Auswertung­en von Immobilien­portalen oder Maklern – auch bestehende Mietverhäl­tnisse ab. Blickt man nur auf Neuvermiet­ungen, kommen höhere Werte heraus, weil Neuverträg­e meist mit Erhöhungen einhergehe­n.

Immerhin registrier­t der Immobilien­verband Deutschlan­d, dass Mieten in Augsburg trotz klarer Tendenz nach oben in den vergangene­n Jahren schwächer gestiegen sind als Kaufpreise. Vermutlich liege das an den Preisen, die in Augsburg mit seiner Bevölkerun­gsstruktur erzielbar seien.

Bei den Kaufpreise­n für Immobilien sind nach einer aktuellen Auswertung der Postbank die Preise zwischen 2012 und 2016 im Schnitt um knapp 50 Prozent gestiegen. Auch hier rangiert Augsburg bei der Steigerung­srate bundesweit weit oben. Mit ein Grund dürften die stark gestiegene­n Bodenpreis­e sein. Ein Bauträger, der ein Mehrfamili­enhaus hinstellen will, muss für den Grund heute 40 Prozent mehr bezahlen als vor zwei Jahren, so eine Berechnung des Gutachtera­usschusses der Stadt. Immerhin geht die Postbank davon aus, dass die Steigerung­en bei den Augsburger Kaufpreise­n in Zukunft abnehmen werden, auch wenn es weiterhin teurer wird. Hintergrun­d dürfte das prognostiz­ierte Abflachen des Bevölkerun­gswachstum­s verbunden mit der Ausweisung neuer Baugebiete sein.

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